Montag, 31. August 2009





Man sah ihr kaum an, wie sehr sie aufgeregt war.
Hatte sie doch ihr bisheriges Leben nichts anderes
getan bzw gelernt, ihre Gefühle zu verbergen.
Stefan ging ihr entgegen.
"Ich freue mich so! Gnädiges Fräulein, ich hoffe,
sie sind mir wegen meiner Aufdringlichkeit nicht böse!"
"Wäre ich sonst hier?" fragte sie und senkte unter seinem
glücksstrahlenden Blick die Lider.
Und wurde rot, als er ihr die Rose übergab und sie
anlächelte.
'Oh du wunderbares Menschenkind, du bedeutest mir die
ganze Welt, ja, die ganze Welt, gehörest du doch zu mir,
mir ganz allein, ich wäre der glücklichste Mann unter Gottes Himmelszelt!'
dachte er.
Und sie dachte:'Hallo lieber Stefan, wenn du wüßtest, wie unendlich ich mich
freue, dich wiederzusehen. In den letzten Stunden hab' ich das
ersehnt, denn nur du bist mein Träumen und Wachen - und ich weiß selber
nicht, warum, was da geschieht mit mir!'
Er reichte ihr seine Hand und sie legte ihre um vieles kleinere Hand in
die seine.
"Ich...ich hab' mich noch gar nicht vorgestellt,"murmelte Danni
entschuldigend,"ich heiße Daniela Martell."
"Meinen Namen wissen sie ja schon. Stefan Richter," meinte er und
deutete eine Verbeugung an.
Seine Mutter hatte ihn wirklich gut erzogen, ganz nach der 
alten Fason.
Sie setzten sich auf eine der bunten Bänke.
Einige Zeit herrschte peinliches Schweigen zwischen ihnen
und keiner wußte, was er sagen sollte.
Ob man mit diesem Satz zu weit ging oder mit jenem zu
persönlich wurde?
Man kannte sich ja gar nicht.
Wo waren die Grenzen?
Stefan seufzte tief auf....
Das veranlaßte Danni, herzlich, erlösend aufzulachen.
Er sah sie verwundert von der Seite an, aber dann wurde
auch er von ihrem hellen Lachen angesteckt.
Als sie sich soweit beruhigt hatten, fragte er, immer noch lachend:
"Warum...warum haben wir jetzt gelacht, Fräulein Daniela?"
"Weiß ich ehrlich gesagt auch nicht so recht!
Wahrscheinlich, weil sie so herzzerreißend geseufzt haben," 
scherzte sie augenzwinkernd.
"Ach ja, mein Seufzen,"murmelte er gedankenvoll.
"Monsieur wollten mir doch etwas sagen, nehme ich an?"
Lächelnd und leicht ironisch blickte sie ihn an.
So wandte er sich ihr zu und sah sie an.
Wieder mußte sie die Lider unter diesem Blick senken.
Nun war auch ihr das Scherzen vergangen, so ernst blickten seine Augen.
"Wollen sie es mir nicht sagen?"murmelte sie fragend mit einem Beben
in der Stimme, welches ihn aufhorchen ließ.
"Ich weiß nicht, ob ich es mir erlauben kann."
"Was befürchten sie?"
"Daß sie sich von mir abwenden, Daniela!"
"Und wenn ich ihnen verspreche, daß ich es nicht tue, gleich,
was es ist?!"
"Wirklich?"
"Ja, Stefan,"flüsterte sie und nickte bekräftigend.
Da stand er auf und auch sie erhob sich.
"Ich wünsche mir sie zur Freundin, Daniela!"
Sie wandte sich entrüstet um und fragte enttäuscht:
"Sie meinen...wie...wie meinen sie das?"
Eine Träne lief über das schöne Gesicht und langsam begann
das Mädchen sich von ihm zu entfernen, erst zögernd, dann
rasch.
"Daniela.....so warten sie doch!"
Als sie nicht hören wollte, folgte er ihr und
stellte sich vor sie hin.
"Lassen sie mich durch, ich habe mich also doch nicht
in ihnen getäuscht, Herr Richter! Adieu!"
Da hob er vorsichtig ihr Kinn hoch.
Unendlich traurig sahen ihn die dunkelblauen Augen an, 
während Tränen über die blaßen Wangen liefen.
"Daniela, nicht weinen! Sie haben ja recht, ich war ein
Schuft, ein Weiberheld und Saufbold, ja, ja......!"
Fragend sah sie ihn an, sie begriff nicht, was er meinte.
"Aber ich will mich ändern - ich habe mich geändert, Daniela,
durch sie, bitte glauben sie mir das!"
Eindringlich sah er Danni an.
"Ja, aber...."
"Ich hab' doch nichts Zweideutiges gemeint.
Nur, na, zum Beispiel, daß sie mit mir tanzen gehen, ins
Kino, zusammen, verstehen sie? Damit wir uns besser kennenlernen.
Wollen sie, Daniela?"
"Ja, Stefan! Das ist keine schlechte Idee, nein, wirklich nicht....!"
Ein Strahlen überflog ihr Gesicht.
"Und nun werden die Tränen weggewischt, weil ich keine
Tränen sehen möchte!"
Er nahm ein Taschentuch und tupfte ihr
die nassen Spuren weg.
"Verzeihen sie mir, Stefan, ich hab' mich so unendlich dumm
benommen, seien sie mir nicht bös'.....nicht einmal mein
Versprechen hab' ich gehalten...jetzt sind sie von mir enttäuscht....
hab' ich recht?"
"Nein, sehr unrecht! Ich bin ja so froh, daß sie bei mir sind.
Und nun, nachdem das zwischen uns geklärt ist, lade
ich sie in das Cafe dort ein," sprach er und deutete zu dem Platz
auf der anderen Straßenseite."Beim Hübner ist es urgemütlich. Wollen sie?"
"Oh ja, gerne, danke schön,"stimmte sie zu und er
lächelte zufrieden, legte seine Hand unter ihrem Ellenbogen
und schweigend betraten sie das Lokal.
Sie suchten sich ein Plätzchen in einer stillen Ecke aus.
"Was darf's denn sein?" fragte die adrette Kellnerin freundlich.
"Cola?" fragte Stefan seine junge Begleiterin, welche nickte.
"Zwei Cola, bitte,"bestellte er.
Danni wurde sehr verlegen, als sie wieder alleine waren.
Denn Stefan sah sie stillschweigend an und es kam ihr vor,
als sehe er ihr bis ins hinterste Winkerln ihres heftig
klopfenden Herzens.
Und deshalb schämte sie sich etwas.
Ahnte er etwa, was sie bewegte?
Plötzlich murmelte er in das Schweigen,
so daß sie zusammen zuckte:"Wie konnten sie
nur gleich das Schlechteste von mir annehmen,Daniela?"
Ein kleines Lächeln war um seinen herben Mund.
Wie hübsch sie doch aussah in dem altrosa Kleid.
Die langen schimmernden Haare umrahmten ihr so hübsches Gesicht, 
in welchem nun leichte Röte hochstieg.
"Ich....ich...-na, wollen die Männer nicht...nicht immer...
nicht immer...naja, ehm...nicht immer nur das eine von uns
Mädchen?!"kam es verlegen und doch trotzig
von den roten Lippen.
"Ich muß ihnen sagen, Daniela, daß ich -jetzt sage ich: leider,
früher war es mein Spaß und selbstverständlich -daß ich mit
Mädchen nur deswegen ging. Aber, daß es eben Mädels gab,
die auch nur das "Eine", wie sie es nennen, von mir 
erwarteten und wollten.
Und ich nicht nur einmal verblüfft darüber war.
Bis ich ihnen begegnete, war ich überzeugt, jede müsse so sein.
Was sagen sie jetzt, kleine süße Daniela?"
"Nichts Herr Richter!"
"Ich heiß' Stefan!"
Sie senkte den Blick und flüsterte: "Stefan."
Die Bedienung brachte die Getränke und Stefan bezahlte sogleich.
Danni zog an ihrem Sttrohhalm und sah ihn hin und wieder von 
unten an.
"Stefan, wo wohnen sie eigentlich?"
"In der entgegengesetzten Richtung von ihnen, in der
Josefsstraße.
Daniela, sie sind so schön, so reich, ich weiß gar nicht.....was bin ich
da gegen sie?
Ein Baum, der keine Früchte mehr trägt, ein Himmel
ohne Sterne, tja, ein Schatten, nicht ich selber -
und sie? Sie sind ein Traum, ein Stern, der in
unerreichbarer Ferne leuchtet, ein Edelstein,
der glitzert! Sie sind so wunderbar, ein so herrliches Geschöpf,
Danni, alle Welt  muß sie lieben! Ich bin so froh, ja
glücklich, daß sie hier bei mir sind, wie sehr, daß 
können sie nicht wissen, Danni!"
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Fortsetzung folgt

