Dienstag, 10. November 2009

Doch bevor passierte das, was passieren mußte.
Kaum ein Kind könnte diese Neuigkeit für sich behalten.
Und schon gar nicht vor dem geliebten Papa.

"Red'  keinen Unsinn, Marti!" Streng klang Stefans Stimme, streng und vor Schreck sehr schroff.
"Was sagtest du da? Deine ... deine Mami wär'  dagewesen? Das kann nicht sein, das hast du geträumt, Kind!"
Ungewohnt trotzig stampfte Martina mit einem Fuß auf.
"Sie war da, Papi!" Die Kleine nickte bestimmt. Sah hilfesuchend zu Frau Moser, welche
verlegen ihre Hände wand.
"Stimmt das, Tante? Oder hast du ihr so etwas Dummes eingeredet?!" Er schüttelte ungläubig seinen Kopf. "Du bist doch sonst immer so vernünftig, wie kannst....."
"Jetzt ist es aber genug, Stefan,"unterbrach ihn da Klara energisch,"und ja, sie war da! Punktum!
Sie hat Marti besucht. Sie ist eine Mutter, Stefan, die Mutter von deinem Kind!"

Aprupt wandte sich der Mann ab und ballte die Hände zu Fäusten.
"Mutter," kam es verächtlich von seinen Lippen.
Er drehte sich wieder um und ging auf Klara Moser zu, die vor seinem lodernden Blick erschrocken zurückwich.
"Mutter.....Mutter war die Meine und Mutter bist auch du meinem Kind, aber...aber diese Frau,
die ist keine Mutter, die ist nie eine gewesen, die hat mir ein Kind zur Welt gebracht, mehr nicht!"

"Papa...wie...wie kannst du nur sowas sagen!" weinte die kleine Martina auf und lief schluchzend
in ihr Zimmer.
"Ist dir jetzt wohler...ja?"fragte Frau Moser böse.
"Wie kannst du nur deine Beherrschung dermassen vergessen vor dem Kind? Die arme Kleine!!"

"Was...was hat sie denn?"fragte Stefan Richter.
Er verstand die Welt nicht mehr.
Schließlich war ja er der Arme, der Verlassene, der Betrogene und nichts und niemand sonst.....
"Das würde ich an deiner Stelle sie schon selber fragen," antwortete Frau Moser.
Ihre Stimme triefte vor Spott.
War der Neffe schon so blind vor Wut, daß sein kleines Kind gescheiter war als er selbst?

Kopfschüttelnd ging Stefan in das Zimmer, in welchem er seine Tochter bitter weinen hörte.
Still setzte er sich neben sie.
Das hatte er nicht gewollt.
Nahm sie in seine Arme.
"Du...du hast sie lieb, deine Mami, ja?"sprach er leise.
Er merkte, wie die Kleine nickte und murmelte:"Erzähl'  dem Papi, ja?"
Nichts regte sich, aber das Schluchzen war verstummt.
"Du bist böse auf Papi?"
"Nein, ich hab'  dich ja so lieb, Papi, aber ...du...du darfst nie wieder sowas Schlimmes über die Mami sagen!"
Sie schlang die Ärmchen um seinen Hals und gab ihm treuherzig einen Kuß auf die Nase.
"Ja, weißt du, Papi, Mami ist wunderschön. Wie die Prinzessin, das Schneewittchen in meinem
Märchenbuch....so schön...und so gut, Papi.Nur, ich glaub', sie ist sehr traurig. Ich glaub', daß sie geweint
hat. Viki war auch hier...."
"Viki? Aha. Wie sieht er denn aus?"
"Fast wie Mami, ja, fast. Er ist so süß. Papi?"
"Hm?"
"Hast du die Mami auch lieb?"
Der Mann schloß für einen Moment die Augen.
Warum nur fragte seine Tochter ihn gerade das. Warum mußte er ihre Frage beantworten,
jene Frage, welche er seit Jahren durch Härte verdrängt hatte?Durch Härte aus Selbstschutz.
"Papi?"
Ihr Stimmchen ließ ihn aufschrecken.
Dann umschloß er das Gesichtchen von Martina mit beiden Händen.
Küßte die zarte Stirne.
"Ja, mein Spatz, ich hab'  sie auch so lieb wie du!"
Sein Blick kam wie aus weiter Ferne zurück und ein wehes Lächeln umspielte
seinen herben Mund.
Dann nahm er Martina wieder in den Arm, wiegte sie sanft hin und her, streichelte ihren Kopf und summte ein Lied.....

