Samstag, 17. Oktober 2009

Sie griff zu der kleinen Etagere neben sich und schob Gina ein Päckchen hin, hielt es aber noch fest.
"Hier ist das Geld, sie brauchen sich nicht zu vergewissern, es ist abgezählt."
Die schöne Frau  zeigte nochmals auf das Geldpaket, lehnte sich zurück und wippte mit einem Bein ungeduldig.
"Wer gibt mir die Garantie, daß sie mich nicht weiter erpressen?"
Gina beeilte sich zu versichern:"Das ist damit erledigt. Ich werde schweigen."
"Hm, das möchte ich ihnen nun aber wirklich geraten haben, Fräulein."
Messerscharf klang Tinas Stimme."So - jetzt sind sie an der Reihe...ich finde, da sollte schon was Sensationelles von ihnen kommen, damit sie sich diese Summe verdienen!"
Gina rang mit sich.
Skrupel nagten an ihrem Gewissen und eine gewisse Ängstlichkeit, die die stolze Frau ihr gegenüber in ihr wach rief.
Aber dann blickte sie auf das Päckchen.
"Ihre Tochter...sie...Stefan...sie müssen wissen, ich war die frühere Freundin von Richter, bevor...."
In Tinas Gesicht macht sich ein spöttisches Lächeln breit.
'Aha, daher weht also der Wind,' dachte sie,'aber wie verschmähte Liebe sieht das nicht aus, eher wie verletzter Stolz."
"Ja - uuund?"
"Ich habe ihn ja gewarnt, aber er wollte nicht hören auf mich. Nein, er nahm mich nicht ernst.
Er machte sich nur lustig über mich!"
Gina versuchte, ihrer aufsteigenden Empörung wieder Herr zu werden.
"Ja, Frau Martell, Ihre Tochter war mit Stefan Richter zusammen in München, die ganze Zeit! Ich habe es selbst erst kürzlich erfahren!"
Tina sah erstaunt auf. Das hatte sie nicht erwartet.
"Und....und das ist noch nicht alles, Frau Martell. Ich muß ihnen sagen, daß...daß ihre Tochter...also, sie sind Großmutter geworden, gnädige Frau..."
Erschöpft hielt Gina inne.
Das war doch etwas schwerer, als sie und Jonny, ihr neuer Freund, es sich vorgestellt hatten.
Tina war aufgesprungen, ihr gut geschminktes Gesicht wirkte plötzlich aschfahl.
"Sie...sie lügen, Fräulein, sagen sie, daß das nicht stimmt! Schnell!"
Sie rang die Hände. War das noch die spöttisch-stolze Frau von vorhin?
Auch Gina Lehner war aufgestanden.
Sie empfand keinen Triumph, im Gegenteil, ein flaues Gefühl stieg in ihr hoch.
"Ich verstehe ja, daß sie mir nicht glauben wollen. Aber sie können sich jederzeit von der Wahrheit überzeugen, gnädige Frau!"
Tina hielt sich an der Fauteuillehne fest und rang um ihre Fassung.
Schloß die Augen und ein tiefer Seufzer entrang sich ihren rotgeschminkten Lippen.
"Kann ich jetzt versichert sein, daß das zwischen uns beiden bleibt, Fräulein Lehner?"
"Bestimmt,  Frau Martell. Ich habe ja meine Belohnung - mehr will ich nicht! Sie werden nichts mehr von mir hören, gnädige Frau!"
"Fräulein, leben sie wohl. Ich weiß nicht, ob ich ihnen wirklich danken soll. Sie entschuldigen mich jetzt....das war doch ein bißchen viel an Wahrheit...."
Da war er wieder, der Stolz, der an Überheblichkeit grenzte.
Sie klingelte nach Elsie, welche kurz danach erschien.
"Gnädige Frau?" Das Dienstmädchen knickste beflissen.
Sie unterbrach damit das eisige Schweigen, welches zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen nun lag.
"Begleiten sie die Dame heraus."
Tina Martell wandte sich aprupt um.
Sie gab Gina Lehner nicht mehr die Hand, für sie war diese schon längst nicht mehr hier.
Elsie verbeugte sich knapp und verließ hinter Regina Lehner den roten Salon.
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"Du hast dieser Schwindlerin wirklich soviel Geld gegeben?!!"rief Rudolf Martell außer sich, als er am Abend von seiner Frau die ganze Geschichte erfuhr.
"Aber Liebster, es ist kein Schwindel! Frage deine Tochter - sie wird es dir bestimmt bestätigen!"
"Wenn es wirklich wahr wäre...wahr ist...."
Der große Mann schüttelte ungläubig den Kopf.
"Es ist leider wahr, Rudolf,"antwortete sie trotzig und betrachtete eingehend ihre blutroten Fingernägel. Sie wollte ihm jetzt nicht in die Augen blicken.