Sonntag, 30. August 2009

Es war viertel vor 19 Uhr abends.
Ausnahmsweise war Frau Martell zu Hause.
Danni ging in das Damenzimmer, welches in olivgrün
und gold gehalten war.
Wie alle Möbeln in dem Haus waren auch die des
Damenzimmers antik.
Sie waren mit dem Stoff der Seidentapete bezogen: Olivgrün.
Tina Martell lag auf der Récamiere, welche beim Fenster stand.
Gelangweilt hob sie für eine Sekunde den Blick von dem Buch, in
dem sie las.
Sie hatte eines ihrer geliebten Karminkleider an, enganliegend,
figurbetont.
Sie war sehr schön, diese Frau, aber von kaltem Herzen,
nur auf ihre Schönheit bedacht.
"Du wünscht,"erklang ihre rauchige Stimme in dem stillen Raum.
"Ich wollte dir sagen, daß ich noch einen kleinen Spaziergang machen werde!"
"Ja, von mir aus,"murmelte Frau Martell gleichgültig.
Sie hatte sich längst schon in ihr Buch vertieft oder tat, als ob.
Aufatmend mit kurzem Gruß verließ Danni das Zimmer.
Eilig lief sie die Straße entlang, bog einmal um die Ecke und da lag der Park vor ihr.
In ihm standen uralte Bäume und buntgestrichene Bänke luden 
zum Verweilen ein.
Daniela zögerte.
Denn plötzlich spürte sie, daß ihre Knie weich wurden.
So blieb sie stehen und preßte die Hand auf das wild klopfende Herz.
'Nein, nur das nicht! Sei ganz ruhig, Danni, sei nicht
albern und dämlich, Daniela Martell, nimm' dich zusammen!'dachte
sie.
Viel half es nicht, aber doch ein bißchen.
Stolz warf sie den Kopf in den Nacken und fuhr sich wie
erwachend über die Stirne.
'Anschleichen wolltest du dich - wo bleibt dein Mut?'
Bloß nicht gleich von ihm entdeckt werden, lautete die Devise.
Sie drückte sich gegen die Büsche am Zaun und war froh, 
daß niemand im Park war.
Man hätte sie wohl glattweg für verrückt erklärt.
Wie eine Diebin schlich sie sich hinter den Hecken
versteckt weiter.
Dort - dort stand er, der junge Mann, der sich Stefan Richter
nannte!
'Was -was nur, willst du mir sagen?'hämmerte das stürmisch
klopfende Herz.
Jetzt kam auch noch Bauchweh vor Aufregung dazu.
'So eine Anstellerei! Danni, sei nicht feige! Los, geh',
zeig', daß du eine Martell bist,'ermunternde sie sich gedanklich selbst.
Und langsam ging sie ihm dann entgegen.....
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Stefan Richter hatte heute seinen besten Anzug angezogen.
In der Hand hielt er eine rote Rose.
Jede Minute blickte er auf die Uhr.
Nervös begann er, hin und her zu laufen.
Er wußte nicht wohin mit seinen Händen und bemerkte,
daß sie vor Aufregung leicht zitterten.
Was, wenn er sich nun wieder so albern anstellte?
Kommt sie, kommt sie nicht?
Wenn nicht, was dann?
Würde er sie in dieser Stunde für immer verlieren?
Bevor er sie noch kennenlernte?
Und wenn sie wirklich kam, würde er sich dann wieder
so grün anstellen wie das letzte Mal?
Würde er es dann nicht nur verschlimmern, wäre es nicht besser,
unter solchen Umständen, sie käme gar nicht?!
'Nein, nein, sie soll kommen, ich sehne mich ja so nach ihr!
Was denkt sie sich nur von mir?'
Lachte sie nicht insgeheim über seine Verehrung?
Gab es da nicht ganz andere Männer in ihrem Leben,
feurige, schöne, reiche, mit Adelstiteln und Schlössern,
Villen und Prunkautos, mit einer gesellschaftlich angesehenen
Stellung!?!
'Und ich - ich, der Wurm, ich wage es wirklich zu ihr
hochzusehen? Wirklich mutig, mein Junge!'
Zweifelnd nagte er an seinen Lippen.
Fünf nach 19 Uhr - nein, sie würde bestimmt nicht
kommen, bestimmt nicht, warum sollte sie auch.....
Endlich wurde er von seinen trüben, quälenden Gedanken befreit.
Das Mädchen seiner Träume kam ihm mit wiegenden Schritten entgegen.
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Fortsetzung folgt
Es war einige Tage später.
Sonnenstrahlen fielen auf Dannis Nasenspitze, langsam öffnete sie
die Augen.
Helles Sonnenlicht flutete den in Pastellfarben gehaltenen Raum.
Danni hätte gerne noch weiter geschlafen, aber nun war sie mal
wachen, die Sonne schien.....
Was sollte sie mit dem Tag anfangen?
Er würde genauso werden wie jeder andere!
Die Eltern hatten ihr verboten, einen "bürgerlichen" Beruf
nachzugehen und so wußte sie den lieben langen Tag nichts
mit sich anzufangen.
Nur der alten Köchin Lotte half sie manchmal beim Kochen, wenn
die Mutter nicht zu Hause war.
Tja, die Eltern durften es keineswegs erfahren.
So etwas gehört sich nicht für eine Martell!
Seufzend setzte sie sich auf.
Nein, mit solch jämmerlichen Gedanken konnte sie nicht
weiterschlafen!
Sie schlüpfte in die rosa Pantöffelchen und in den seidenen
bodenlangen Morgenmantel, einer von vielen, ihr "Lieblings-
morgenmantel".
Er hatte sogar eine Schleppe.
Sie setzte sich vor den weißen Schminktisch und betrachtete
sich skeptisch im Spiegel.
Die großen blauen Augen, umrahmt von sanften Wimpernbogen, die 
kleine Nase, die geschwungenen roten Lippen, ihr
schönes Haar.
All das, schien es, wartete nur auf den Traumprinzen,
der auch ihren Eltern genehm ist.
Sie war der Vogel im güldenen Käfig.
Nach einem weiteren Seufzer sprach sie leise zu sich:
"Ja, Danni, da sitzt du nun wie ein Häufchen Elend.
An was du denkst? Ich kann's dir verraten!
Soll ich? Na gut.
Tja....du denkst an diesen aufdringlichen und
ungelenken Kerl, der dich nach dem Kino belästigt hat.
Seltsam, an den, der dich vorher belästigt hat, an den
denkst du nicht mehr, ha?
Und der junge hübsche Mann?
Na, daaaas ist vergeben und vergeßen.
Wie sagtest du nicht so schön: Wegen so einer Lapalie....
das vergißt man doch gleich.....
Danni, Danni, vergeben und vergeßen.....?
EIn Skandal, so ein Skandal! würde deine Mutter empört rufen
und vielleicht würde dein Papa mal hinter seiner Zeitung
hervorlugen und dich warnend mustern.
Aber Danni, sei nicht so naiv. Der eine wie der andere, beide
wollten ein kurzes Abenteuer mit dir, denn lange darf sich ja sowas
bei den Herren der Schöpfung nicht herauszögern! Das wäre ja 
