Mittwoch, 28. Oktober 2009

Soeben wollte sich Daniela ihr duftiges Negligeè anziehen, da klopfte es an die Suitetüre.
In dem Glauben, es sei das Dienstmädchen, welches ihr noch Tee bringen sollte, rief sie:"Kommen sie herein, Millie!"
Die Türe öffnete sich, aber in ihr stand nicht die Angestellte, sondern Baron Eugen von Sanders, in der Hand die Tasse mit dem dampfenden Getränk.
Dieser trat nun mit einem etwas belustigtem Grinsen in den Salon, stellte das Rosentäßchen  auf den kleinen Tisch und schritt auf die erschrockene und schreckensbleiche Danni zu.
"Ich bringe dir etwas heißes....und...liebe Dani, es ist nicht nur heißer Tee..."
Sie schrie auf und riß sich das Nachthemd vor die Brust, was nicht viel nützte, denn dieses war durchsichtig.
"Was...was willst du hier?" kam es spröde von ihren Lippen.
"Heute nacht, meine kleine Braut, da bin ich in Stimmung....wenn mein Herz so laut pocht, dann nur wegen dir, meine Kleine!"rief er und seine Blicke waren mehr als begehrlich.
Er legte seine Hände um ihre nackte Taille und wollte sie an sich ziehen.
"Darum will ich dich, kleine Braut," flüsterte er mit bebender Stimme und sie spürte seinen heißen Atem in ihrem Nacken.
Da stieß sie ihn von sich, zornig leuchteten die schönen Augen, sie sprühten wahre Feuerwerke, gemischt aus hellster Empörung, Zorn, Verachtung und auch Angst.
Das dünne Etwas von Nachtbekleidung war ihr entglitten und lag nun zu ihren Füßen und sie spürte seine sehnsuchtsvollen Blicke auf ihrem jungen Körper.
"Du bist verrückt geworden! Geh'...geh' sofort, auf der Stelle, oder ich schreie!"
Er machte ein paar Schritte zurück.......es schien, als überlege er.
"Eugen, bitte!"
Noch immer stand er mitten im Raum und sah sie begehrend an, der Alkohol der letzten Stunden machte ihn mutiger gegen jede Vernunft.
Gerade wollte er wieder zu ihr gehen.....
Da nahm sie das nächstbeste Porzellanstück, es war ihr egal in ihrer Rage, was es war, und wollte es gegen ihn werfen.
Mit einem Schritt war er bei ihr und riß ihr die Vase aus der Hand.
"Kleine Wildkatze!"
Sie sträubte sich und stemmte sich gegen ihn, doch er preßte sie an sich und küßte sie voll Leidenschaft.
Überall spürte sie plötzlich seine Hände, sie wühlten in ihrem Haar, sie strichen über ihren Rücken, ihr Hinterteil, ihre Brust, ihren Bauch, tiefer.....
"Laß' mich, laß' mich los, aber sofort, hörst du?!"
Da ließ er plötzlich, wie ernüchtert, von ihr ab und schritt zur Türe.
Knapp davor wandte er sich noch einmal zu ihr um, fuhr sich durch die Haare.
"Du gehörst mir, verstanden?"rief er und dann sprach er leise, warnend und fest zugleich:
"Hab' ich dich erschreckt, kleine Braut? Mach'  dir nichts daraus, ich bin nun einmal ein Mann wie ein Vulkan, der ausbricht und erlischt in kürzester Zeit. Ich begehre dich zur Frau, du herrliches Weib, mit jeder Faser meines Körpers und meines Herzens. Und deshalb wirst du auch Mein. Ich spüre, daß du Mein wirst - ich weiß es! Auch wenn es da etwas gibt, daß dich von mir trennt - momentan. Ich werde das, was auch immer es ist, mit meiner heißen Liebe löschen, glaube mir! Du braucht nicht prüde sein...aber wie du willst...spätestens in der Hochzeitsnacht werde ich dir alles geben, was ich habe...mich, meine Liebe, mein Schloß ...alles, kleine Wildkatze, und alles möchte ich auch von dir bekommen. Schlaf' gut!"
Er schickte ihr eine Kußhand zu, zwinkerte und fügte noch hinzu:" Und träum' von mir!"
Dann fiel die Türe hinter ihm ins Schloss.
Rasch lief sie hin, versperrte diese und eilte in ihr Schlafzimmer, warf sich schluchzend auf ihr Bett.
Das weiche Bettzeug nahm sie wie einst der Liebste auf in seiner Weichheit. Sie kuschelte sich hin und war kurze Zeit später vor Erschöpfung eingeschlafen.
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Fortsetzung folgt

Montag, 26. Oktober 2009

Daniela preßte die Lippen zusammen und blickte zu ihren Eltern, welche sie nicht aus den Augen liessen.
Der Gesellschaftszwang und die Umstände zwangen die junge Frau in diese für sie abstruse Situation.
Ja, sie mochte Eugen von Sanders...aber lieben.....
Lieben würde sie immer nur Stefan, nach dessen Händen sie sich verzehrte, nach dessen Blicken sie sich  sehnte und nach seinen lieben Worten, nach seiner Art, mit ihr umzugehen, seiner sosehr liebevollen Art.

"Hallo....haben sie gehört, was ich gerade in ihr Ohr geflüstert habe?" fragte der Baron und lachte.
Kurz holte Danni tief Luft.
"Sie sind für mich die schönste Frau des Abends....,"sprach er wieder ganz nahe an ihrem Ohr.
"Bin ich das?" flüsterte sie ihm in einem Anflug von verzweifelter Koketterie zu.
Er nickte, sah sie verheißungsvoll an und bestätigte:"Die Königin des Abends!"
Die Nähe ihres geschmeidigen jungen Körpers betörte ihn, ihr zartes Parfum, ihr Liebreiz...all dies trieb ihm Schweißperlen auf die Stirne.
Da merkte sie, wie er Richtung Portal tanzte.
Es war ihr recht so, sie wollte an die frische Luft, jedoch fröstelte es sie.
"Ihnen ist kalt...warten sie auf mich...ich hole ihnen ihre Spitzenstola,"meinte Eugen, der dies sogleich registriert hatte.
Danni umfaßte ihre Arme, nickte und sog die kühle frische Luft begierig ein.
Dabei schloß sie die Augen, in die wieder wehmütig-sehnsuchtsvolle Tränen stiegen.
'Stefan...wenn du jetzt hier wärst....wenn du wenigstens  wissen tätest, was hier um mich geschieht....ach, würdest du mich verstehen? Würdest du mich beschützen, entführen, mit mir davon laufen...irgdendwohin, wo uns keiner mehr findet....alles, alles wäre mir recht, um mit dir zusammensein zu dürfen und deine Liebe, die für mich so wichtig und kostbar ist, ausleben zu dürfen.
Was würdest du tun, wenn du jetzt hier wärst...würdest du mich lieben oder hassen?'
Sie preßte die Hände gegen ihre pochenden Schläfen.....
'Stefan, Stefan....,'pochte es auch in ihrem Herzen,' verzeih mir....'
"So, hier, Daniela, gleich wird ihnen wieder wärmer werden!"
Die dunkle Stimme des Barons riß sie wieder in die Gegenwart aus ihren Gedanken zurück.
Er legte ihr die beige Stola, welche aus Brüsseler Spitzen gefertigt war, sorgsam um die bloßen Schultern, dann spürte sie seine warme Hand an ihrem Ellenbogen und er führte sie die Stiegen hinab in den dunklen Park.
Und Danni ahnte natürlich, was er damit bezweckte.
Insgeheim betete sie um Kraft, das alles durchzustehen.
Die Bäume rauschten im leichten Wind und die Nacht war sternenklar.
Sie sah hinauf zum Himmel....kein Mond war zu sehen.
Nun setzten sie sich auf eine der hübschen Bänke und schwiegen lange Zeit.
Irgendwie war es Daniela peinlich, andererseits war sie sehr froh darüber.
Wiederum andererseits hätte sie gerne alles schon hinter sich....oder am liebsten wäre sie nun aufgewacht aus einem seltsamen Traum......
Da seufzte Sanders tief auf.
"Daniela, ich muß ihnen etwas gestehen...."
'Jetzt kommt's, das Unumgängliche,' dachte sie bange und wurde in der Dunkelheit blaß.
Irgendwo hörte sie in der Ferne ein Käuzchen.
Dann war es wieder still, nur die Musik vom Saal drang zu ihnen herüber.
"Man wird sie am Ball vermissen, Baron," versuchte sie noch das Thema zu wechseln.
Aber sie wußte, jetzt gab es kein Entrinnen mehr...das Spiel war im Gange, ein grausames Spiel, so wie sie es empfand. Wenn Eugen sie nicht leiden hätte können, wäre sie wenigstens außer Obligo gewesen.
Aber so......
Wieder sah sie Stefans Gesicht vor sich.
'Stefan, mein Stefan, verzeih mir, verzeih mir die Lüge und verzeih mir,  daß ich dich verraten muß. Tue ich es doch nur aus Liebe zu dir.....oh Vater im Himmel...hilf mir....'
"Ach, die Gäste, die unterhalten sich auch ohne mich...zumindest eine Weile," hörte sie nun wieder Eugen Sanders Stimme,"das, was ich ihnen einfach sagen muß, gestehen muß, ist bedeutend wichtiger!"
"Was...was wollen sie mir denn gestehen?"
"Ich habe mich in sie verliebt, Daniela Martell!"
Er griff fordernd nach ihren Händen und, bevor sie es sich versah, hatte er sie in die Arme gerissen.
"Oh Daniela," es klang wie ein Jauchzen.
Sein Mund suchte ihren.
"Küß'  mich,"flüsterte sie da, hart preßten seine Lippen sich auf ihre, hart und verlangend. Sie roch sein Rasierwasser und ...da...war wieder Stefans Gesicht. Wie zärtlich er doch küssen konnte....
Aber Eugen von Sanders Leidenschaft ging mit ihm durch.
Er verlor die Containance.......sie spürte seine Hände auf ihren Schultern, im Nacken ... und als sie sich tiefer tasteten, bäumte sie sich auf. Sie stieß ihn heftig weg.
"Nein, Eugen!" Fest und energisch kam es von ihren Lippen.
"Oh, wie süß!" rief er da, jetzt klang es wie ein Jammern in ihren Ohren.
Kalte Schauer liefen über ihren Rücken.