Das Lied....Frau Moser, die in der offenen Türe stand, wandte sich um.
Das Lied, daß Danni ihrem Baby gesungen hatte.
'Er liebt sie also noch immer, wenn nicht noch mehr, als vor Jahren. Es ist die unerfüllte
Liebe, die scheinbar verschmähte, scheinbar verratene Liebe, welche besonders weh tut.
Oh lieber Gott, warum quälst du diese beiden Menschen bloß so? Läßt sie, jeden auf seine
Weise, einsam sein ohne den andern. Kannst ruhig ihre Sehnsucht und ihre Liebe
zueinander mitansehen? Sie sind doch wie geschaffen füreinander! Ach Gott! Läßt auch Kinder darunter leiden....wie soll man das verstehen?'
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So ließ Stefan zu, daß Daniela von Sanders noch am letzten Tag sein Haus betreten konnte
mit seinem Wissen, seinem Einverständnis.
Aber sehen, begegnen wollte er ihr nicht.
Es würde alles noch mehr komplizieren, noch mehr schmerzhaft machen.
Allein schon das Bewußtsein, daß die geliebte Frau in seinen Räumen weilte,
ließ ihn unkonzentriert seine Arbeit verrichten.
Denn immer wieder schweiften seine Gedanken in eine Zeit, wo ihre Liebe jung
und stürmisch war.
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Der Abschied war sehr schwer.
Marti bettelte immer wieder:"Nimm'  mich mit, Mami, mich, den Papi und die Tante, bitte!"
Was antwortet man da seinem Kind, wie erklären?
Und Viktor wollte sich ebenfalls nicht von seiner Schwester trennen.

Tränenreich verabschiedete sich Danni, umarmte auch Klara.
Diese hatte ihr die Szene mit Marti nicht verschwiegen.

Danielas Herz war deshalb noch schwerer.
Zu wissen, daß der geliebte Mann noch immer Gefühle für sie hegte, nicht nur Haß,
sondern auch Liebe.
Wenngleich mit viel Unverständnis, da er ja die Wahrheit nicht kannte.
Und sie akzeptierte, daß er sie nicht sehen wollte, ja, sie verstand dies auch.

Als sie in ihren Wagen stieg und mit Viktor davon fuhr, liefen Tränen über ihr ausdrucksvolles
Gesicht.
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Fortsetzung folgt

5 Kommentare:

  1. Oh Luna, das mit den Kindern, das hast du so gut und toll geschrieben, ja, Kinder können die Herzen der Eltern schon öffnen...


    herzlichst Rachel

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  2. Luna! You write so beautifully! Thank you for sharing and have a wonderful day! And thank you for your visit! Coralie

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  3. auch ich wünsche dir ein frohes weihnachtsfest und einen guten rutsch in das neue jahr...

    herzlichst anja

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  4. Hallo Luna.

    Vielen Dank für deine lieben Kommentare. Endlich kann ich mal zurückschreiben.

    Bei dir weiß ich gar nicht wo genau, du hast ja so viele Blogs. Super machst du das, ich hätte da wahrscheinlich schon den Überblick verloren.

    Herzliche Grüße.
    Katharina

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  5. Das hast Du ja toll geschrieben - da habÄ ich mich direkt festgelesen. ;-) Du bist echt vielseitig talentiert!
    Nur - WANN machst Du das alles????? Du scheinst ja nie zu schlafen. Bei mir ists heut' auch mal spät geworden. Aber umgehend gehts ins Bett.
    Möchte dir nur noch Frohe Weihnachten, schöne Festtage, wünschen. Kam leider nicht eher dazu.

    Alles Liebe
    Sara

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