Samstag, 24. Oktober 2009

Nun, das Leben im Schloß hatte seinen eigenen Rythmus, sein eigenes Zerimoniell.
Die alten Gemäuer strahlten etwas Ehrfurchtgebietendes aus.
Auf Daniela wirkten sie anfangs fast wie Kerkermauern.
Schließlich war auch ihre Situation ähnlich.
Der junge Baron konnte ja nicht wissen, warum das Ehepaar Martell wie die Aufseher aufpassten
auf ihre junge Tochter.
Niemals würde er dies verstehen.
Seine Gefühle für die junge schöne Frau, die so ernst geworden war, waren aufrecht und wahr.
Doch mußte sie sich erst umstellen, zB auf Dinners, die an einem ellenlangen Tisch mit feinsten Tafelgeschirr und x-Essensgängen durchgeführt wurden.
Und mit einrechnen, daß sie sich die ersten Tage immer wieder verlief in den alten Gemäuern.
Bis Eugen sie persönlich abholte.

So auch zu diesem Ausritt.
Es war ein wunderschöner klarer Tag.
Und Danni genoß es, es war ein bißchen Freiheit......
Sie saß auf einer weißen Stute namens Bay und ritt neben dem Baron in flottem Galopp über die Wiesen des Schloßes.
"Sie reiten wunderbar, Fräulein Daniela!"rief dieser begeistert und sie antwortete:" Danke, Herr Baron, schließlich muß ich ihnen doch beweisen, daß eine Städterin wie ich auch gut reiten kann!"
"Na....Städterin...ich weiß doch, daß ihr Herr Vater ein Tiroler Schloß hat und auch einen riesigen Pferdestall......"
Kurz, aber heftig, zog Daniela die Zügel an.....ja, das Tiroler Schloß, dort, wo sie mit Stefan.....
Da warf sie ihre langen dunklen Haare nach hinten und gab ihrem Pferd mit den Worten:"Eins zu Null für sie! Los!" die Sporen.
Aufwiehernd stob das edle Tier davon und Eugen Sanders hatte Mühe, dem jungen Mädchen zu folgen.

Etwas außer Atem machten sie schließlich eine kleine Rast.
Daniela ließ sich ins Gras sinken und mußte wieder ans Vorjahr denken, als neben ihr Stefan saß und nicht dieser für sie noch fremde Mann.
"Daniela - was ist ihnen?"
Eugen, welcher neben ihr im Gras saß, hatte ihre Wehmut bemerkt und gespürt.
Und der traurige Ausdruck ihrer großen blauen Augen ließ auch ihn wehmütig werden.
Zu gern wüßte er, was sie sosehr bedrückte und zu gern hätte er ihr geholfen.
'Irgendein Geheimnis umgibt dieses schöne Mädchen.....sie gibt mir tausend Rätsel auf...jedoch...einmal...einmal möchte ich sie in meinen Armen halten....und all ihre Trauer, ihre Wehmut, ihren Ernst mit meiner Liebe und meinen Küssen ersticken....Daniela..und diese Mauer, die sie um sich aufgebaut hat, durchbrechen.....,' dachte er.
"Ach...es ist nichts,"murmelte sie aufgeschreckt von ihren sehnsüchtigen Gedanken.
Doch der bittere Ausdruck um ihren Mund strafte sie Lügen.
Der WInd blies ihr eine Locke ins Gesicht und spontan strich ihr der Baron diese wieder nach hinten.
Genauso spontan wollte sie zurückzucken, jedoch hielt sie kurz seine Hand fest.
"Ich danke ihnen für dieses Gefühl, daß sie mein Freund sind, Eugen!"
Dann sprang sie auf.
Richtete sich ihre rote Reitjacke zurecht, die ihre hübsche Weiblichkeit noch mehr betonte.
Nur ungern erhob er sich auch und konnte seine Blicke nicht von ihr loseisen.
"Kommen sie, Eugen, es wird Zeit...wollen wir die anderen nicht so lange mit dem Mittagessen warten lassen!" rief sie auffordernd und ehe er ihr noch helfen konnte, hatte sie sich auf Bay geschwungen und galoppierte davon.
'Kleine wilde traurige Daniela,' dachte er noch, um sich ihr dann schnell anzuschliessen.
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Schloß Sanders war erhellt von vielen Lichtern.
Immer wieder fuhren große elegante Wagen vor und die Diener waren beflissen, rasch die Fahrzeugtüren zu öffnen.
Damen in herrlichen Roben und Herren in eleganten Fracks traten zur Empore des Schloß Sanders und stiegen diese empor.
Die hohen Flügeltüren waren weit geöffnet in der lauen Sommernacht und dort standen Baronin Laureck in einem silbernen glitzernden Abendkleid, welches ihre grauen Haare unterstrich und ihr braungebrannter Neffe zum Empfang.
Der Zeremonienmeister stand ebenfalls am Eingang und klopfte dreimal mit seinem Stab auf den Boden, um dann von der Gast-Visitenkarte, die auf einem silbernziselierten kleinen Teller lag, abzulesen, welcher Gast soeben eingetroffen war.
Da kamen Herr und Frau Martell die Treppe herunter, gefolgt von Daniela, und sie traten zu den Gastgebern.
"Herzlichen Glückwunsch zu ihrem Geburtstag," sagte Daniela und sah zu ihm auf.
Ihre blauen Augen hatten einen wunderbaren Glanz und ergänzten sich mit dem dunkelblauen schulterfreien Samtkleid, welches sich weich um ihre Figur legte. Sie reichte ihm ihre Hand, die er ehrbietig küßte.
'Wie schön sie doch heute wieder ist,' dachte er begeistert und unter seinem begehrenden Blick senkte sie die Augen.
Dann schitt sie hinter ihren Eltern in den Ballsaal.
Ja, sie wußte, daß ihr das Kleid gut stand. Und war erstaunt, wie sie Eugens Blicke genoß.
Doch es war ihr vewundetes Selbstbewußtsein, da war sich auch sicher.
Die Hände und Arme in langen beigen Handschuhen, die lange Perlenkette um ihr zartes Dekollete, die Haare aufgesteckt zu einem Knoten, aus dem Locken quillten. EIn Diadem aus Perlen und blauen Saphiren trug sie als Ergänzung im Haar.
Aber auch Tina wurde bestaunt. Die rote elegante Schönheit hatte ein knallenges grünes Chiffonseidenkleid an.
 Und machte beste Figur an der Seite ihres hochgewachsenen stattlichen Mannes.

Als alle Gäste begrüßt waren, betraten auch die Gastgeber den Saal.
Den Ehrentanz begann Eugen mit seiner Tante und verbeugte sich dann auch vor Daniela Martell.
"Wollen sie mit mir den Tanz beenden?" fragte er sie und sah ihr tief in die Augen.
Sie neigte bejahend den Kopf und hörte hinter sich das Getuschel der anderen Gäste.
Aber das bekümmerte sie nicht.
Gerne tanzte sie mit Baron Eugen, sie wußte, daß er ein excellenter Tänzer und Kavalier war.
"Sie sind schön, Daniela, wunderschön," murmelte er an ihrem Ohr.
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Fortsetzung folgt

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