Schnell aber hatte er sich wieder im Griff.
Er faßte ihr Gesicht unter ihrem Kinn.
"Ich war zu ungestüm, bitte entschuldige mein Benehmen, Daniela, aber es ging mit mir durch. Ich habe so etwas selbst noch nie erlebt, bei keiner anderen Frau vor dir. Alle machten es mir leicht als vermögenden Baron, wenn du verstehst, was ich meine."
Er ließ sie aus, aber seine Blicke verzehrten sich nach ihr.
Fast tat er ihr nun leid.
Sie nahm seine Hände und zart nahm er sie nun nochmals in die Arme.
"Bitte, sei lieb zu mir....hab' mich lieb, Eugen. Und hab' Geduld mit mir," sprach sie ganz leise, fast verstand er sie nicht.
Ihr dunkler Kopf lag an seiner Schulter und er streichelte sie jetzt wie ein Kind.
"Daniela, ich werde alle Geduld der Welt aufbringen, wenn du mich nur ein wenig lieb gewinnen würdest....und ich bitte dich, lasse uns zur Gesellschaft gehen und unsere Verlobung bekannt geben. Willst du das auch?"
Ach, wie gerne hätte sie jetzt laut geschrien: 'Nein, ich will nur einen zum Mann und das bist nicht du, Eugen von Sanders!!!!!!'
Aber ergeben nickte sie.
"Komm', meine Süße, lass' uns gehen," flüsterte er, erhob sich, zog sie hoch und dann weiter Richtung Schloß.
Sie stolperte hinter ihm her und nun liefen Tränen über ihr Gesicht.
Er drehte sich nach ihr um und sah sie erstaunt an.
"Tränen?" "....des Glücks," beeilte sie sich zu versichern.
"Aber damit ist jetzt Schluß, meine Prinzessin!" rief er übermütig,"jetzt wird gelacht, getrunken und gefeiert! Komm', schnell, ich kann es gar nicht mehr erwarten, mein Glück allen mitzuteilen!!!!!"
Er nahm sie an der Hand und lief mit ihr die Empore hinauf - fast kam sie ihm nicht nach in seinem Tempo.
Hatte er Sorge, daß sie es sich noch einmal anders überlegen könnte?
Im Saal angekommen, sie noch immer an der Hand, rief er mit lauter Stimme:" Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Gäste! Ich bitte um ihre werte Aufmerksamkeit!"
Die Kapelle spielte unaufgefordert einen Tusch.
Daniela stand neben Eugen von Sanders.
Alle Blicke spürte sie auf sich, fast brannten diese ihr das Kleid vom Leib.
Sie hätte sich am liebsten hinter dem Baron versteckt, aber da dies nicht ging, suchte sie die Gesichter ihrer Eltern unter all den fremden Leuten und sah, wie zufrieden das Ehepaar Martell wirkte und wie es ihr zunickte.
"Ich danke für ihre Aufmerksamkeit. Madames und Monsineurs....hiermit gebe ich meine Verlobung mit Fräulein Daniela Martell bekannt!"
Applaus kam auf. "Bravo!" riefen einige begeistert, andere, vor allem ältere Gäste, waren etwas schockiert und tuschelten....eine Bürgerliche....zur Frau....
Danielas Liebreiz überzeugte aber auch die Skeptischen unter ihnen und mechanisch, ein kleines Lächeln auf den Lippen, schüttelte sie viele, viele Hände.
'Nun bist du gerettet, mein Stefan,' dachte sie.
Der Abend, die Ballnacht, dauerte noch sehr lange, bis sich der letzte Gast verabschiedet hatte.
An Daniela lief irgendwie alles vorbei, als sehe sie sich selber zu.
Sie tanzte viel, am meisten mit ihrem Verlobten.
"Du bist das schönste Geburtstagsgeschenk meines Lebens!"
Der Baron strahlte sie an.
Sein Glück war unverkennbar.
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Fortsetzung folgt

Samstag, 24. Oktober 2009

Nun, das Leben im Schloß hatte seinen eigenen Rythmus, sein eigenes Zerimoniell.
Die alten Gemäuer strahlten etwas Ehrfurchtgebietendes aus.
Auf Daniela wirkten sie anfangs fast wie Kerkermauern.
Schließlich war auch ihre Situation ähnlich.
Der junge Baron konnte ja nicht wissen, warum das Ehepaar Martell wie die Aufseher aufpassten
auf ihre junge Tochter.
Niemals würde er dies verstehen.
Seine Gefühle für die junge schöne Frau, die so ernst geworden war, waren aufrecht und wahr.
Doch mußte sie sich erst umstellen, zB auf Dinners, die an einem ellenlangen Tisch mit feinsten Tafelgeschirr und x-Essensgängen durchgeführt wurden.
Und mit einrechnen, daß sie sich die ersten Tage immer wieder verlief in den alten Gemäuern.
Bis Eugen sie persönlich abholte.

So auch zu diesem Ausritt.
Es war ein wunderschöner klarer Tag.
Und Danni genoß es, es war ein bißchen Freiheit......
Sie saß auf einer weißen Stute namens Bay und ritt neben dem Baron in flottem Galopp über die Wiesen des Schloßes.
"Sie reiten wunderbar, Fräulein Daniela!"rief dieser begeistert und sie antwortete:" Danke, Herr Baron, schließlich muß ich ihnen doch beweisen, daß eine Städterin wie ich auch gut reiten kann!"
"Na....Städterin...ich weiß doch, daß ihr Herr Vater ein Tiroler Schloß hat und auch einen riesigen Pferdestall......"
Kurz, aber heftig, zog Daniela die Zügel an.....ja, das Tiroler Schloß, dort, wo sie mit Stefan.....
Da warf sie ihre langen dunklen Haare nach hinten und gab ihrem Pferd mit den Worten:"Eins zu Null für sie! Los!" die Sporen.
Aufwiehernd stob das edle Tier davon und Eugen Sanders hatte Mühe, dem jungen Mädchen zu folgen.

Etwas außer Atem machten sie schließlich eine kleine Rast.
Daniela ließ sich ins Gras sinken und mußte wieder ans Vorjahr denken, als neben ihr Stefan saß und nicht dieser für sie noch fremde Mann.
"Daniela - was ist ihnen?"
Eugen, welcher neben ihr im Gras saß, hatte ihre Wehmut bemerkt und gespürt.
Und der traurige Ausdruck ihrer großen blauen Augen ließ auch ihn wehmütig werden.
Zu gern wüßte er, was sie sosehr bedrückte und zu gern hätte er ihr geholfen.
'Irgendein Geheimnis umgibt dieses schöne Mädchen.....sie gibt mir tausend Rätsel auf...jedoch...einmal...einmal möchte ich sie in meinen Armen halten....und all ihre Trauer, ihre Wehmut, ihren Ernst mit meiner Liebe und meinen Küssen ersticken....Daniela..und diese Mauer, die sie um sich aufgebaut hat, durchbrechen.....,' dachte er.
"Ach...es ist nichts,"murmelte sie aufgeschreckt von ihren sehnsüchtigen Gedanken.
Doch der bittere Ausdruck um ihren Mund strafte sie Lügen.
Der WInd blies ihr eine Locke ins Gesicht und spontan strich ihr der Baron diese wieder nach hinten.
Genauso spontan wollte sie zurückzucken, jedoch hielt sie kurz seine Hand fest.
"Ich danke ihnen für dieses Gefühl, daß sie mein Freund sind, Eugen!"
Dann sprang sie auf.
Richtete sich ihre rote Reitjacke zurecht, die ihre hübsche Weiblichkeit noch mehr betonte.
Nur ungern erhob er sich auch und konnte seine Blicke nicht von ihr loseisen.
"Kommen sie, Eugen, es wird Zeit...wollen wir die anderen nicht so lange mit dem Mittagessen warten lassen!" rief sie auffordernd und ehe er ihr noch helfen konnte, hatte sie sich auf Bay geschwungen und galoppierte davon.
'Kleine wilde traurige Daniela,' dachte er noch, um sich ihr dann schnell anzuschliessen.
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Schloß Sanders war erhellt von vielen Lichtern.
Immer wieder fuhren große elegante Wagen vor und die Diener waren beflissen, rasch die Fahrzeugtüren zu öffnen.
Damen in herrlichen Roben und Herren in eleganten Fracks traten zur Empore des Schloß Sanders und stiegen diese empor.
Die hohen Flügeltüren waren weit geöffnet in der lauen Sommernacht und dort standen Baronin Laureck in einem silbernen glitzernden Abendkleid, welches ihre grauen Haare unterstrich und ihr braungebrannter Neffe zum Empfang.
Der Zeremonienmeister stand ebenfalls am Eingang und klopfte dreimal mit seinem Stab auf den Boden, um dann von der Gast-Visitenkarte, die auf einem silbernziselierten kleinen Teller lag, abzulesen, welcher Gast soeben eingetroffen war.
Da kamen Herr und Frau Martell die Treppe herunter, gefolgt von Daniela, und sie traten zu den Gastgebern.
"Herzlichen Glückwunsch zu ihrem Geburtstag," sagte Daniela und sah zu ihm auf.
Ihre blauen Augen hatten einen wunderbaren Glanz und ergänzten sich mit dem dunkelblauen schulterfreien Samtkleid, welches sich weich um ihre Figur legte. Sie reichte ihm ihre Hand, die er ehrbietig küßte.
'Wie schön sie doch heute wieder ist,' dachte er begeistert und unter seinem begehrenden Blick senkte sie die Augen.
Dann schitt sie hinter ihren Eltern in den Ballsaal.
Ja, sie wußte, daß ihr das Kleid gut stand. Und war erstaunt, wie sie Eugens Blicke genoß.
Doch es war ihr vewundetes Selbstbewußtsein, da war sich auch sicher.
Die Hände und Arme in langen beigen Handschuhen, die lange Perlenkette um ihr zartes Dekollete, die Haare aufgesteckt zu einem Knoten, aus dem Locken quillten. EIn Diadem aus Perlen und blauen Saphiren trug sie als Ergänzung im Haar.
Aber auch Tina wurde bestaunt. Die rote elegante Schönheit hatte ein knallenges grünes Chiffonseidenkleid an.
 Und machte beste Figur an der Seite ihres hochgewachsenen stattlichen Mannes.