gräßlich, die aaaarmen Männer! Aber was denkst Du  bloß immer
an den Letzten? Weil er so gut aussah - na, seinen ganzen Charme hat er
ja nicht gerade gezeigt, ich glaub, ich glaub, gerade dieses Tollpatschige
an ihm hat dir gefallen. Sag mal, bist du überhaupt noch normal zu nennen?"
Spöttisch sah sie sich an und tippte sich mit eindeutigem Zeichen auf die Stirne.
"Blöde Gans, der hat sich doch schon längst eine andere aufgegabelt,
vielleicht hast du NACH der wieder Chancen - oder muß man da
erst ein schriftliches Gesuch bei dem Herrn einreichen.....?
.....und trotzdem.....," sie wandte das Gesicht dem Fenster zu und
in ihren Augen lag ein verträumter Ausdruck,"...und trotzdem gefällt er mir,
ja, und trotzdem vergess' ich ihn nicht....."
Energisch begann sie sich die Haare zu bürsten, wusch und kleidete
sich an.
Eben wollte sie das Fenster schliessen, da hörte sie erregte Stimmen.
Elsie, das Dienstmädchen, ja, das war ihre Stimme!
"Hören sie, junger Mann, sie sind unverschämt!Was wollen sie von mir?"
"Ich hab's eilig, hab' nicht viel Zeit, weil ich zur Arbeit muß....."
Danni stutzte.
Das war doch - ja, das war - er.
Aber was wollte er von Elsie - etwa......
Wütend stieß sie ein Buch, das am Boden lag zur Seite und
ballte die Hände zu Fäusten.
'So ein Lustmolch! Will der mit Elsie anbandeln! Na wart', Bruder, dir.....
aber was geht mich das an, er ist ja nicht...nicht mein Freund.....'
Resignierend wollte sie endgültig das Fenster schliessen,
da sprach der junge Mann gerade::"Ich will ja sonst nichts, als daß sie
ihrer jungen Herrin diesen Strauß da geben!"
Danni beugte sich vorsichtig aus dem Fenster,
Da unten stand Elsie mit einem riesigen Einkaufskorb
am Arm, vollgefüllt mit Lebensmitteln, vom Grünzeug über Fleisch
bis zu Butter und Milch.
Und daneben stand er - er, dieser unbekannte Mann.
Welcher Elsie nun den Strauß wundervoller rosa-roter Rosen in den
Arm legte.
Verdutzt sah Elsie ihn an.
"Und was soll ich sagen?"fragte sie skeptisch.
"Schöne Grüße, mehr nicht! Das andere werde ich ihr
schon persönlich sagen," gab er grinsend von sich und weidete sich
an den neugierigen Blicken des Mädchens, welches dann die
Schultern zuckte, sich umwand und die Stiegen eilig emporstieg,
nachdem sie das Tor zugeworfen hatte.
Danni hätte am liebsten einen Freudenjauchzer gemacht.
Aber wer war denn der kerl schon>?
Vielleicht versuchte er es nun mit der Kavalierstour.....
'Nein, nein, Danni, warum nimmst du immer gleich das
Schlechteste an? Weil es das Naheliegenste ist?
Na, verliebt wird er sich nicht gleich in dich haben, aber
vielleicht gefällst du ihm und alles ist ganz harmlos!
Harmlos - bei rosa-roten Rosen?'
Als von dem Fremden nichts mehr zu sehen war, verließ sie ihr 
elegant-verspieltes Jungmädchenzimmer und lief die
Marmortreppe hinunter in den Mezanin, Elsie entgegen.
Sie stellte sich ganz gleichmütig und fragte wie neckend:"Na, Elsie, rote Rosen
reden nur von Liebe, Sehnsucht....."
"Gnädiges Fräulein......."
"Haben sie die Blumen von ihrem Verehrer bekommen, Elsie?
Sie sind doch nicht etwa verliebt, verlobt - und wollen uns
verlassen? Nein, Elsie, das kann doch nicht sein!"
Sie hatte unheimlichen Spaß und wirbelte der anderen die
rote Farbe ins Gesicht.
"Nein...nein..nein...-die sind nicht für mich....
sind für sie,"stotterte Elsie verlegen und ärgerte sich nun
doppelt über den Burschen, der ihr den Strauß einfach in
den Arm gedrückt hatte und ihr seine Pflichten übertrug!
"Für mich - von wem, Fräu'n Elsie?"
'Das müßten sie schon selber wissen,'dachte sich Elsie, doch sagte
sie wahrheitsgetreu:"Ein junger Mann hielt mich vor dem Haus auf, als ich gerade vom
Kaufmann kam. Er trug mir auf, ich soll ihnen einen schönen Gruß ausrichten -
ja, das war so ungefähr alles!""Danke, Fräu'n Elsie,"murmelte Daniela
Martell und ging eilig mit dem Strauß in ihr Zimmer.
Die Mutter brauchte ihn nicht zu sehen.
Sie steckte die duftenden Rosen in eine wassergefüllte Vase
und setzte sich auf ihre kleineCouch.
Ein tiefer Ernst stand in ihrem Gesicht.
'Hab' ich's also doch nicht geträumt - er hat mich nicht vergessen,'dachte sie und
öffnete das kleine beigelegte Briefkuvert.
'Liebes unbekanntes Fräulein,' stand auf dem Büttenpapier
mit steiler energischer Schrift geschrieben.
'Verzeigen Sie mir bitte, wenn ich Sie wieder belästige!
Sie wissen vielleicht nicht mehr, wer ich bin, ich, 
welcher dieses Briefchen zu schreiben gewagt!
Ich bin der junge Mann, der Sie nach Ihrem Kinobesuch
am Sonntag angesprochen hat.
Wenn ich nicht galant war und mich auch nicht
sonderlich geschickt benahm, so hab' ich eine Bitte:
Vergessen Sie es!
Aber ich hab' Sie nicht vergessenkönnen.
Und ich bitte Sie innigst, liebes gädiges Fräulein, bitte kommen
Sie heute abend zum Franzens-Park.
Sie müßten ihn kennen , er liegt ganz in Ihrer Nähe.
Ich möchte persönlich mit Ihnen sprechen.
Denken Sie nicht schlecht von mir, liebes Fräulein!
Sie brauchen nichts zu befürchten.
Bitte seien sie gegen 19 Uhr dort -
ich erwarte Sie sehnlichst.
Bestimmt werde ich Sie nicht lange aufhalten.
Dankbar mit vielen Grüßen
Ihr Stefan Richter'
Daniela Martell las den Brief einige Male durch.
Was tut's, wenn sie wirklich hinging?
In ihr stritten Gefühl und Verstand.
Du sollst.....pochte ihr Herz.....und der Verstand
mahnte das Gegenteil ein: Was geht dich dieser Mann an-nichts!
'Ich werde mich anschleichen - und sehen, wem ich widerstehen werde: 
Dem Verstand oder dem Herzen!'
Sie stand auf, hob das Buch, das sie vor kurzem wütend 
weggestossen hatte, vom Boden auf, nahm ein Rosenblütenblatt
und legte es zwischen zwei Seiten.
Und sie tauchte ihr Gesicht in die Rosenblütenpracht.....
Warum sie das tat, wußte sie selber nicht, es war unbewußt.....
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Fortsetzung folgt