Ihr Mann ging unruhig im Zimmer auf und ab.
"Du bist dir im klaren, was wir tun müssen? Sie muß büßen für das, was sie uns angetan hat! Für ihren Ungehorsam!"
"So nicht, Tina. Ich habe da eine andere Idee!"
"Natürlich, jetzt verteidigst du diese kleine Lügnerin auch noch! Ich .... und Großmutter!!! Wie konnte sie nur....?!"empörte sich die Gattin.
"Sie muß einen anderen heiraten und du weißt auch, wen. Gräfin Laurecks Neffe Baron Eugen von Sanders hat doch bald Geburtstag, nicht wahr, Liebste? Komm', schau' doch mal nach!"
Unwillig schritt Tina zu ihrem zierlichen Schreibtisch mit den goldenen Ornamentverzierungen und holte eine rotes Büchlein hervor.
Ihre Finger fuhren die Namensliste ab. "...Seller, Siebert, Seiler...Sanders...hier. Ja, du hast recht, nächste Woche hat der junge Herr Geburtstag!"
"Wunderbar, das trifft sich sehr gut! Da wird ja bald die Einladung bei uns eintreffen. Und die Frau, welche unser...unser Enkelkind versorgt, wird hoffentlich zu anständig sein, uns einen Skandal zu machen, denn sie muß Daniela sehr gerne haben, nicht?!"
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"Liebling, wir sind ja schon ganz naß! Schau....schau mein Kleid, als wäre ich in ein Faß gefallen....huuuu....ist das feucht.....!"rief Danni lachend sich schüttelnd und lief übermütig mit Stefan durch die leergefegten Straßen, bis sie vor der Villa Martell anlangten.
"So, mein Lieb, nun aber husch in trockenes Gewand. Was habe ich von meinem Mädchen, wenn es ein krankes Mädchen ist, hm?"fragte er schelmisch und sah sie voll Zärtlichkeit an.
Armselig hing hinten am Kopf ihr Roßschwanz hinunter, Wasser lief über das schöne feine Gesicht, von der Nase tropfte ein Wassertropfen und lief schnell über ihre roten Lippen Richtung Kinn herab, aber die blauen Augen lachten ihn an.
Da nahm er sie um die Taille und zog sie an sich.
"Mädel, laß' dich doch nicht von mir aufhalten!" Etwas heiser murmelte er dies.
"Es ist schöner, mit dir im Regen zu stehen, als ohne dich sein zu müssen, Lieber,"meinte sie lächelnd und er küßte ihr den nächsten Tropfen von der Nasenspitze fort.
"Jetzt wird's aber Zeit, mein Lieb !" Voll Wärme klang seine Stimme und Sorge, aber auch unterdrückter Leidenschaft.
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Fortsetzung folgt

1 Kommentar:

  1. ...so spielt das Leben....


    bin schon gespannt wie es weiter geht..lächel....

    dir einen feinen Sonntag...

    herzlich, Rachel

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