Als alle Gäste begrüßt waren, betraten auch die Gastgeber den Saal.
Den Ehrentanz begann Eugen mit seiner Tante und verbeugte sich dann auch vor Daniela Martell.
"Wollen sie mit mir den Tanz beenden?" fragte er sie und sah ihr tief in die Augen.
Sie neigte bejahend den Kopf und hörte hinter sich das Getuschel der anderen Gäste.
Aber das bekümmerte sie nicht.
Gerne tanzte sie mit Baron Eugen, sie wußte, daß er ein excellenter Tänzer und Kavalier war.
"Sie sind schön, Daniela, wunderschön," murmelte er an ihrem Ohr.
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Fortsetzung folgt
"Eugen, sei so nett und zeige unserem jungen Gast schon mal unser schönes Schloß!
Und, meine Herrschaften, sie waren ohnedies schon oft hier bei uns zu Gast. Bezaubernd sehen sie aus, meine liebe Tina! Sie entschuldigen uns, Daniela,"jonglierte die Baronin zwischen Dani und ihren Eltern und mit einem Kopfnicken zu der jungen Frau hängte sie sich in den Arm von Frau Martell ein und schritt mit dem Ehepaar davon.
Daniela starrte den Eltern nach.
Nun kam sie sich endgültig verloren vor.
Die Mutter mit ihren weißen Hosen und der weiten bunten Bluse mit dem tiefen Ausschnitt und den langen roten Haaren, von denen sie das grüne Seidentuch gelöst hatte, sah aus wie eine ganz junge Frau. Auch der Vater machte eine gute Figur.
"Gnädiges Fräulein, darf ich ihnen nun unser Haus zeigen?" fragte da Eugen liebenswürdig und bot ihr seinen Arm.
'Wie hübsch sie doch aussieht, die kleine Daniela,' dachte er und war sehr angetan.
Ihr dunkles Haar war gebändigt in ihrem Nacken von einer langen Schleife, das geblümte Kleid, das so duftig und jung war wie die Trägerin selbst.
Und es unterstrich ihre gute Figur.
Ein gewisser Ernst ging von ihr aus und Eugen konnte sich nicht erinnern, daß ihm das schon mal so stark aufgefallen war wie jetzt.
So stiegen sie die Empore hoch, welche links und rechts zum EIngang führte..
Bevor sie hinein gingen, blieb Daniela kurz stehen und blickte von der Brüstung der Veranda  in den weitläufigen Park.
Dann wandte sie sich um, die hohen Glastüren waren weit geöffnet.
Lange duftige Vorhänge wehten im leichten Wind und offenbarten der Luxus gewohnten Danni
ein Entree, das wirklich wunderschön war.
Eine riesige Halle mit vielen wertvollen Gemälden beeindruckte sehr.
Genau wie die vielen Räumlichkeiten und Salons mit ihrem wertvollen Inventar.
Viel Marmor, viel Gold, viel Stuck.
In einem riesigen Saal blieben sie länger.
"Hier wird der Ball nächste Woche stattfinden. Freuen sie sich schon?"fragte Baron Sanders und sah sie lächelnd an.
"Ja - ja, ich freue mich schon," stammelte sie abgelenkt.
'Warum fällt mir bloß das Lügen so schwer? Gerade das werde ich kommende Woche sehr viel benötigen,' dachte sie voll Bitterkeit.
"Was ist mit ihnen?"fragte Eugen besorgt.
Ihm waren die Schatten in ihrem schönen Gesicht nicht entgangen.
"Ach, Baron, die weite Reise und die vielen neuen Eindrücke....verzeihen sie meine Unaufmerksamkeit,"beeilte sich Danni zu versichern und:"Es gefällt mir, alles, und ich freue mich, hier zu sein!"
Nun betraten sie einen langen Gang mit roten Seidentapeten. Auch hier waren viele Gemälde, vor allem Ahnenbilder, eines neben dem anderen.
"Sehen sie....hier hinten, kommen sie bitte!" rief Eugen eifrig und erfreut über ihr gewecktes Interesse. "Sehen sie, hier, das war mein Vater und daneben, das war meine Mutter!"
"Eine wunderschöne, elegante Frau muß sie gewesen sein - ja, und das...das sind sie, nicht wahr?"
"Ja, es ist erst letztes Jahr fertig geworden, bevor ich nach Afrika zu Studien geflogen bin."
"Ah, darum sind sie so sonnengebräunt, Baron," sprach sie und lächelte.
Ein eigener Charme ging von ihr aus und er konnte sich dem nicht entziehen.
Sie wollte sich wieder abwenden, da berührte er sie kurz am Arm.
Er nahm ihre Hand und deutete einen Handkuß an.
"Übrigens..." Ihr fragender Blick ließ ihn kurz verstummen, dann sprach er leise weiter:"Meine künftige Frau wird auch einmal als Gemälde hier hängen."
"Ja, das weiß ich, Herr Baron," stammelte sie und wurde vor Verlegenheit rot.
Rasch schritt sie davon und er hatte Mühe, ihr zu folgen.
Fast schien es ihm, als wäre sie auf der Flucht. Vor ihm? Eine gewisse Bangigkeit stieg in ihm hoch.
"Ich finde, für heute ist es genug. Danke, Herr Baron, würden sie mir nun bitte mein Zimmer zeigen?"
Sie blieb kurz stehen.
"Zimmer?" Er mußte nun schmunzeln. "Es gibt kein Zimmer für sie, gnädiges Fräulein."
"Ja...wie meinen sie das, Herr Baron?"
"Alle unsere Ehrengäste, so auch sie, liebes Fräulein, haben Gemächer."
"Ja, gut, wenn sie glauben...." Etwas unwirsch kam es über Dannis Lippen.
Unwirsch und ungeduldig.
Nicht immer klappte es, Haltung zu bewahren.
Eigentlich hatte er es nicht verdient, daß sie so unfreundlich zu ihm war.
"Ja, Baron, ich bin müde, verzeihen sie. Bitte, zeigen sie mir nun meine Gemächer."
"Darf ich vorausgehen?" "Ja, bitte."
So ging er ein paar weitere Gänge entlang, eine Treppe hinauf und blieb vor einer der vielen weißen Flügeltüren stehen und öffnete sie.
Ein in einer zarten Zyklamfarbe und in Weiß gehaltener Salon tat sich vor Daniela auf. Auch vom Raum daneben waren die Türen geöffnet. Ein weißes Himmelbett in einem hellblauen Ambiente war der Mittelpunkt.
Ein angrenzendes Bad und ein Ankleidezimmer gehörten ebenfalls zur Suite.
Daniela durchschritt die Räumlichkeiten, die ihr sehr gefielen.
Vom Schlafraum aus war eine verglaste Türe, welche zu einem Balkon führte.
Dort blieb sie stehen und was sich ihr als Anblick bot, war eine Wohltat.
Voran der Park, dahinter Felder und Wälder, soweit das Auge blickte.
Tief atmete sie die frische Luft ein und schloß für einen Moment die Augen und vergaß alles um sich herum.
 EIne Hand hatte sie auf ihre Brust gelegt.
Sie bemerkte nicht, daß Baron Eugen von Sanders inzwischen neben ihr stand und sie nicht aus den Augen ließ.
Er hatte soviel Gefühl für sie. Aber er spürte auch, daß ein großer Schmerz sie bedrückte.
Es mußte etwas geschehen sein, das sie sehr belastete.
Das tat ihm weh. Und er hoffte sehr, daß es irgendwann mal einen Moment geben würde, wo sie sich ihm anvertrauen würde. Sie wirkte so zerbrechlich und so hatte er das Bedürfnis, sie zu beschützen.
"Daniela?"
Seine leise Stimme ließ sie zusammenzucken.
Die Gegenwart hatte sie wieder.
"Oh Baron, ich habe sie nicht kommen gehört. Es ist alles so schön hier und ich bedanke mich sehr herzlich für alles, auch für die Führung. Nun möchte ich mich etwas ausruhen, frisch machen und umziehen. Lieben Dank nochmal."
Sie reichte ihm die Hand und er hielt sie einen Moment mit beiden Händen fest.
Wärme ging von seinen Händen aus und tat ihr gut.
Kurz nickte er mit einem eigenen Lächeln, dann verließ er ihre Räumlichkeiten.
Die Sorge um sie blieb in seinem Herzen.
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Fortsetzung folgt

Freitag, 23. Oktober 2009

Lotte stand vor der Türe von Danielas Zimmer.
Lautes bitteres Weinen drang heraus.
Auch die alte Köchin wischte sich Tränen mit ihrem Schürzenzipfel ab, hatte sie
doch hören müssen, was sich im Herrenzimmer zugetragen hatte.
Das ganze Haus war erfüllt von dem Drama dort.
Sie klopfte an und als das Schluchzen nicht abbrach, trat sie kurzerhand ins
Mädchenzimmer.
Daniela lag auf ihrem Bett, das verweinte Gesicht tief in den Kissen.
"Kind....Kind...was ist denn....?"rief die gute Seele des Hauses und lief zu Daniela, welche sich langsam aufsetzte.
Erschrocken bemerkte Lotte, daß Danni eine Wunde an der Lippe hatte, was sie fluchend bewegte,
sogleich hinauszulaufen, um eine kalte Kompresse zu holen.
"Hier, Kind, halten sie das! Geschlagen hat er sie also auch...dieser...dieser elende herzlose Schuft! Armes Kind....nicht, ich weiß ja alles. Es war ja nicht zu überhören."
Sie drückte die junge Frau an sich und nun mußte auch sie wieder weinen.
"Lotte...wenn er anruft..sage ihm...sage ihm....,"Dannis Stimme wurde tonlos und sehr leise, ihre Hände lagen geöffnet nach oben auf ihren Schenkeln und irgendwie war sie total abwesend,"sag' ihm bitte nichts, bitte, denn du weißt ja, was meine Eltern angedroht haben, ihm anzutun! Sie...sie...sind so gemein und grausam." Tief atmete sie ein, schloß die Augen, ballte die Hände zu Fäusten und schrie plötzlich:"Ich hasse sie....ich hasse meine eigenen Eltern!"
"Ich .. ich habe den Auftrag, ihre Koffer zu packen, Kind."
"Meine Koffer..so...so bald schon, Lotte?!"
"Morgen, Daniela, morgen hat der Herr Martell gesagt."
"Einmal werden sie es büßen, sie und er, alle beide,"kam es wie ein Schwur von Danielas verwundeten Lippen.
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Wieder einmal saß Daniela Martell im Fond eines Wagens, nur daß diesmal ihre Mutter persönlich am Steuer saß und ihr Vater daneben.
Es war das weiße schnittige Cabriolet von Tina Martell, welche ein samragdgrünes Seidentuch um ihre rote Haarpracht gebunden hatte und eine Sonnenbrille trug. Die Mondänheit lag ihr quasi im Blut.