Samstag, 29. August 2009




Sie bog in eine Straße ein, welche, wie alle in dieser Gegend, mit
duftenden Linden gesäumt war.
Es war die Gegend der Reichen, welche hier ihre Villen bewohnten,
eine prunkvoller als die andere.
Mit einem großen Garten, mit Schwimmbecken und Hollywoodschaukel
und sonstigem Drum und Dran.
Es duftete nach den Lindenblüten, nach den Blumen.....
Stefan kam es vor, als ob sich hier die Welt von nichts betrüben liesse,
als ob hier das Glück mit allen Göttern wohne, von Zeus zu Apollo....
Ein bitteres Lächeln huschte über seine Lippen.
Was hatte er, der nichtsahnende Dummkopf, sich da bloß eingebildet?
Ein solches Mädchen sollte ihm die Gunst schenken, ihm, dem Nichts....
Sicher hatte sie so viele Verehrer und Freunde, daß sie
sich ihrer kaum erwehren konnte!
Er sah sie anmutig die Stiegen hochlaufen, welche zu der auf 
einem kleinen Hügel erbauten Villa hochführten.
Reinweiß waren die Stiegen und reinweiß die Villa,
umgeben von einem Rasen, in dem kein Unkraut zu erspähen war.
Dahinter mußte wohl ein großer Garten angelegt sein.
Hier, also, hier wohnte dieses Mädchen, das ihn an eine wunderbare Fee erinnerte, 
die aus einem Märchenbuch entflohen war, um den Menschen
Glück zu bringen....
Mit zitternden Händen griff Stefan in seine Jackentasche, holte
ein Päckchen Zigaretten heraus und zündete sich eine davon an.
Hastig zog er den Rauch ein.
Er stand hinter einem der mächtigen alten Lindenbäume verborgen
und sah zu der anderen Straßenseite zu der wunderschönen, im19.Jahrhundert
erbauten Jugendstilvilla, in der er das fremde Mädchen wußte.
Ein kühler Wind kam auf und Stefan Richter stellte den Kragen seiner
Jacke auf.
Er wußte selber nicht, was er hier wollte, irgendwas, etwas, eine Macht,
die zwang ihn, hier zu warten, hier zu stehen und auf dieses
Haus zu starren.
Da flammte hinter einem Fenster Licht auf und er sah eine Gestalt
hin und her gehen.
Neben dem Fenster war ein Balkon und er konnte Blumen erkennen,
die am Gitter angebracht waren.
Jetzt öffnete sich das Fenster.
Stefan hielt den Atem an . das Mädchen sah hinaus.
Sie hatte einen hauchdünnen Morgenmantel um die Schultern, das
konnte er genau erkennen.
Sie streckte die Arme aus, als wollte sie die ganze Welt umarmen.
Tief sog sie die Nachtluft ein, dann ging sie vom Fenster fort.
Stefan starrte noch dorthin, als schon längst das Licht erloschen war.
Die Zigarette zwischen seinen Fingern war schon ausgeglüht, er 
bemerkte es nicht.
Ein Betrunkener, der die Straße entlang torkelte und "Oh sole mio" aus voller 
Kehle gröhlte, schreckte den jungen Mann auf.
"Schlaf gut, kleine Prinzessin! Ich wäre glücklich, dürfte ich Dein Prinz sein, der dich
für immer glücklich macht!" flüsterte er und wandte sich rasch zum Gehen.
Wie gehetzt lief er durch die dunklen Straßen, bis er endlich vor dem Gemeindebau
stehenblieb, in welchem seine Mutter und er wohnten.
Ein bitteres Lachen kam von seinen Lippen, er lachte und merkte gar nicht, 
daß sich Fenster öffneten und Leute über ihn schimpften.
Sein Lachkrampf wandelte sich in stumpfe Gleichgültigkeit um, als
er die Treppe wie ein alter Mann emporschlich. Als er eine Tür
öffnen wollte, war es die Falsche.
Endlich war er im richtigen Stockwerk, seine Mutter kam ihm im
Schlafrock entgegen.
Sie hatte es schon oft genug erlebt, daß der Sohn spät nach Hause kam, manchmal 
angetrunken, manchmal verwundet von einer Rauferei.
Aber als sie nun in sein Gesicht sah, murmelte sie erschrocken:
"Junge, Junge, was ist geschehen?!"
Er antwortete nicht, sondern ging an ihr vorüber in die Diele und
hängte seufzend seine Jacke an den Haken.
Im Wohnzimmer ließ er sich auf die Couch fallen.
Die Mutter blieb in der Tür vom Zimmer stehen, sie war ratlos.
Was war mit diesem jungen Mann, der ihr Sohn war, in
den letzten Stunden geschehen?
Sie sah auf seine Hände, die klamm waren vom kalten Wind, 
der durch die Straßen heulte.
Langsam ging sie zu dem kleinen Schrank, auf welchem
der alte Fernseher stand, holte eine Flasche Weinbrand heraus und
füllte ein Glas damit voll.
Dann setzte sie sich zu ihm und meinte:"Da, trink," und drückte ihm das Glas
in die Hand."Trink, Stefan!" Erst zögernd, dann wie durstig trank
er den Alkohol aus und stellte das Glas neben sich auf den Boden.
Die Mutter nahm seine kalten Hände zwischen ihre und sprach leise, aber
eindringlich zu ihm:"Du brauchst mit nicht zu sagen, was dich 
sosehr bedrückt, Junge. Aber vielleicht wäre es besser, du
erzählst es deiner alten Mutter, hm?"
Er presste die Lippen aufeinander und sie sah, wie es
in seinem Inneren kämpfte. "Was ist geschehen, wer hat dir etwas zuleide
getan, hast du Schmerzen? So wie heute habe ich dich noch nie gesehen!"
"Ich weiß es selber nicht, Muttern, nein, ich weiß es wirklich nicht,"murmelte
der Sohn. Plötzlich füllten sich seine Augen mit Tränen.
Erschüttert nahm sie seinen Kopf und drückte ihn an ihre Brust.
Mechanisch strichen die abgearbeiteten Hände über das volle dunkle Haar.
'Es ist genau so, als Stefan noch ein kleiner Bub war, es ist nicht
viel anders...nur daß Kurt damals bei uns war,' dachte die gütige Frau.
Als er sich beruhigt hatte, kam es wie eine Sturzflut über seine Lippen:
"Mum, ich weiß mir keinen Rat, ich kenn' mich selber nicht mehr, das ging
zu schnell, ich komm' mir so schäbig vor gegen dieses schöne und
stolze Mädchen..Mum!"
"Ich weiß....,"murmelte die Frau und lächelte weise.
"Was Mum - was weißt DU?!" fragte der Sohn drängend.
Seine Augen hingen wie gebannt auf ihren Lippen, in einer einzigen Frage.
Im Grunde wußte er die Antwort selbst, aber er wollte sie nicht wahrhaben.
Er ballte die Fäuste.
"Mum,"kam es bittend von dem sensiblen Mund.
"Ein WUnder ist geschehen, auf das ich schon sehr lange
gewartet habe und zu Gott gebetet habe,weil es schon notwendig war,
denn so konnte es mit uns, besser, mit dir konnte es so nicht weitergehen, Stefan!"
"Mum,"bettelte er,"spanne mich nicht so auf die Folter!"
"Du hast dich verliebt in dieses stolze Mädchen, mein Sohn!"
Gerührt sahen ihn diese Augen an, die soviel Wärme ausstrahlten, un ein 
Lächeln überflog die Lippen der Mutter.
Sie strich ihm das wirre Haar aus der Stirne.
"Mum...das es nicht die übliche Leidenschaft ist,
habe ich gefühlt. Es ist nicht diese schmutzige Begierde,
die mich zu Susi und Gina und wie sie alle heißen mögen...die mich zu denen 
hingezogen hatte. Die Weiber, die sich alle für ein paar Pfifferlinge oder
Versprechungen hingeben. Das, was ich fühle ist eine Gnade Gottes - jawohl!"
Er hob den Kopf und ein stolzes Lächeln umspielte seinen Mund.
"Das ist eine Gnade, wenn man so etwas Schönes, so etwas Großes fühlen darf!
Mum, es ist alles so rein und ausfüllend, oh, ich täte für dieses 
Mädchen alles machen, alles, arbeiten --Arbeit  --Mum,
gleich morgen zieh' ich los, ich muß unbedingt eine Stellung bekommen,
unbedingt. Ich muß ihr doch etwas bieten können - oh Mum, verzeih mir, daß
ich dir so lange auf der Tasche gelegen bin, verzeih mir all
die Bemerkungen...und sei nicht böse, daß dieses Mädchen....daß ich 
sie so - ja -daß ich sosehr gerne habe, Mum, nicht wahr, bu bist mir nicht böse...."
"Dummkopf, mein Dummkopf, mein Kind, wie könnte ich dir jemals ernstlich
böse sein! Ich bin so froh und glücklich, daß du nun endlich auf dem richtigen
Pfad bist, ich bin Gott so dankbar, nun bist du wieder mein Junge,
wie du damals warst, als...als...er starb...."
Tränen liefen über ihr Gesicht, sie konnte den Tod des geliebten
Mannes nicht überwinden.
"Mum,"murmelte der Sohn und nahm sie tröstend in die Arme.
"Du hast ja mich, Mum, du hast ja mich, nicht weinen, Mum!"
"Jaja, mein Sohn, ich habe ja dich. Ich wünsch dir
alles Glück auf Erden und daß du im Leid immer stark bleibst, Kind, ich hab'ja dich....,"murmelte die Mutter und wandte sich schnell ab.
Der Sohn brauchte nicht das Wissen sehen, das in ihren Augen stand.
'Wie lange noch, mein Sohn, wie lange noch -
und ich bin endgültig alleine?'
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Fortsetzung folgt

Donnerstag, 27. August 2009

Ihr denkt jetzt vielleicht:
Na, die Sache ist klar, die haben sich jetzt getroffen und fertig...
Aber, Leute, möchte nur kurz darauf hinweisen:
Wir sind auf Seite 7 von 167 (!).......

