Mittwoch, 7. Oktober 2009

Ende März war es dann soweit.
Es war ein strahlender Frühlingsmorgen, als ein süßes Kind das Licht der Welt erblickte.
Aber nicht im Spital, denn Danni hatte sich geweigert.
Und so war ihre kleine Tochter in der Wohnung von Frau Moser geboren worden.
Tante Klara half ihr dabei und natürlich, zu diesen Zeiten aber nicht selbstverständlich,  war auch Stefan zugegen.
Es war eine heftige, Stunden dauernde Geburt, welche Danni sehr mitgenommen hatte.
Bleich und abgespannt lag sie in den weißen Kissen.
Ein kleines Lächeln umspielte ihre blassen Lippen, die Augen hatte sie geschlossen.
Stefan, welcher leise das Zimmer betrat, blieb einen Augenblick lang stehen.
Wie schön seine Danni doch war!
Langsam schritt er zu dem Bett und flüsterte:"Danni."
"Stefan,"murmelte sie und ein Strahlen ging über ihr Gesicht.
Die dunklen langen Wimpern hoben sich und sie sah ihn an.
Mit einer berührenden Geste streckte sie ihm beide Hände entgegen.
"Stefan, Liebster, küß' mich bitte!"
Er beugte sich über sie und küßte sie zärtlich, setzte sich zum Bett und hielt ihre Hände.
"Danke, daß du mir in meinen schweren Stunden beiseite standest und mir mit Klara geholfen hast, unser Baby zur Welt zu bringen, Schatz." Er strich ihr über die Wangen. "Das ist doch selbstverständlich für mich  gewesen, Liebes."
Er stand auf und beugte sich über die Wiege, welche neben dem Bett stand, nahm ein eingewickeltes Bündel mit schwarzem Schopf heraus und sah seine Tochter an.
Die Kleine hatte seine dunklen Haare, doch die dunkelblauen Augen hatte sie von ihrer Mutter.
Er legte das Baby in Dannis Arme. "Ich hätte dir sogerne alles abgenommen, vor allem die Schmerzen."
"Lieber, es geht mir gut jetzt, danke. Bist du mir nicht böse, daß ich hier und nicht im Krankenhaus unser Kind zur Welt brachte?" "Aber Danni, woher denn? Ich bin dir nicht böse, sondern überglücklich, kleine Mama!"
"Unser Mädchen,"sie strich dem schlafenden Kind zärtlich über die Wangen und die Stirn,"ich möchte es gerne Martina nennen, wenn es dir recht ist, Stefan!?"
"Ja, Liebes, es ist mir recht!" "Stefan...ich...ich liebe dich,"stammelte sie unter Tränen der Rührung- "Ich liebe dich auch, mehr, als alles andere, ich möcht's dir am liebsten tausende Mal sagen!"
Da trat Klara ein und meinte:" Die junge Mutti muß nun Ruhe haben, Stefan!" "Liebes, sie hat recht! Ich komm' bald wieder zu dir, ja? Schlaf' gut, du bist sicher sehr erschöpft und müde, hm?"
Sie nickte und es fielen ihr die Augen wieder zu.
Klara schob Stefan zur Seite und legte die kleine Martina wieder vorsichtig in die Wiege zurück.
"Komm' Stefan, laß' die beiden schlafen, es war viel für sie...."
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Nach ein paar Tagen hatte sich Danni wieder soweit erholt.
Die kleine Familie machte die ersten Spaziergänge in der Frühlingsluft.
Auch das Baby im Kinderwagen genoß diese.
Die ersten Frühlingsblüher an Hecken und Blumen machten die Welt gleich viel bunter.
An so einem Frühlingsnachmittag  Ende Mai saßen Daniela und Tante Klara zusammen im Wohnzimmer.
Es war ungefähr zwei Wochen her, da hatten sie Martina ganz still in der nahen Kirche taufen lassen.
Klara als Taufpatin war sehr froh und hatte der Kleinen ein Goldkettchen mit Schutzengel gekauft.