Danni tat der Fahrtwind gut, sie schloß die Augen und dachte:'Darf ich nun an mich denken, Liebster? Du wirst nicht verstehen, daß unser junges Glück mit einem Schlag zu so einem jähen Ende fand. Aber ich kann nicht zulassen, daß man dir etwas antut, mit Gefängnis droht und deinen Ruf und dein Berufsleben zerstört, das hast du nicht verdient." Tränen liefen ihr über die Wangen und brannten ihr im Hals, weil sie versuchte, keinen Ton von sich zu geben.'Für unsere Liebe sollst du nicht büßen, nein! Du bist mir mehr wert, als alles andere auf dieser Welt, außer unserer Marti - und die verliere ich nun auch, dir zuliebe, mein Schatz. Du wirst schon gut sorgen für sie, das weiß ich! Ich opfere euch mein Glück, denn du bist mein Glück, ihr seid mein Glück!Ich muß diesen fremden Mann heiraten, mit ihm ein Leben teilen, mit ihm ein Bett teilen und ihm Dinge gewähren, die ich nur dir, Stefan, zugedacht habe. In Liebe.
Und der Gedanke an euch, an dich und mein Kind, mein Mädchen...der Gedanke zerreißt mir mein Herz!!!! Es fällt so unglaublich schwer, diesen Weg zu gehen. Und zu wissen, daß ich dir nicht sagen kann, was geschah, zu wissen, daß du mich vielleicht nicht mehr lieben wirst nach all dem, was nun passiert. Aber ich, Stefan, mein liebster Mann, du, ich werde dich mein ganzes Leben lieben, immer!'
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Enge Kurven führten nun zu dem hoch erbauten alten Schloß empor.
"Schau' dich nur um, Daniela. Links und rechts - wohin der Blick reicht, das alles gehört deinem zukünftigen Mann. Du wirst reich sein - und glücklich kannst du darüber sein, solche Eltern wie uns zu haben. Wir kennen dich ja - niemals könntest du in Armut, welche dir Stefan Richter bieten täte, leben, denn....."
"Sprich nicht mehr von Stefan, Vater!"rief Daniela erstickt aus.
"Ja, es ist wirklich besser, Darling, sie soll jetzt an EUGEN denken - und nie mehr an diesen Richter. Der liegt weit hinter uns!"meinte Tina Martell zu ihrem Gatten.
Schloß Sanders tauchte nun auf, der Weg führte durch ein großes schmiedeeisernes Tor, umgeben von einer alten Mauer.
Weiter ging es durch eine Allee von hohen Lindenbäumen. An deren Ende das Schloß, ein riesiges, altes, imposantes weißes Gebäude, umgeben von einem uralten Park mit Springbrunnen und mehr.
Baronin Laureck und ihr Neffe Eugen Baron von und zu Sanders standen schon bereit zum Empfang.

Tina Martell hielt an, ein Diener lief herbei, um ihr die Wagentür zu öffnen.
Auch ihr Mann und Daniela waren aus dem Cabriolet gestiegen und wandten sich den Gastgebern zu.
"Ich begrüße sie, liebe Baronin!"rief Tina überschwenglich. "Meine liebe Tina, wie freue ich mich, sie wiederzusehen!"rief die ältere gepflegte Dame mit den überaus klugen wachen Augen.
Ihre grauen Haare hatten einen schönen Kurzhaarschnitt und sie war sehr elegant gekleidet.
Nachdem das Ehepaar Martell begrüßt war, wandte sie sich Daniela zu.
"Ah, unsere kleine Daniela, eine junge Frau ist sie geworden, eine sehr schöne junge Frau, nicht wahr, Eugen?"
Sie blickte zu dem schlanken jungen Mann auf und zwinkerte, um fortzufahren:"Mein guter Neffe ist mir schon sehr auf die Nerven gegangen, müssen sie wissen. Nun, er hat es gar nicht erwarten können und sich schon sehr gefreut!"
"Mußt du alles verraten, Tante?"fragte der junge Baron schmunzelnd.
Daniela reichte der Baronin ihre Hand und wollte auch Eugen, welcher braungebrannt wirklich sehr gut aussah, begrüßen.
Doch da schob sich vor ihr geistiges Auge ein anderes Gesicht.
Das von Stefan, lächelnd:' Du sollst nicht weinen, kleine Danni.'
Kurz wankte die junge Frau ein paar Schritte rückwärts und Eugen beeilte sich, sie aufzufangen.
"Daniela....ist ihnen nicht gut? Ein Glas Wasser....!"rief er und der Diener drehte sich schnell um, um den Auftrag auszuführen.
"Nein, nein, es geht schon, danke. War wohl eine lange Fahrt bis hierher,"sprach Danni leise.
Der Blick ihrer Eltern hatte sie schnell wieder zu sich kommen lassen, in die harte Realität.
"Es freut mich, Herr Baron von Sanders,"murmelte sie und legte ihre kleine zitternde Hand
in seine große schlanke, deren Ringfinger einen goldenen Siegelring trug.
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Fortsetzung folgt
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Mittwoch, 21. Oktober 2009

Nun küßte er sie zum letzten Mal, drückte sie noch einmal fest an sich, gab ihr einen leichten Schubs und lachend zog sie den Schlüssel aus ihrer Häkelumhängetasche, sperrte das Tor auf und lief die Stiegen hoch.
"Lieber, schau her!"rief sie.
Er sah zu ihr hoch und sie nahm Position ein, als sei sie eine griechische Statue.
Sie hob den linken Arm und rief:"Sieh an die nasse Venus! Was denkst du, ist ihr wallendes Haar nicht wunderschön? Ein bißchen ..naja..."trocken" sieht das Ganze schon aus....aber wenn ich dem Herrn ein Glas Wasser anbieten darf? Nein? Dann müssen sie sich mit einer "ausgetrockneten" Venus zufrieden geben!"
So, wie sie da stand.....
Stefan dachte sich: 'Wenn ich sie nicht schon längst lieben würde....jetzt hätte ich mich in dieses wundervolle Wesen, deren Weiblichkeit das klatschnasse Kleid, das an ihrem schönen wohlgeformten Körper klebte, noch betonte, unsterblich verliebt!'
Liebe und Leidenschaft stiegen in ihm hoch und er fuhr sich nervös durch das nasse Haar.
"Danni, lauf', du bist ja schon wie gebadet! Schnell....weil ich gehe jetzt. Du wirst sonst krank, Liebes!"
'Wenn ich nicht gleich gehe,' dachte er und schloß wie geblendet die Augen,'komme ich zu dir hoch und beweise dir meine Liebe körpernah und wärme uns damit.....'
"Spielverdeeeerber! Jaja, ich geh' ja schon,"maulte sie scherzend, drehte sich noch einmal um und schickte ihm eine Kuß, welchen er sofort zurück schickte.
"Meldung angekommen, tschüß mein Liebster! Bis morgen!" rief sie lachend und schüttelte sich wie ein nasser Hund, dann sprang sie die letzten Stufen hoch, winkte und war im Hauseingang verschwunden.
Glücklich lächelnd schüttelte Stefan den Kopf und ging langsam fort.
"Kleiner Kobold...bis morgen...geliebter Kobold, du!"murmelte er, zog seinen nassen Jackenkragen hoch und beeilte sich nun sehr, nach Hause ins Trockene zu kommen.
~~~~~~~~~~~~
Als Danni das Haus betrat, kam ihr ein blaßer Philipp entgegen.
"Die gnädige Frau und der gnädige Herr...."
"Na, was ist denn, Philli?"fragte Danni und schüttelte sich wieder.
"Sie werden ins Wohnzimmer gebeten, dringend, gnädiges Fräulein,"murmelte dieser mit
untertänigen Blick.
"Schau'n's mich an, Philli! Soooo?"
Sie nahm einen nassen Rockzipfel und zog ihn von sich fort.
Der treue Diener schüttelte betreten den Kopf.
"Na, machen's nicht so ein Gesicht! Ich komme gleich - aber umziehen darf
ich mich noch, oooder?"scherzte sie und sah ihn etwas mitleidig an.
Kurz berührte sie Phillips Arm und lief dann singend die Marmortreppen hoch.
"Prinzessin...arme Prinzessin...,"murmelte er, welcher die Stimmung seiner Herrschaft
richtig beurteilte....war er doch schon so lange im Hause Martell angestellt.
'Bin ja fast schon lebendes Inventar,' dachte er sich,'wäre nicht die kleine Daniela und die gute Bezahlung, so wäre ich schon längst nimmer da.....'
~~~~~~~~~~~~
"Da bist du ja endlich, nun komm' schon herein!"erklang die barsche Stimme der Mutter, als Danni in der Türe stand.
Tina Martell erhob sich und verließ mit einem höhnisch-übertriebenen Auflachen den holzgetäfelten Raum.
Sie fand, daß ihre Anwesenheit unnötig war, denn was zu sagen war, das hatte sie mit ihrem Gatten ausführlich besprochen und den Zorn und die Empörung ihres Mannes ausgiebig geschürt.
Dieser trat nun mit finsterem Gesichtsausdruck seiner Tochter entgegen.
"Es wurde auch Zeit! Zeit, die ich nicht habe! Du treibst dich viel zu lange mit diesem Kerl herum! Aber das wird sich ab jetzt gänzlich ändern!"
Verständnislos sah Danni ihn an und wollte sich verwirrt wieder abwenden, da griff der Vater hart zu und packte sie am Arm.
"Hiergeblieben, jetzt gibts kein Davonlaufen und keine Heimlichkeiten mehr!"
"Du tust mir weh...."
"Sei still, du Flittchen, du! Wir kennen dein schamloses Geheimnis und wir wissen, daß du ein Kind mit diesem dahergelaufenen Menschen hast! Ein uneheliches Kind, ein Kind der Liebe! Diese Schande hast du uns angetan und unseren guten Namen damit beschmutzt! Dafür mußt du bezahlen, für all die Lügen, Schamlosigkeiten! Da...und da...." Plötzlich schlug er seine Tochter, was er er noch nie getan hatte.
Und hielt aprupt inne, ließ von ihr ab, so daß Danni zurücktaumelte.
Sie wischte sich mit zitternden Händen das Blut von den Lippen.
"Schlag nur, du .....du...Vaaater!"Tonlos und von Verachtung triefend lag dieses "Vater" im Raum und verklang irgendwo hinter den schweren Samtvorhängen.
"Halt den Mund!"schrie dieser sie an, nahm ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und fuhr sich damit über das schweißnasse Gesicht, um sich dann ein Glas mit Whisky zu füllen und es in einem Zug leer zu trinken.
Von dem Lärm angelockt war Frau Martell in das Herrenzimmer getreten.
Lässig lehnte sie im Türrahmen und lächelte spöttisch.
"Nun wirds spannend," meinte sie süffisant.
Danni schloß die Augen, als könnte sie damit alles, was war, ungeschehen machen.
Ihre Arme hatte sie schützend vor die Brust gelegt, als würde sie sich selbst umarmen.
Und ganz leicht schwankte sie hin und her in ihrem Schock, als schaukle sie sich zur Beruhigung hin und her.
Lautlos floßen Tränen aus ihren Augen, welche sie nun öffnete, tief einatmete und wiederum tonlos, aber leise sprach:"Ich haße euch, ich haße euch...euch...."
"Was siehst du mich denn so an?"fragte Tina wie ahnungslos und schritt an ihrem Mann, den sie kurz anblickte, vorbei, zu dem großen Eichenschreibtisch, nahm sich aus der gold-ziselierten Tabakdose eine Zigarette und hielt diese auffordernd zwischen zwei Fingern ihrem Mann entgegen, der sie mit leicht zitternden Hände anzündete.
"Ist es ein Mädchen oder ein Bub?" Ihre großen grünen Augen sahen in Richtung ihrer Tochter, die nun monoton den Kopf hin und her schüttelte.
"Von mir werdet ihr das nicht erfahren," flüsterte Daniela mit starrem Blick.
Mit ein paar schnellen Schritten lief Tina Martell zu ihr hin und rüttelte sie.
"Und du wirst es mir jetzt sagen, aber sofort, verstanden?! Oder ich lasse den Balg in ein Heim bringen! Hast du verstanden, du sittenloses Ding?"
Sie ließ von Danni ab, um sich  neben ihrem Mann zu stellen.
Da stammelte ihre Tochter mit letzter Kraft, der Not gehorchend:"Es ist ein Mädchen....es ist mein Mädchen...."
"So ist's schon besser...wäre ja gelacht, wenn wir dich nicht zur Räson bringen würden!"rief die Mutter triumphierend und hob eine Hand, als ob sie ihren Mann nun wieder an die Reihe ließ, die Tochter anzuklagen.
"Daniela, du wirst Eugen von Sanders schöne Augen machen und du wirst ihn dazu bringen, daß er dich heiratet! Das wird nicht allzu schwer sein, weil er mir ohnedies seit der Party vom vorigen Jahr in den Ohren liegt, um immer wieder nach dir zu fragen!"
Rudolf Martell wollte eine Hand unter Danielas Kinn legen, doch sie stieß diese weg und stammelte:"Rühr mich nicht an! Nie wieder rühre mich an...."
Tina ließ sich mit einem Auflachen in einen der olivgrün bespannten Fauteuils fallen und sprach dann hart und einprägend:" Wenn du diesen Nichtsnutz wirklich liebst......dann heiratetst du wie befohlen den Baron Sanders! Dein Vater hat großen Einfluß auf bestimmte Herren in den Chefetagen, die meisten sind gute Freunde von ihm, viele schulden ihm einen Gefallen....du verstehst?!" Tina Martell richtete sich kerzengerade auf und fuhr fort:"Papa würde diesen Richter anzeigen wegen Verführung und täte noch einiges dazu erzählen, was ja nicht unbedingt alles stimmen muß....naja, aber es würde ausreichen, daß dein Stefan keinen guten Job mehr bekommt....nirgends! Sein Ruf wäre für immer beschädigt! So wie auch unserer, wenn etwas von dieser, eurer, unleidlichen Geschichte bekannt werden würde."
Sie erhob sich, warf ihre rote Mähne zurück, zupfte an ihrem Seidenkleid und fügte hinzu:"Ihr habt uns die längste Zeit zum Narren gehalten! Du wirst Stefan Richter nicht mehr wiedersehen!"
Rudolf Martell, welcher abgewandt von seiner Tochter an seinem Schreibtisch gestanden hatte, wandte sich um und ging ein paar Schritte auf diese zu.
Daniela stand bleich und starr vor Schock und konnte sich momentan nicht bewegen.
"Nächste Woche wird Baron Sanders einen Geburtstagsball geben, Kind, da wirst du dann genug Gelegenheit haben, unseren berechtigten Wunsch in die Tat umzusetzen!"
Scharf und warnend blickte er die blasse zitternde Gestalt an und meinte:" Jedweder Kontakt mit Richter ist ab nun zu unterlassen. Dein Versprechen will ich haben, jetzt und sofort. Gib mir deine Hand und sage: Ich verspreche es!"
Fest presste Daniela die Lippen zusammen, die Wunde an den Lippen fing wieder leicht zu bluten an.
"Los...wird's bald!"
Sie berührte die Hand von Rudolf Martell, zuckte sofort wieder rasch zurück.
"Ich...ich...ich verspreche es!"schrie sie ihn urplötzlich an, drehte sich um und lief aufschluchzend aus dem Salon, dessen Türe mit lautem Knall ins Schloß fiel.
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Fortsetzung folgt