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Daniela lehnte sich gelöst zuück.
Stefan ertappe sich, wie er mehr auf seine Nachbarin sah als auf die Leinwand.
Als einer der Hauptdarsteller unschuldig zum Tode verurteilt
wurde, schluchzte Danni auf. Stefan legte seine Hand auf die ihre, welche die Armstütze verkrampft hielt.
Irgendwas zwang ihn dazu, er wußte nicht, was, aber daß das Mädchen neben ihm
weinte, daß......
Empört flüsterte Danni:"Was fällt ihnen ein?!"
Stefan zog seine Hand rasch zurück und murmelte eine
Entschuldigung.
"Psst, seien sie ruhig," kam es ungehalten aus der Hinterreihe.
Danni nickte ihm zu und wollte sich wieder auf die
Geschehnisse, welche sich auf der Leinwand abspielten, konzentrieren,
doch es gelang ihr nicht ganz.
Immer sah sie zwei dunkle Augen, welche sie bittend anblickten.
Am Ende, als die zwei Liebenden endlich vereint auf einem
Schiff in eine glücklichere Zukunft fuhren, da sah Danni Stefan 
noch einmal für einen Augenblick an, doch schnell wandte sie
den Kopf, denn auch er sah sie an.
'Ach, du lieber Himmel, was muß sich dieser junge Mann von dir denken,
wenn Du ihn so anhimmelst.....!'
Sie wischte sich die Spuren vergossener Tränen weg und er mußte
lächeln, als er es bemerkte.
Erlöst atmete Danni auf, als ein großes ENDE auf der
Leinwand sichtbar wurde.
Stefan ließ ihr den Vortritt und raschen Schrittes entfernte sie
sich von ihm.
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'Dort geht sie, sie - dieses seltsame unbekannte Mädchen, das mich an die
Prinzessinen aus den Märchen erinnert, die mir Mutter immer vorgelesen
hatte, als ich noch ein kleiner Bub war....,' dachte sich Stefan und 
lächelte verträumt. Aber gleichzeitig ärgerte er sich auch über isch selbst.
'Was ist bloß los mit dir, alter Junge?' fragte er sich und hätte sich am liebsten in den eigenen Allerwertesten gebissen, so blöd kam er sich vor, als er
dem Mädchen nun folgte.
Vielleicht war er sich selbst nicht ganz bewußt, daß er es tat.
Doch nach wenigen Schritten hatte er sie eingeholt und murmelte
verlegen:"Fräulein - hallo!"
Dannis Blick verschwieg nicht, was sie sich dachte.
"Was wollen sie von mir?" 'Einen Kuß nur,'dachte er, doch schluckte er
die Bemerkung sofort hinunter. Nein, dieses Mädchen war so
ganz anders, bei der durfte er nicht solch albernes Zeug reden.
Die war nicht so keß, sondern - ja, märchenhaft - mädchenhaft. Eine
andere hätte viuelleicht darauf geantwortet:'Den kannst du haben, mein
Kleiner, aber ein ander Mal!'
Aber die da, dieses zauberhafte Wesen.....
"He, träumen sie nicht! Sie wollten mir soch etwas sagen, nicht?" "Ich wollte...ich meine...ich dachte... - sind sie mir böse?"
So tollpatschig hatte er sich nicht einmal bei seinem ersten
Rendevousz benommen!
Ein wenig verärgert und zugleich amüsiert
lachte Daniela Martell auf. "Nun tun sie bloß nicht so! Sehe ich so aus?
Wegen so einer Lapalie zerbreche ich mir nicht den Kopf, mein Herr, sowas vergißt man doch...."
Stolz hob Danni den Kopf.
Als sie sah, wie enttäuscht Stefan aus der Wäsche guckte, beschwichtigte sie:
"Lassen sie es gut sein," und flüchtig blitzte so etwas wie Triumph in ihren schönen Augen auf.
Dann wandte sie sich um und ging eilig weiter.
Stefan, der verzweifelt und ratlos mit seinen Gefühlen und Gedanken kämpfend, mit hängenden Armen da stand, kam erst verspätet zu Bewußtsein, daß das schöne 
Mädchen sich bereits entfernt hatte.
Er wußte nicht, was ihm geschah und was das war, daß
er so verwirrt wie noch nie in seinem ganzen Leben war.
Noch einmal wollte er es nicht versuchen, sie anzureden.
Ehrlich -er traute es sich nicht, er hatte Angst, noch mehr falsch zu machen.
Langsam folgte er ihr mit ungutem Gefühl.
Aber es war zwanghaft.
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Fortsetzung folgt
 

Mittwoch, 26. August 2009

"Du gehst...gehst mit Gina?"
"Ne, die spinnt, diese....," murrte der Sohn ungehalten und zuckte
die breiten Schultern.
"Soll doch machen, was sie will,dieses Weibsstück ist auch nicht besser
als die andern...!"
Er wandte sich seiner Mutter zu und lächelte sie aufmunternd an.
"Nur du, Mum -du bist anders, ich kann Pa so gut versteh'n, für dich hätte ich alles gegeben,
eine Frau wie dich zu besitzen, so voller Wärme...und Liebe, Mum...
meine gute Mum...." Verlegen griff er sich an den Hemdkragen,
hob eine Hand und rief dann:"Hey Mum, bis später!"
Die Türe fiel krachend ins Schloß.
Frau Richter trat an das Fenster und sah auf die Straße.