Bald nahte der Abschied....denn Dannis Eltern machten bereits Druck und verstanden nicht, wieso die Tochter nicht schon längst zu Hause war.
"Ich..ich habe heute wieder mit meinen Eltern telefoniert....der Abschied wird mir sehr schwer fallen, Klara, ich kann es gar nicht in Worte fassen. Von meiner kleinen Maus und von dir...."seufzte Danni tief auf und wiegte Martina vorischtig im Arm.
Zärtlich drückte sie dem hübschen Baby einen Kuß auf die zarte Stirn.
"Mein Lieb, mein Kleines," flüsterte sie und eine Träne lief ihr über die Wange.
"Ich verstehe dich gut, mein Kind! Soll ich dir etwas erzählen - von mir, hm?"
"Ja, bitte, tu das,"stimmt Daniela zu und legte das Töchterchen in die Wiege zurück, welche sie dann langsam hin und her schaukelte.
"Viele Jahre ist es her, da saß ich wie Du jetzt hier an diesem Platz und schaukelte ebenfalls mein Kind. Es war ein Sohn und er hieß nach meinem Mann Wolfgang. Da kam eines Tages die Nachricht, daß mein Mann...daß Wolfgang im Krieg geblieben ist. Glatter Durchschuß. Ich hatte nun nur mehr meinen Kleinen, doch das Glück, mein Kind in den Armen halten zu dürfen, dauerte ebenfalls nicht lange an. Mein Sohn war knappe vierzehn Jahre alt, da starb er an einer Herzschwäche, welche zuspät erkannt wurde. Glaub' mir, ich habe meine beiden Männer über alles geliebt und das Schicksal hat sie mir beide genommen, ohne nach Gefühlen zu fragen. Denn das Leben fragt nicht nach wohin und woher, es nimmt - und gibt!"
Die hübsche Frau saß Gedanken versunken im Lehnstuhl und wirkte wie ein Häuflein Unglück.
Sie hatte ein schlichtes marineblaues Schneiderkostüm an und das halblange blonde Haar lag in weichen Wellen um ihren Kopf. Daniela gefiel diese aparte Frau tausendmal mehr als die elegant-mondäne schöne Mutter.
Daniela Martell stand auf und kauerte sich neben die traurigversonnene Klara und murmelte: "Es tut mir so leid,  das Leben war sehr grausam zu dir. Ich hoffe, daß dir Martina keine Sorgen bereitet. Sie ist schon jetzt sehr temperamentvoll"
"Marina - i wo, die Kleine bändige ich schon und ihr werdet bei euren Besuchen sehr zufrieden mit uns sein. Schau' nur, wie sie schläft,"sprach Klara Moser lächelnd und legte einen Zeigefinger auf die Lippen.
"Mädel, steh' auf, Stefan wird gleich kommen. Dann sollst du fertig sein, schön für euren letzten Abend in München," flüsterte sie und zog die junge Frau am Arm aus dem Zimmer.
Daniela bürstete sich vor dem Spiegel im Badezimmer die lockigen Haare und zog sich die Lippen nach.
"Sag' Tante, paßt mir das Kleid denn auch?!"
"Natürlich, Kind, du siehst zauberhaft aus!"

Das Kleid war bis zur Taille eng geschnitten und fiel dann glockig um die Knie im Godetschnitt auseinander.
Der Ausschnitt war gewagt, die Farbe Blau wie ein strahlender Himmel im Sommer und in den Stoff waren verteilt kleine goldene Herzen und Blumen gestickt.
Stefan hatte ihr das Kleid gekauft und ihr erzählt, daß er es in einer Auslage gesehen hatte und sofort gewußt hätte, daß er dieses Kleid seiner Danni mitbringen mußte.
Und so hatte sie es heute an diesem bedeutsamen Abend angezogen.
Nun waren Schritte im Flur zu hören, dann öffnete sich die Wohnungstüre.
"Stefan, servus!"rief Danni erfreut und lief ihm die wenigen Schritte entgegen. Er fing sie auf und fragte lachend:"Wie geht's uns heute, hm?!" und preßte sie an sich.
"Und ich?" fragte Tante Klara schmunzelnd aus einer Flurecke.
Er hauchte ihr einen Kuß auf die Wange. "Die Kleine schläft, sei leise."
Er ging in die Wohnstube zur Wiege und betrachtete lächelnd sein Kind.
Dann kehrte er wieder in den Vorraum zurück und fragte Danni:"Ja, wollen wir?"
Sie sahen beide Frau Moser an, die lächelnd nickte.
"Habt einen schönen Abend, genießt ihn, Kinder," meinte sie und umarmte beide.
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Fortsetzung folgt

1 Kommentar:

  1. ...immer wieder fallen deine Worte und Gedanken ins Herz....


    lächelnd, Rachel, die dich herzlich drückt;-)

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