Samstag, 17. Oktober 2009

Sie griff zu der kleinen Etagere neben sich und schob Gina ein Päckchen hin, hielt es aber noch fest.
"Hier ist das Geld, sie brauchen sich nicht zu vergewissern, es ist abgezählt."
Die schöne Frau  zeigte nochmals auf das Geldpaket, lehnte sich zurück und wippte mit einem Bein ungeduldig.
"Wer gibt mir die Garantie, daß sie mich nicht weiter erpressen?"
Gina beeilte sich zu versichern:"Das ist damit erledigt. Ich werde schweigen."
"Hm, das möchte ich ihnen nun aber wirklich geraten haben, Fräulein."
Messerscharf klang Tinas Stimme."So - jetzt sind sie an der Reihe...ich finde, da sollte schon was Sensationelles von ihnen kommen, damit sie sich diese Summe verdienen!"
Gina rang mit sich.
Skrupel nagten an ihrem Gewissen und eine gewisse Ängstlichkeit, die die stolze Frau ihr gegenüber in ihr wach rief.
Aber dann blickte sie auf das Päckchen.
"Ihre Tochter...sie...Stefan...sie müssen wissen, ich war die frühere Freundin von Richter, bevor...."
In Tinas Gesicht macht sich ein spöttisches Lächeln breit.
'Aha, daher weht also der Wind,' dachte sie,'aber wie verschmähte Liebe sieht das nicht aus, eher wie verletzter Stolz."
"Ja - uuund?"
"Ich habe ihn ja gewarnt, aber er wollte nicht hören auf mich. Nein, er nahm mich nicht ernst.
Er machte sich nur lustig über mich!"
Gina versuchte, ihrer aufsteigenden Empörung wieder Herr zu werden.
"Ja, Frau Martell, Ihre Tochter war mit Stefan Richter zusammen in München, die ganze Zeit! Ich habe es selbst erst kürzlich erfahren!"
Tina sah erstaunt auf. Das hatte sie nicht erwartet.
"Und....und das ist noch nicht alles, Frau Martell. Ich muß ihnen sagen, daß...daß ihre Tochter...also, sie sind Großmutter geworden, gnädige Frau..."
Erschöpft hielt Gina inne.
Das war doch etwas schwerer, als sie und Jonny, ihr neuer Freund, es sich vorgestellt hatten.
Tina war aufgesprungen, ihr gut geschminktes Gesicht wirkte plötzlich aschfahl.
"Sie...sie lügen, Fräulein, sagen sie, daß das nicht stimmt! Schnell!"
Sie rang die Hände. War das noch die spöttisch-stolze Frau von vorhin?
Auch Gina Lehner war aufgestanden.
Sie empfand keinen Triumph, im Gegenteil, ein flaues Gefühl stieg in ihr hoch.
"Ich verstehe ja, daß sie mir nicht glauben wollen. Aber sie können sich jederzeit von der Wahrheit überzeugen, gnädige Frau!"
Tina hielt sich an der Fauteuillehne fest und rang um ihre Fassung.
Schloß die Augen und ein tiefer Seufzer entrang sich ihren rotgeschminkten Lippen.
"Kann ich jetzt versichert sein, daß das zwischen uns beiden bleibt, Fräulein Lehner?"
"Bestimmt,  Frau Martell. Ich habe ja meine Belohnung - mehr will ich nicht! Sie werden nichts mehr von mir hören, gnädige Frau!"
"Fräulein, leben sie wohl. Ich weiß nicht, ob ich ihnen wirklich danken soll. Sie entschuldigen mich jetzt....das war doch ein bißchen viel an Wahrheit...."
Da war er wieder, der Stolz, der an Überheblichkeit grenzte.
Sie klingelte nach Elsie, welche kurz danach erschien.
"Gnädige Frau?" Das Dienstmädchen knickste beflissen.
Sie unterbrach damit das eisige Schweigen, welches zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen nun lag.
"Begleiten sie die Dame heraus."
Tina Martell wandte sich aprupt um.
Sie gab Gina Lehner nicht mehr die Hand, für sie war diese schon längst nicht mehr hier.
Elsie verbeugte sich knapp und verließ hinter Regina Lehner den roten Salon.
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"Du hast dieser Schwindlerin wirklich soviel Geld gegeben?!!"rief Rudolf Martell außer sich, als er am Abend von seiner Frau die ganze Geschichte erfuhr.
"Aber Liebster, es ist kein Schwindel! Frage deine Tochter - sie wird es dir bestimmt bestätigen!"
"Wenn es wirklich wahr wäre...wahr ist...."
Der große Mann schüttelte ungläubig den Kopf.
"Es ist leider wahr, Rudolf,"antwortete sie trotzig und betrachtete eingehend ihre blutroten Fingernägel. Sie wollte ihm jetzt nicht in die Augen blicken.

Ihr Mann ging unruhig im Zimmer auf und ab.
"Du bist dir im klaren, was wir tun müssen? Sie muß büßen für das, was sie uns angetan hat! Für ihren Ungehorsam!"
"So nicht, Tina. Ich habe da eine andere Idee!"
"Natürlich, jetzt verteidigst du diese kleine Lügnerin auch noch! Ich .... und Großmutter!!! Wie konnte sie nur....?!"empörte sich die Gattin.
"Sie muß einen anderen heiraten und du weißt auch, wen. Gräfin Laurecks Neffe Baron Eugen von Sanders hat doch bald Geburtstag, nicht wahr, Liebste? Komm', schau' doch mal nach!"
Unwillig schritt Tina zu ihrem zierlichen Schreibtisch mit den goldenen Ornamentverzierungen und holte eine rotes Büchlein hervor.
Ihre Finger fuhren die Namensliste ab. "...Seller, Siebert, Seiler...Sanders...hier. Ja, du hast recht, nächste Woche hat der junge Herr Geburtstag!"
"Wunderbar, das trifft sich sehr gut! Da wird ja bald die Einladung bei uns eintreffen. Und die Frau, welche unser...unser Enkelkind versorgt, wird hoffentlich zu anständig sein, uns einen Skandal zu machen, denn sie muß Daniela sehr gerne haben, nicht?!"
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"Liebling, wir sind ja schon ganz naß! Schau....schau mein Kleid, als wäre ich in ein Faß gefallen....huuuu....ist das feucht.....!"rief Danni lachend sich schüttelnd und lief übermütig mit Stefan durch die leergefegten Straßen, bis sie vor der Villa Martell anlangten.
"So, mein Lieb, nun aber husch in trockenes Gewand. Was habe ich von meinem Mädchen, wenn es ein krankes Mädchen ist, hm?"fragte er schelmisch und sah sie voll Zärtlichkeit an.
Armselig hing hinten am Kopf ihr Roßschwanz hinunter, Wasser lief über das schöne feine Gesicht, von der Nase tropfte ein Wassertropfen und lief schnell über ihre roten Lippen Richtung Kinn herab, aber die blauen Augen lachten ihn an.
Da nahm er sie um die Taille und zog sie an sich.
"Mädel, laß' dich doch nicht von mir aufhalten!" Etwas heiser murmelte er dies.
"Es ist schöner, mit dir im Regen zu stehen, als ohne dich sein zu müssen, Lieber,"meinte sie lächelnd und er küßte ihr den nächsten Tropfen von der Nasenspitze fort.
"Jetzt wird's aber Zeit, mein Lieb !" Voll Wärme klang seine Stimme und Sorge, aber auch unterdrückter Leidenschaft.
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Fortsetzung folgt