Dort ging Stefan, ihr Sohn, das Kind, nachdem sich ihr Kurt und sie
sich so lange gesehnt hatten, bis endlich das Wunder geschah -
sie hatte einen Sohn auf die Welt gebracht,
sie beide hatten ein Kind!
Kurt war überglücklich und dankbar.
"Kurt,"flüsterte die Frau mit zuckenden Lippen und ließ sich in
einen Sessel fallen.
Tränen rollten ihr über die runden Backen.
"Wir waren arm, Kurt, aber wir hatten immer was zu essen, zum Kleiden,
wir hatten immer gut gelebt und unseren Sohn geliebt.
Warum....warum mußtest du von uns gehen....mein Mann...warum...warum...."
Hastig wischte sie sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
"Mein Junge, wo führt das bloß hin. Haben Kurt und ich dafür jahrelang
geschuftet, nicht nach uns gefragt und dir alles an Liebe, 
die Elternherzen geben können, fühlen lassen? Und jetzt, nach dem dein
Vater einige Jahre ...  tot ist, jetzt treibst du dich in der Gegend
herum mit leichtlebigen Mädchen, trinkst in Kneipen und
bist jede zweite Nacht nicht daheim...mein Junge, mein geliebtes Kind, 
ich glaube, ich weiß, was dich treibt....die Sehnsucht...nicht einer von vielen
zu sein...
Du bräuchtest einen Menschen, der dir Liebe gibt, ein Mädchen
müßte es sein, ein Wesen...für die du nicht einer von vielen bist....
Was kann ich alte Mutter schon für dich tun, außer beten...Stefan...."
Sie starrte auf die Schüssel auf ihrem Schoß, welche sie noch immer
geistesabwesend polierte.
Zwanzig Jahre alt war er, ihr Sohn, erst zwanzig Jahre alt.
Ein gutaussehender junger Mann, dem die Mädchen nachliefen.
Alle waren kurze Abenteuer, das wußte sie.
Kurt und sie, ja, sie hatten wohlnicht die gehörige feste
Hand für diesen sturen Kerl - außer, ja, Kurt hatte ihn leiten
können, aber nun....nun war er tot, ihr Kurt.
Er war nicht so ein Dickkopf wie Stefan gewesen, er war
weich und gut - aber gut war Stefan auch.
Nein, er war keine Type, er war ein guter und aufrichtiger Mensch...
...nur...
Langsam erhob sie sich und ging seufzend in die Küche, um ihre begonnene Arbeit
zu beenden.
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"Immer langsam mit den jungen Pferden...nicht drängen...bitte, junger Mann, so benehmen
sie sich doch, haben sie schon bezahlt? Ja?
Na, worauf warten sie dann noch...langsam, Fräuein, nicht drängen....."
Der Portier hatte alle Hände voll zu tun.
Immer das Gleich nach dem Einlaß, alle wollten die ersten sein.
Ein paar junge Leute standen schwatzend in einer Ecke und wieder
andere standen beim Buffet herum, tranken eisgekühltes Cola oder
schleckten genußvoll an einer Tüte Eis.
Eingezwängt zwischen einem langen und einem dicken Mann 
stand Daniela Martell.
Leise stöhnte sie auf, als der Vordermann ihr mit aller Kraft auf die große Zehe stieg.
"Verdammt," rutschte ihr heraus.
Stefan Richter stand etwas weiter hinten, doch seinem fachmännischen Blick war
das hübsche Mädchennicht entgangen.
'Tolle Puppe," dachte er und pfiff 
anerkennend durch die Zähne.
'Wenn der Dicke vor mir bloß etwas schlanke wär'....'Angestrengt lauschte er.
"Nummer siebzehn in der vierten Reihe, links," sagte die Kassiererin zu Daniela,
welche zahlte und froh war, endlich tief Luft schnappen zu können.
Endlich im Kinosaal, klappte sie den Sitz hinunter und setzte sich
aufatmend nieder.
"Ah....endlich was unter'm Hintern...,"hörte sie eine dunkle Stimme 
neben sich.
'Unverschämt, wie ... wie dich dieser Kerl angrinst, beinahe so,
wie der von vorhin, beinahe....,'dachte sich Danni
und wurde unwillkürlich rot.
Rasch sah sie in eine andere Richtung.
Stefan Richter aber war der Blick durch und durch gegangen.
'Diese wundervollen dunkelblauen Augen, die langen Wimpern, diese vollen roten Lippen...die Figur, die ist auch nicht übel, eher mollig, doch wohlgeformt....Ä
Er ließ seinen Blick über die bronzefarbenen Arme bis zu den Füßen, welche
in hochhackigen Sandalen steckten, gleiten.
'Mensch, alter Junge, altes Haus, in dieses Wunderkind könntest du dich auf deine alten 
Tage noch....ins Schwärmen könntest du kommen,'dachte er,'aber du hast schon ganz andere Mädels geküßt, alle Haarfarben, alle Größen, Temperamentvolle und Stille...aber eine wiedie da,
so natürlich aussehend, obwohl sie doch auch geschminkt ist....! Der Schwung der
kleinen aparten Nase, die Hände, die den Henkel der kleinen Tasche nervös hielten, dieses Mädchen....ach was!'
Unwillig zuckte es um seinen Mund.
Es ärgerte ihn nun, daß er sich so mit diesem fremden Fräulein beschäftigte.
Die Lichter erloschen und Musik erklang.
"Gefährliche Liebe", mit Ingrid Bergman.
 