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Mit bebenden Händen öffnete Daniela das Kuvert und nahm den Briefbogen heraus.
'Liebe Kinder, ich kann Euch nicht viel schreiben, denn es ereignet sich nicht wirklich viel.
Nur Marti bringt Abwechslung in dieses mein Leben! Ich bin ja nach wie vor freigestellt und danke es meinem Professor jeden Tag auf's Neue. Er hat vollstes Verständnis für die Situation und ich habe sein Wort, daß ich meine Stelle behalten kann.
Marti hebt ihr kleines Köpfchen schon ganz kräftig und eifrig, will am liebsten nur sitzen, obwohl sie es ja noch nicht von alleine kann. Und sie guckt mich aus Dannis Augen ganz groß an. Dann streichel ich ihr vorsichtig über Stefans dunkle Haare. Manchmal lächelt die kleine Maus, wie Du, Danni, sie nanntest oder lacht sogar.Ja, so werde ich jeden Tag an Euch durch sie erinnert, denn....ach, ich denke soviel an Euch, meine lieben Kinder und ich bete jeden Tag zu Gott, unserm Vater. Ich hoffe, daß es Euch gutgeht und daß soweit alles in Ordnung ist. Hie und da telefonieren wir ja sowieso miteinander.
Macht keinen Unsinn und überlegt lieber zweimal, was auch immer Ihr vorhabt. Habt ja jetzt nicht nur Verantwortung für Euch und Eure Liebe, sondern auch für ein kleines zauberhaftes Wesen, das Euer Kind ist. Ihr braucht Euch aber keine Sorgen um Marti machen, sie ist bei mir gut aufgehoben. Ich passe auf sie auf wie auf mein Augenlicht.
Gestern war die Fürsorgerin da und ist mit allem einverstanden.
Die Marti ist der Liebling der ganzen Umgebung.
Tausend Küsse und Grüße von Marti und mir.
Eure Tante Klara
P.S.: Beiliegend sind noch zwei Fotos von Marti!'
Daniela nahm die Bilder heraus und ein zärtliches Lächeln überflog ihre Lippen.
"Schau, Steff, unser Kleinchen! Ist sie nicht süß?"
"Ganz der Vater!"rief Stefan lachend und erntete sogleich einen sanften Rippenstoß.
"Pardon, natürlich hat sie auch etwas von ihrer Frau Mutter!"
"So ist's schon besser, Herr Vater!"rief Danni übermütig.
Sie zeigte auf die untergehende Sonne, welche das Land in rotgoldenes Licht tauchte.
Es wurde immer kühler und Danni begann wieder zu frösteln.
"Meinem Mädchen wird kalt,"murmelte Stefan und zog seine Jacke aus, um sie Daniela umzuhängen,
hatte sie doch nur ein leichtes Kleid an.
"Danke, Stefan," meinte sie dankbar....und sog den angehnehmen Geruch von Stefan und seinem Toilettewasser ein.
Gleich fühlte sie sich geborgener.
Sie erhoben sich, um den Weg an der Donaupromenade entlang zu gehen.
Einen Weg wie ihr gemeinsames Leben.
Der aber länger und weiter werden könnte, als beide nur ahnten.
~~~~~~~~~
Gina blieb vor dem Portal stehen und sah zu der imposanten Villa hinauf.
Ob es richtig war, was sie jetzt vorhatte?
Doch sie verscheuchte diese Gedanken, öffnete ihre Handtasche und warf einen kleinen Blick in
ihren Handspiegel.
Zufrieden lächelte sie und verschloß wieder ihre Tasche.
Wenn sie da wieder heraus kam, war sie eine reiche Frau!
Nun drückte sie auf den Klingelknopf und durch die Sprechanlage meldete sich eine
joviale Stimme:"Sie wünschen bitte?"
"Ich möchte gerne Frau Martell sprechen. Ich werde sicher schon erwartet - mein Name
ist Gina Lehner!"
"Einen Moment bitte,"sprach die Sprechanlagenstimme und es machte 'Klick'.
Kurze Zeit später hörte Gina:"Wenn sie sich bitte heraufbemühen wollen...."
Das Tor summte.
Gina schritt die Stiegen empor, links und rechts englischer Rasen, äußerst gepflegt, trotz der steilen Lage.
'Na, also da wohnt die kleine Martell- na, die wird sich bald zu trösten wissen.'

Ein adrettes Dienstmädchen in weißer Schürze öffnete die schwere Holztüre.
Gina nahm die Sonnenbrille ab und blickte sich prüfend um.
So etwas Feudales hatte sie noch nie leibhaftig gesehen, kannte dies nur aus Hollywoodfilmen.
Einfach wunderbar.
Überall blitze es vor Sauberkeit und spiegelte mit dem Glitzern der Kristallleuchter um die Wette.
Mamorne Stiegen und Wände, Kristallspiegel, Eichenmobilar, dort wieder Seidentapeten, Gemälde, Gold und Silber, schwere Schalen, drapiert mit Früchten und Dekos....
Wie geblendet schloß Regina Lehner für einen Moment die Augen.
"Würden sie bitte weitertreten, gnädiges Fräulein?"bat Elsi und öffnete eine der vielen Türen.
Gina betrat vor dem Mädchen einen Salon, welche in Weinrot und Altrosa gehalten war.
Ein angenehmer Parfumgeruch lag in der Luft, in  einer Kristallbodenvase neben einer der Flügeltüren standen ellenlange dunkelrote Rosen.
"Fräulein Gina Lehner, gnädige Frau!"
"Danke." Die elegante große Frau, welche sich nun aus einem der tiefen Samtfauteuils erhob,
brachte Gina wiederum zum Staunen.
Das seidene fliederfärbige hautenge Kleid mit dem seitlichen Schlitz bis zu den wohlgeformten Knien,
das lange rote Haar, das schöne Gesicht, die grünen Augen, welche an eine Raubkatze erinnerten und nun Gina von oben bis unten mißtrauisch musterten.
Mit einem Wink gebot Tina Elsie, das Zimmer zu verlassen.
"Irre ich mich? Nannte mein Dienstmädchen sie nicht soeben Lehner?"fragte sie scheinheilig und kam
der verblüfften Gina mit ihren wiegenden Schritten entgegen.
Hochmütig lächelte Frau Martell, mit einer gewissen Süffisanz und Ignoranz, welche sie vortrefflich beherrschte, und hob eine Augenbraue.
Gina rang nach Fassung.
Sie war derart überrascht und es kam ihr vor, als ob sie selbst die zu Erpressende, Unterlegene wäre.
So einer Frau, vom Scheitel bis zur Sohle Dame, war sie noch nie begegnet.
Außerdem hatte sie sich Tina als eingeschüchterte Person vorgestellt, die ihr alles bot, nur, damit sie schwieg.
Tina Martell warf ihre prächtigen Haare zurück, wandte sich um und ging zu einem der Schränke, dessen Fach sie herunterklappte. Gina konnte viele Flaschen erkennen, eine Minibar also.
Dahinter glänzte ein Spiegel und ließ die Flaschenschar als noch mehr scheinen, als sie war.
"Kann ich ihnen etwas anbieten, Fräulein?"
Tina drehte ihren Kopf Richtung Regina und blickte diese herausfordernd an.
"Ja, einen Gintonic, bitte."
Tina füllte zwei Gläser, nahm die Flasche, stellte sie zurück, klappte das Barfach wieder hinauf, deutete zu den Fauteuils mit ihrem Kopf und meinte:"Wollen sie nicht Platz nehmen?"
Dann stellte sie die beiden Gläser auf den Glastisch und setzte sich ebenfalls.
Langsam, sich ihrer Wirkung voll bewußt, legte sie ein Bein über das andere und das Seidenkleid fiel auseinander und zeigte ihre schönen Beine.
"So,"sprach sie und hob den Blick,"Fräulein Lehner - wollen wir auf ein gutes Geschäft anstossen!"
Klingend stiessen die beiden Kristallgläser aneinander.
Dann holte sie eine goldene Zigarettenschachtel vom Tisch, öffnete sie und fragte:"Rauchen sie?Nein?Bewundernswert." Sie zündete sich eine der Zigarillos an, nahm einen tiefen Zug, wippte mit dem überschlagenen Bein und meinte dann mit einer Kälte in der Stimme, daß es Gina kurz fröstelte:
"Kommen wir zur Sache, Fräu'n Lehner."
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(Foto-Quelle Photosearch)
Fortsetzung folgt

Sonntag, 11. Oktober 2009

"Stefan, ich werde die schönen Monate mit dir niemals vergessen, denn du hast mir gezeigt, wie sehr du mich liebst und ich danke dir dafür...ich danke dir....."
Dannis Hände suchten die seinen. Er saß ihr gegenüber im Zugabteil.
Fast schon waren sie in Wien....wieder zurück...alles so bekannt...und doch so fremd plötzlich....
"Nun ist es aber genug, ich muß mich bei dir bedanken, Danni! Mein Schatz!"
Er zog sie hoch und preßte sie an sich.
"Endstation - Wien!" rief der Schaffner, eilig durch den Gang laufend.
"Wien,"flüsterte Danni bang.
Ja, oft hatte sie sich nach ihrer Heimatstadt gesehnt, doch nun, wo es soweit war....unter diesen Umständen und Bedingungen....
Doch nun....hieß es Abschied nehmen.
"Danni,"flüsterte er. Sie schluchzte auf.
"Stefan, bitte vergiß mich nicht! Stefan..." Sie hielt ihn kurz am Ärmel fest.
"Danni, komm'...."
"Ich möchte bei dir bleiben!"
Sie wollte sich nicht auch noch von ihm trennen müssen.
"Liebes, es geht nicht anders. Schau, dort vorne warten deine Eltern. Wir müssen jetzt aussteigen, Danni,"kam es gepreßt von seinen Lippen.
"Stefan!" rief sie und er zog sie noch einmal kurz an sich und küßte sie.
Dann knöpfte er ihr die Kamelhaarjacke ihre Kostümes zu, strich ihr sanft über die Haare.
Sie richtete sich gerade auf, schloß die Augen und atmete kurz durch.
"Stefan...auf bald, mein geliebter Mann," stammelte sie und er sah, wie sehr sie mit den Tränen kämpfte.
Mit einem gequälten Lächeln um die bebenden Lippen hob sie kurz die Hand, es war eine rührende, hilflose Geste, dann nahm sie ihren Koffer und stolperte mehr als sie ging Richtung Ausstieg und verließ den Zug.

Reglos und wie erstarrt stand Stefan noch im Abteil.
Erst jetzt wurde es ihm schlagartig so richtig bewußt: Danni, seine Danni, war nicht mehr bei ihm.
"Danni!"rief er spontan, um sich sogleich die Hand erschrocken auf den Mund zu pressen.
'Ruhig, Stefan, wenn dich ihre ELtern hören.....'
Und nahm schweren Herzens seine große Reisetasche und sah Danni noch in die Limousine ihrer Eltern steigen.
Auf bald, kleine Danni, mein geliebtes Mädchen.....
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"Du meinst....das kann doch nicht deine wahre Meinung sein, liebes Kind," murmelte der Vater erstaunt und fuhr sich gedankenvoll über seinen Bart.
"Ja, Papa, ich kann den Stefan nicht vergessen - ich hab's versucht, aber nicht versprochen, das mußt du mir schon zugestehen!"
"Ja, Kind. Was wird deine Mutter...."
"Ihre Mutter?! Sie findet es unverschämt," kam es schrill und empört von der Flügeltüre her und Frau Tina schritt mit wiegenden Hüften, sich sehr wohl bewußt ihres Auftrittes und ihn auch geniessend, zu einem Fauteuil und ließ sich geschmeidig wie eine Katze fallen.
"Ich finde es deshalb unverschämt, da Papa hat soviel zahlen müssen - nicht wahr, Liebster, das hast du doch?!"
"Naja, stimmt schon. Ich habe es ihr aber wohlwollend genehmigt," brummte Herr Martell in seinen Bart.
"Mama, willst du denn nicht verstehen? Er ist mein Freund und...."

Frau Martell wischte mit einer Hand Richtung Daniela.
"Schluß! Solange du nicht mehr vom Heiraten und dergleichen redest, sei er dir gewährt," meinte die schöne Frau, hob die gepflegten Augenbrauen und lächelte großzügig.
"Demzufolge ist aber Herr von Sanders noch lange nicht vom Tisch. Ich hoffe, er kann warten..."
Daniela erhob sich, murmelte so etwas wie "Danke", dann lief sie eilig die Treppen hoch in ihr Zimmer.
'Wie soll es weitergehen, Stefan?' flüsterte sie voll Bangheit.
--------------
"Gnädige Frau, bitte sehr, hier ist ein Anruf für sie!"
"Ein Anruf - geben sie durch, Philipp," murmelte Tina und drückte auf den weißen Telefonknopf.
"Martell."
"Hier spricht Gina Lehner."
"Und, ja?"
"Ich habe ihnen etwas zu erzählen, für das sie einiges springen lassen werden, Frau Martell!"
"Was fällt ihnen ein?!! Ich wüßte nicht, warum ich mich von ihnen erpressen lassen sollte!" kam es kalt und abweisend von Tina Martells Lippen.
"Ich aber wüßte es...es handelt sich nämlich um ihren künftigen Schwiegersohn Stefan Richter!"
"Woher kennen sie diesen Namen?" rief Tina erschrocken auf.
"Na - haben sie es sich anders überlegt? Madame, ich finde, es wird Zeit....."
"Was wissen sie?" "Das werden sie schon noch erfahren...."
"Wieviel?" kam es knapp von Frau Martell. Sie war nun doch bleich geworden und ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit.
"Wissen sie, Madame, ich bin jung, ich bin hübsch, ich liiiiiebe das Leben und besonders das Geld.
Hm, das werden ja gerade sie gut verstehen...,"spottete Gina und fuhr fordernd fort,"ja, es gibt schon Männer, die mir Geld geben und das auch noch gerne, so auch mal der Stefan...haha...aber es ist doch um einiges angenehmer und flotter, wenn man es selber hat, nicht wahr? Sie sind reich, Frau Martell....dementsprechend sagen wir....nun...vielleicht fünfzigtausend Schilling...?"
"Fünfzigtausend?!"rief Tina und wollte sofort absagen, da fiel ihr ein, was sie damit auf's Spiel setzen würde.
"Gut, kommen sie heute in die Josefsallee 40 bis 42 gegen 5 Uhr nachmittags. Ich werde sie erwarten!"
Schnell legte sie den Hörer ab.
Was wollte diese furchtbare ordinäre Person bloß von ihr?
Stefan Richter hing nun einmal leider unsäglich mit Daniela zusammen...ein Skandal mußte verhindert werden, unbedingt!
Sie wählte die Telefonnummer ihres Gatten und berichtete ihm aufgeregt.
--------------
Sekundenlang überschattete eine wehmütige Welle Dannis bezauberndes Gesicht.
"Stefan, ich hab' so Angst!"
Ein Schauer durchfuhr ihre zarten Glieder.
Stefans Blick hing voll Zärtlichkeit auf Danielas schimmernden Haar, welches sich auf seinem Ärmel verfing .
Am Horizont hinter den alten Bäumen zog bereits Dunkelheit auf, der Tag neigte sein Haupt um der dunklen Nacht zu weichen.
Danni und Stefan saßen auf einer Bank an der Donau, leise rauschend wiegten sich die Bäume im Wind, Blütenduft lag in der Luft und die Donauwellen sangen ihr ewig altes Lied.
Manchmal gingen Leute an dem engumschlungenen Paar vorüber und dachten, wenn sie älter waren, an die Zeit, als sie selbst noch jung und verliebt waren oder sie dachten an den eigenen liebsten Menschen....
"Wieso hast du Angst, mein kleiner Engel, ich bin doch bei dir, hm?" flüsterte er und strich ihr über das lange Haar.

Sie schüttelte den Kopf, sodaß die welligen Fluten durcheinander gerieten.
"Recht hast du schon, Steff, aber immer bist du nicht bei mir, weißt du, und wenn ich bloß daran denke, daß meine Eltern....."
Sie blickte ihn groß und ängstlich an.
"Die Zeit wird unser Leben schon in die richtigen gemeinsamen Bahnen lenken, Liebes! Ach, du bist so schön, Daniela,"seufzte er sehnsuchtsvoll und fuhr ihr liebkosend durch die dunklen Wellen.

"Was ist los mit dir, Steff?"
Irgendwie war er nicht bei der Sache.
"Ich hab' so Sehnsucht nach dir....bist wie ein bezaubernd junges und träumendes Kind, welches aus einer anderen Welt in die meine kam. Wenn du sprichst und wenn du lachst....ja, als ob ein Streichorchester von der Liebe spielen würde und wenn du weinst, weint der Himmel mit dir. Mein süßes, liebes, gutes Mädchen, du...oh...ich kann's noch immer nicht fassen...."
Sie senkte den Kopf. Noch immer errötete sie, wenn er ihr Liebeserklärungen machte.
"Weißt du, was es für mich bedeutet, geliebt zu werden, Stefan? Weißt du das...?"
Er fühlte, daß sie nun zitterte.
War es der Wind, welcher nun stärker wurde?
Oder die Sorgen, die sie sosehr belasteten?
Er preßte sie noch fester an sich, daß sie leise aufstöhnte.
Und küßte ihre Lippen und flüsterte: "Geliebtes, du, geliebte Frau, bleib' bei mir, jede Stunde ohne dich ist ohne Sonnenschein!"
Sie nahm seine Hand und legte sie an ihre heiße Wange.
"Du gehst mir auch sosehr ab, Stefan....."
"Ich hab' was für dich, mein Liebes...hier...." Er reichte ihr ein gelbes Kuvert und sie erkannte sogleich Klara Mosers Handschrift darauf.
"Klara...sie hat geschrieben..."
Ein stilles Leuchten trat in ihre schönen Augen.
"Ja, komm', lese ihn vor....,"murmelte Stefan und drängte sich noch mehr zu ihr hin.
Er konnte seine eigene Aufregung kaum verbergen....ihr beider süßes Geheimnis...die kleine Martina.
Wie sehr liebten sie sie....und wie weh tat die Trennung von ihr ihnen.
~~~~~~~~♥ ♥~~~~~~~~


Fortsetzung folgt

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Danni und Stefan kehrten in ein vornehmes Lokal ein.
"Ist das nicht alles viel zu teuer für uns, Stefan?"fragte Daniela Martell etwas bang, nach dem sie die Speisekarte studiert hatte.
"Für unseren letzten Münchner Abend nicht, Danny,"sprach er beruhigend.
Sie preßte die Lippen zusammen und mußte die Tränen unterdrücken.
"Nicht, Danny, nicht traurig sein, mein Lieb." Eindringlich sah er sie an und legte seine Hand auf ihre,"einmal werden wir vor aller Welt Mann und Frau sein!"
Sie versuchte zu lächeln.
Einmal - wann?
Die Stunden vergingen, zwei, drei....und so schön das Lokal und so wundervoll die Musik war....so richtig geniessen konnten beide diesen Tanzabend nicht.
Schließlich machten sie sich schweren Herzens auf den Heimweg.
Als sie an einem nahen Park vorbei kamen, zog Stefan Richter Danni auf eine Bank.
Immer wieder küßte er sie.
"Ich liebe dich, Danni, deine roten Lippen, deine Hände, deine Augen, dich - Danni! Du bist mein Leben, meine Liebe, mein Alles,Bambina!"
"Schau mich an, Stefan, wir sind gebunden aneinander, erfüllt und geheiligt unsere Liebe seit dieser schönen Nacht in der Hütte. Diese Zaubermacht nennt sich Liebe und da gibt es für keinen Menschen ein Entrinnen. Nur jener, der das fühlt, wird uns verstehen."
Er nickte zustimmend und lächelte.
"Erinnerst Du Dich, als wir zum ersten mal im Franzenspark waren? Dieser Abend wird auch immer in meinem Gedächtnis verbleiben, als ich dich zum ersten mal küssen durfte."
So hielten sie sich an den Händen, zwei junge Menschen, welche sich gegenseitig Kraft geben wollten für die schwere Zeit, die nun vor ihnen lag.
Langsam gingen sie wenig später durch das nächtliche München.
Wenn sie zwischen den Häusern und ihren Leuchtreklamen durchblickten, konnten sie den Sternenhimmel sehen.
Und aus einem offenen Fenster klang leise ein zärtliches Klavierspiel.
Zauber einer Nacht, Zauber von Abschied und Wehmut, unbeschreiblich melancholisch.