Fortsetzung folgt....

Dienstag, 25. August 2009



"He, junger Mann, belästigen sie das Fräulein nicht! Rasieren sie sich mal und ziehen sie sich anständige saubere Sachen an, vielleicht haben sie dann mehr Chancen bei ihr....Und nun keine Mucken, oder ich muß ihnen Beine machen....!" hörte Danni plötzlich hinter sich eine gutmütige Stimme, in der jedoch der
warnende Unterton nicht zu überhören war.
"Jajaja, ist schon recht, ich geh' ja schon....", murmelte der Mann ungehalten über die
unwillkommene Unterbrechung und ging fluchend weiter.
"Danke, Herr Wachtmeister," bedankte sich Danni leise mit einem scheuen Lächeln.
"Gern getan, Fräulein, " grinste der Beamte breit und deutete auf seine Kappe.
"Ein so verdammt hübsches Mädel sollte abends nicht allein auf der Straße sein, mein Kind," meinte er noch wohlwollend und schritt dann gemächlich davon.
'Haben sie eine Ahnung, sie guter, lieber und ach so ahnungsloser Herr Polizist,' dachte sich Danni 
und blickte auf ihre goldene Armbanduhr.
Nun mußte sie sich beeilen, wollte sie rechtzeitig im Kino sein.
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"Mensch, Ginagirl, sei keine olle Spielverderberin......!"
Stefan Richter saß schaukelnd auf einem alten Sessel und hatte die
langen Beine auf den Tisch gelegt.
"Bab, ich sagte es dir bereits: Ich muß heute pauken, wir haben am Montag
Prüfung in Mathe, wenn ich da eine schlechte Note hab', komm' ich für die
Endprüfung nicht in Frage! Tut mir leid, du weißt, warum, aber....," tönte es 
aus dem Telefon.
"---na, soll mir auch recht sein....,"murmelte Richter unwirsch und eine steile Falte 
bildete sich auf seiner Stirn.
Krachend flog der arme Hörer auf die Gabel.
"Der....soll euch holen, blöde Gören, da ist keine besser, zuerst hin und her, langes 
Geziere, wenn sie dann genug haben, dann ist Mutter krank oder
die Tante auf Besuch oder diese Sch...prüfung!!!!"
Fluchend sprang er auf, daß der Sessel ihm vor die Füße fiel.
Achtlos stieß er ihn weg und riß seine Lederjacke vom Kleiderhaken.
Nach einem Blick auf die kleine altmodische
Tischuhr, welche ein altes Familienerbstück war, rief er:
"Was - in einer viertel Stunde ist's acht!! Nur wegen dieser Pute...Mum, he Mum, 
du weißt, ich bin im Kino....ja?"
Frau Richter, eine kleine rundliche Frau mit grauen Ringellöckchen, die
das mütterliche Gesicht umrahmten, kam aus der Küche,
welche ebenso klein und eng war, wie jedes Zimmer dieser Wohnung.
In den verarbeiteten Händen hielt sie eine Porzellanschüssel, welche sie so vorsichtig 
abtrocknete, als wäre sie ein besonders wertvolles Stück.
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Fortsetzung folgt