Da konnte Danni nicht mehr an sich halten und klammerte sich aufschluchzend an Stefan.
Der Gedanke, ihr Kind zurückzulassen, zerriß ihr beinahe das Herz.
"Weine nicht, kleine Danni, ich will keine Tränen sehen,"murmelte Stefan monoton und wie aufgezogen.
Sanft fuhr er ihr über das seidig dunkle Haar und wühlte kurz sein Gesicht darin.
"Wir haben doch schon alles hin- und her abgewogen, besprochen..Danni..ich sehe keinen anderen Ausweg.
Vielleicht ist alles falsch, was wir tun, aber sag', weißt du einen anderen Weg?"
Mit den Eltern brechen, wollte Danni nicht.
Und konnte auch nicht, da sie noch minderjährig war.
Noch einmal schlang sie ihre Arme um seinen Hals, sie küßten sich auf dem bereits fast menschenleeren Gehsteig, dann gingen sie nach Hause.
Nach Hause?
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Klara war in ihr Zimmer gegangen, als sie das junge Paar heimkommen hörte.
Sie wollte sie nicht stören.
Als sie später trotzdem leise aus ihrer Zimmertür schlich, um sich ein Glas Milch zu holen, da  ihre Gedanken sie nicht einschlafen liessen, hörte sie im Zimmer von der kleinen Familie eine Stimme, die so unwahrscheinlich schön klang.
Daniela sang ihrem Kind ein Wiegenlied.
Gerührt wandte sich Klara ab und ging in die Küche.
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Im Bett liegend weinte Danni still in ihr Kissen.
Sie wollte Stefan schlafen lassen, aber er hörte und spürte es sehr genau.
Und es tat ihm weh, wie sehr sie litt.
"Danni,"flüsterte er, "komm' her zu mir, wein' doch nicht. Schau, der Mond scheint herein...was soll sich denn der Gute denken. So ein trauriges Mädchen...weint...und hat doch keinen Grund dazu....sie hat ein Kind und einen Mann, der sie über alles liebt. Nun, was ist, Liebes, du mußt es so sehen....dann sieht doch alles gleich wieder besser aus, hm?" Banal kamen ihm seine Worte vor, aber er war hilflos dem Schmerz gegenüber.
Danni wußte, daß er sie trösten wollte und es gab ihr wieder etwas Kraft. Zugleich fühlte sie sich in seinen Armen gut aufgehoben, geborgen.
"Es tut so weh....da...im Herzen...."
"Das kleine Herzerl hat schon viel ertragen müssen, nicht wahr? Die Zeit geht vorbei und wir werden glücklich sein, Liebes!"
Sie nickte.
"Ich bin jung. Ich werde warten. Dann werden wir alle vereint zusammen leben!"
"So ist's schon besser. Morgen lacht dir die Sonne die Sorgen aus dem Herzen, mein Kleines."
'Wenn dem nur so wäre,'dachte sie und schmiegte sich enger an den geliebten Mann.
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Fortsetzung folgt

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Ende März war es dann soweit.
Es war ein strahlender Frühlingsmorgen, als ein süßes Kind das Licht der Welt erblickte.
Aber nicht im Spital, denn Danni hatte sich geweigert.
Und so war ihre kleine Tochter in der Wohnung von Frau Moser geboren worden.
Tante Klara half ihr dabei und natürlich, zu diesen Zeiten aber nicht selbstverständlich,  war auch Stefan zugegen.
Es war eine heftige, Stunden dauernde Geburt, welche Danni sehr mitgenommen hatte.
Bleich und abgespannt lag sie in den weißen Kissen.
Ein kleines Lächeln umspielte ihre blassen Lippen, die Augen hatte sie geschlossen.
Stefan, welcher leise das Zimmer betrat, blieb einen Augenblick lang stehen.
Wie schön seine Danni doch war!
Langsam schritt er zu dem Bett und flüsterte:"Danni."
"Stefan,"murmelte sie und ein Strahlen ging über ihr Gesicht.
Die dunklen langen Wimpern hoben sich und sie sah ihn an.
Mit einer berührenden Geste streckte sie ihm beide Hände entgegen.
"Stefan, Liebster, küß' mich bitte!"
Er beugte sich über sie und küßte sie zärtlich, setzte sich zum Bett und hielt ihre Hände.
"Danke, daß du mir in meinen schweren Stunden beiseite standest und mir mit Klara geholfen hast, unser Baby zur Welt zu bringen, Schatz." Er strich ihr über die Wangen. "Das ist doch selbstverständlich für mich  gewesen, Liebes."
Er stand auf und beugte sich über die Wiege, welche neben dem Bett stand, nahm ein eingewickeltes Bündel mit schwarzem Schopf heraus und sah seine Tochter an.
Die Kleine hatte seine dunklen Haare, doch die dunkelblauen Augen hatte sie von ihrer Mutter.
Er legte das Baby in Dannis Arme. "Ich hätte dir sogerne alles abgenommen, vor allem die Schmerzen."
"Lieber, es geht mir gut jetzt, danke. Bist du mir nicht böse, daß ich hier und nicht im Krankenhaus unser Kind zur Welt brachte?" "Aber Danni, woher denn? Ich bin dir nicht böse, sondern überglücklich, kleine Mama!"
"Unser Mädchen,"sie strich dem schlafenden Kind zärtlich über die Wangen und die Stirn,"ich möchte es gerne Martina nennen, wenn es dir recht ist, Stefan!?"
"Ja, Liebes, es ist mir recht!" "Stefan...ich...ich liebe dich,"stammelte sie unter Tränen der Rührung- "Ich liebe dich auch, mehr, als alles andere, ich möcht's dir am liebsten tausende Mal sagen!"
Da trat Klara ein und meinte:" Die junge Mutti muß nun Ruhe haben, Stefan!" "Liebes, sie hat recht! Ich komm' bald wieder zu dir, ja? Schlaf' gut, du bist sicher sehr erschöpft und müde, hm?"
Sie nickte und es fielen ihr die Augen wieder zu.
Klara schob Stefan zur Seite und legte die kleine Martina wieder vorsichtig in die Wiege zurück.
"Komm' Stefan, laß' die beiden schlafen, es war viel für sie...."
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Nach ein paar Tagen hatte sich Danni wieder soweit erholt.
Die kleine Familie machte die ersten Spaziergänge in der Frühlingsluft.
Auch das Baby im Kinderwagen genoß diese.
Die ersten Frühlingsblüher an Hecken und Blumen machten die Welt gleich viel bunter.
An so einem Frühlingsnachmittag  Ende Mai saßen Daniela und Tante Klara zusammen im Wohnzimmer.
Es war ungefähr zwei Wochen her, da hatten sie Martina ganz still in der nahen Kirche taufen lassen.
Klara als Taufpatin war sehr froh und hatte der Kleinen ein Goldkettchen mit Schutzengel gekauft.

Bald nahte der Abschied....denn Dannis Eltern machten bereits Druck und verstanden nicht, wieso die Tochter nicht schon längst zu Hause war.
"Ich..ich habe heute wieder mit meinen Eltern telefoniert....der Abschied wird mir sehr schwer fallen, Klara, ich kann es gar nicht in Worte fassen. Von meiner kleinen Maus und von dir...."seufzte Danni tief auf und wiegte Martina vorischtig im Arm.
Zärtlich drückte sie dem hübschen Baby einen Kuß auf die zarte Stirn.
"Mein Lieb, mein Kleines," flüsterte sie und eine Träne lief ihr über die Wange.
"Ich verstehe dich gut, mein Kind! Soll ich dir etwas erzählen - von mir, hm?"
"Ja, bitte, tu das,"stimmt Daniela zu und legte das Töchterchen in die Wiege zurück, welche sie dann langsam hin und her schaukelte.
"Viele Jahre ist es her, da saß ich wie Du jetzt hier an diesem Platz und schaukelte ebenfalls mein Kind. Es war ein Sohn und er hieß nach meinem Mann Wolfgang. Da kam eines Tages die Nachricht, daß mein Mann...daß Wolfgang im Krieg geblieben ist. Glatter Durchschuß. Ich hatte nun nur mehr meinen Kleinen, doch das Glück, mein Kind in den Armen halten zu dürfen, dauerte ebenfalls nicht lange an. Mein Sohn war knappe vierzehn Jahre alt, da starb er an einer Herzschwäche, welche zuspät erkannt wurde. Glaub' mir, ich habe meine beiden Männer über alles geliebt und das Schicksal hat sie mir beide genommen, ohne nach Gefühlen zu fragen. Denn das Leben fragt nicht nach wohin und woher, es nimmt - und gibt!"
Die hübsche Frau saß Gedanken versunken im Lehnstuhl und wirkte wie ein Häuflein Unglück.
Sie hatte ein schlichtes marineblaues Schneiderkostüm an und das halblange blonde Haar lag in weichen Wellen um ihren Kopf. Daniela gefiel diese aparte Frau tausendmal mehr als die elegant-mondäne schöne Mutter.
Daniela Martell stand auf und kauerte sich neben die traurigversonnene Klara und murmelte: "Es tut mir so leid,  das Leben war sehr grausam zu dir. Ich hoffe, daß dir Martina keine Sorgen bereitet. Sie ist schon jetzt sehr temperamentvoll"
"Marina - i wo, die Kleine bändige ich schon und ihr werdet bei euren Besuchen sehr zufrieden mit uns sein. Schau' nur, wie sie schläft,"sprach Klara Moser lächelnd und legte einen Zeigefinger auf die Lippen.
"Mädel, steh' auf, Stefan wird gleich kommen. Dann sollst du fertig sein, schön für euren letzten Abend in München," flüsterte sie und zog die junge Frau am Arm aus dem Zimmer.
Daniela bürstete sich vor dem Spiegel im Badezimmer die lockigen Haare und zog sich die Lippen nach.
"Sag' Tante, paßt mir das Kleid denn auch?!"
"Natürlich, Kind, du siehst zauberhaft aus!"

Das Kleid war bis zur Taille eng geschnitten und fiel dann glockig um die Knie im Godetschnitt auseinander.
Der Ausschnitt war gewagt, die Farbe Blau wie ein strahlender Himmel im Sommer und in den Stoff waren verteilt kleine goldene Herzen und Blumen gestickt.
Stefan hatte ihr das Kleid gekauft und ihr erzählt, daß er es in einer Auslage gesehen hatte und sofort gewußt hätte, daß er dieses Kleid seiner Danni mitbringen mußte.
Und so hatte sie es heute an diesem bedeutsamen Abend angezogen.
Nun waren Schritte im Flur zu hören, dann öffnete sich die Wohnungstüre.
"Stefan, servus!"rief Danni erfreut und lief ihm die wenigen Schritte entgegen. Er fing sie auf und fragte lachend:"Wie geht's uns heute, hm?!" und preßte sie an sich.
"Und ich?" fragte Tante Klara schmunzelnd aus einer Flurecke.
Er hauchte ihr einen Kuß auf die Wange. "Die Kleine schläft, sei leise."
Er ging in die Wohnstube zur Wiege und betrachtete lächelnd sein Kind.
Dann kehrte er wieder in den Vorraum zurück und fragte Danni:"Ja, wollen wir?"
Sie sahen beide Frau Moser an, die lächelnd nickte.
"Habt einen schönen Abend, genießt ihn, Kinder," meinte sie und umarmte beide.
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Fortsetzung folgt