Langsam brach Dunkelheit über die Stadt herein.
Laternen, Reklamen und tausende Lichter flammten auf.
Das Nachtleben einer Stadt begann.
Lokale öffneten ihre Türen, seien es die seriösen oder die...na, weniger seriösen.
Damen machten sich fein, ein letzter Blick in den Spiegel
und man ging ins Theater, in die Oper oder in ein Tanzlokal.....
....und mitten drin in diesem Gewühl - ein junges Mädchen.
Daniela Martell hatte nicht die Absicht, sich an diesem Abend besonders zu amüsieren.
Sie war auf dem Weg zum Kino, hatte es nicht sehr eilig und war sehr in Gedanken versunken.
Ob sie sich auf das Kino freute?
Ja, eigentlich schon, denn sie bewunderte die Filmstars.
Die schönen Frauen, die Männer, die Helden wie die Schurken.
So ein Film verzauberte sie jedesmal, sie war dann die Hauptdarstellerin, 
welche in die Arme des Liebsten floh, die lachte und weinte....und manchmal auch starb.
Was strahltedoch so ein Film aus - die große Welt, von der Danni nur träumte!
Tja, aber immer mußte sie allein gehen.
Ihre Schulfreundin hatte einen festen Freund, wie man so sagt, und das fünfte Rad
wollte Daniela auf keinen Fall spielen....da ging sie lieber alleine aus.
"Schatz, das war aber nur im Spaß gesagt, oder?!!!" rief fragend ein junger Mann und 
hell erklang das Lachen eines Mädchens.
Danni blieb stehen und tat, als ob sie das Schaufenster mit Kosmetikartikeln besonders interessieren würde, 
doch ihre Augen waren dunkel vor Tränen.
Scherzend ging das Päärchen an ihr vorbei.
Fest biß sie die Zähne auf die roten Lippen.
'Dumme Gans, du willst doch nicht wegen eines verliebten Paares heulen?!'
Heiß saßen Danni Tränen in den Augen und sie wußte zu gut, warum.
Hatte sie ja niemanden, der ihr allein Liebe gab, der sie zärtlich umarmte,
ihr über die Haare strich, keinen Freund, dem sie erzählen konnte, was bewegte.....
Nein, Danni Martell hatte niemanden.
Tief seufzte sie auf.
"He - hallo, Puppe! Wie wär's mit uns zweien heut' Nacht? Ich hab' einen tollen Schlitten, du gefällst mir - na, komm'!"
"Lassen sie mich in Ruhe," kam es verächtlich über Dannis Lippen und sie wollte weitergehen.
Doch der Fremde ließ sich nicht so leicht abschütteln.
Er hielt sie am Arm fest und meinte, unverschämt grinsend:"Kleine Kratzbürsten
reizen mich besonders! Zier dich nicht so, Süße und tue bloß nicht auf so unschuldig. Glaubst wohl, das pikfeine Kittelchen verdeckt dich....hast es wohl von deinem letzten Galan bekommen, hmmmm, ich will ja auch nicht geizen, kannst......."
Energisch und wütend befreite sich Danni von seiner Hand.
"Wenn mir nicht so ekeln würde, hätten sie jetzt eine saftige Ohrfeige in ihrer dreckigen Visage gehabt....sie sollen mich in Ruhe lassen, verstanden?!!!!!" zischte sie leise und ihre Augen sprühten Funken.
Ahnte sie, wie schön sie gerade in diesem Moment aussah?
 
Fortsetzung folgt

Montag, 24. August 2009

VORWORT
Ein Mädchen, hübsch, jung, reich, das alles hat,
was sich ein Mensch nur wünschen kann:
Schöne Kleider, ein prunkvolles Zuhause, 
Eltern, die ihr jeden Wunsch erfüllten...
Tja, von außen hin
scheint es uns wirklich, daß diesesMädchen von Gott sehr 
bevorzugt worden ist.....
Aber diesem Mädchen fehlte das Größte, das man mit keinem Reichtum
bezahlen kann....LIEBE.
Ihren Eltern, den reichen Elektrofabrikanten Martell,
ging es nur darum, Geld zu scheffeln und es wieder auszugeben.

Man fuhr in einer Luxuslimousine, ging in wertvollen Pelzen,
mit sündteurem Schmuck behangen....
Während der Vater den ganzen Tag in der Fabrik war,
saß die Mutter beim Friseur, probierte Kleider bei den Schneiderinnen,
war auf zahlreichen Pferderennen, bei Freundinnen, beim Juwelier oder
besprach die nächste Party mit Philipp, dem dicken englischen Diener, welcher
Chef  von Elsie, dem Dienstmädchen und Lotte, der Mamsell, war.
Oder Frau Martell war bei der Maniküre und nachher bei einer Modeschau, 
wenn nicht dort, dann machte sie einen Ausritt auf dem Landgut Rangau, welches
in Familienbesitz war.
Auch spielte das Ehepaar gerne Bridge im Freundeskreis....
Und ein Drittel des Jahres waren sie auf Reisen.
Daniela, das einzige Kind des Ehepaares, wurde von mehreren Erzieherinnen erzogen
und war lange Zeit in einem Internat.
Wo blieb da noch Zeit für die kleine Danni, die sich so nach Liebe sehnte,
wie wohl selten ein armes Kind - ja, Danni war ärmer als so manch armes Kind.
Wer hatte ihr schon zugehört, wenn sie ihre Probleme, ihre kleinen Sorgen und Nöte, 
ihre Erlebnisse schildern wollte.
Wer wußte schon von ihrer Sehnsucht nach Liebe und Verständnis?
Wer? Niemand.
Viel zu sehr war man mit sich selbst beschäftigt....
Blättern wir weiter....ein junger Mann, ziemlich leichtsinnig,
wie es scheint - doch sehen wir tiefer...
Stefan Richter, ein Nichts, eine Null, ein Taugenichts und
Mädchenverführer, ein Stellungsloser - durch eigene Schuld wohlgemerkt.
Stefan war ein Wunschkind und die Eltern hatten mit Liebe
nicht gespart, doch der Vater starb, die Mutter blieb allein mit dem Jungen,
der sehr an seinem Vater gehangen hatte und der feste Wille,
etwas zu schaffen, zu leisten und dem Vater zu beweisen, daß
auch er es konnte, wenn er wollte, der schmolz wie Schnee in der Frühlingssonne.
Bis zu ihrer Pensionierung ging die Mutter arbeiten....
Stefan Richter sehnte sich nach der großen Welt, 
er wollte auch ein schönes Auto fahren, eine Villa besitzen, 
Reichtum, Dienstboten....und alles haben, was man sich nur wünschen konnte.
Er war verblendet in seinem Wunsch, der ausbrach, als der Vater gestorben war, das Vorbild...
nun sah er nach ferneren Sternen....
Zu was sollte er da arbeiten, er würde nie mehr werden,
als er war, wem sollte er beweisen, daß er ein ganzer Kerl war - der Mutter?
Die liebte ihn auch so ... und sich selber....er hielt von sich nichts.
Er spielte bei den Mädchen der großen Mann.
Er war hübsch, der Stefan Richter und die Mädchen zeigten sich 
gerne mit ihm. So mancher bewundernter Blick folgte ihm, so manches Mädchenherz
gehörte ihm, aber er war nie mit dem Gefühl dabei.
Er lebte daneben, an sich vorbei......
Was für ein Gegensatz zwischen zwei Menschen...
und doch sind sie sich so gleich...
Scheinbar von außen hin glücklich mit der Welt, in welcher sie lebten.
Doch blickt man tiefer in einen Menschen, 
kann man in seiner Seele lesen wie in einem Buch, 
dauert es auch sehr lange, bis man diesen Menschen begreift,
bis man begreift, daß es oft das Gegenteil ist, das ihn bewegt, als das,
was er vorgibt zu sein.
Aber Du, der das liest, sag', ist's nicht wichtiger, 'wie' der Mensch ist,
als das, 'was' er hat....?
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Vielleicht hat Euch ja der Anfang, das Vorwort schon mal gefallen.
Würde mich freuen.....

Roman aus Jugendtagen......