Sonntag, 11. Oktober 2009

"Stefan, ich werde die schönen Monate mit dir niemals vergessen, denn du hast mir gezeigt, wie sehr du mich liebst und ich danke dir dafür...ich danke dir....."
Dannis Hände suchten die seinen. Er saß ihr gegenüber im Zugabteil.
Fast schon waren sie in Wien....wieder zurück...alles so bekannt...und doch so fremd plötzlich....
"Nun ist es aber genug, ich muß mich bei dir bedanken, Danni! Mein Schatz!"
Er zog sie hoch und preßte sie an sich.
"Endstation - Wien!" rief der Schaffner, eilig durch den Gang laufend.
"Wien,"flüsterte Danni bang.
Ja, oft hatte sie sich nach ihrer Heimatstadt gesehnt, doch nun, wo es soweit war....unter diesen Umständen und Bedingungen....
Doch nun....hieß es Abschied nehmen.
"Danni,"flüsterte er. Sie schluchzte auf.
"Stefan, bitte vergiß mich nicht! Stefan..." Sie hielt ihn kurz am Ärmel fest.
"Danni, komm'...."
"Ich möchte bei dir bleiben!"
Sie wollte sich nicht auch noch von ihm trennen müssen.
"Liebes, es geht nicht anders. Schau, dort vorne warten deine Eltern. Wir müssen jetzt aussteigen, Danni,"kam es gepreßt von seinen Lippen.
"Stefan!" rief sie und er zog sie noch einmal kurz an sich und küßte sie.
Dann knöpfte er ihr die Kamelhaarjacke ihre Kostümes zu, strich ihr sanft über die Haare.
Sie richtete sich gerade auf, schloß die Augen und atmete kurz durch.
"Stefan...auf bald, mein geliebter Mann," stammelte sie und er sah, wie sehr sie mit den Tränen kämpfte.
Mit einem gequälten Lächeln um die bebenden Lippen hob sie kurz die Hand, es war eine rührende, hilflose Geste, dann nahm sie ihren Koffer und stolperte mehr als sie ging Richtung Ausstieg und verließ den Zug.

Reglos und wie erstarrt stand Stefan noch im Abteil.
Erst jetzt wurde es ihm schlagartig so richtig bewußt: Danni, seine Danni, war nicht mehr bei ihm.
"Danni!"rief er spontan, um sich sogleich die Hand erschrocken auf den Mund zu pressen.
'Ruhig, Stefan, wenn dich ihre ELtern hören.....'
Und nahm schweren Herzens seine große Reisetasche und sah Danni noch in die Limousine ihrer Eltern steigen.
Auf bald, kleine Danni, mein geliebtes Mädchen.....
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"Du meinst....das kann doch nicht deine wahre Meinung sein, liebes Kind," murmelte der Vater erstaunt und fuhr sich gedankenvoll über seinen Bart.
"Ja, Papa, ich kann den Stefan nicht vergessen - ich hab's versucht, aber nicht versprochen, das mußt du mir schon zugestehen!"
"Ja, Kind. Was wird deine Mutter...."
"Ihre Mutter?! Sie findet es unverschämt," kam es schrill und empört von der Flügeltüre her und Frau Tina schritt mit wiegenden Hüften, sich sehr wohl bewußt ihres Auftrittes und ihn auch geniessend, zu einem Fauteuil und ließ sich geschmeidig wie eine Katze fallen.
"Ich finde es deshalb unverschämt, da Papa hat soviel zahlen müssen - nicht wahr, Liebster, das hast du doch?!"
"Naja, stimmt schon. Ich habe es ihr aber wohlwollend genehmigt," brummte Herr Martell in seinen Bart.
"Mama, willst du denn nicht verstehen? Er ist mein Freund und...."

Frau Martell wischte mit einer Hand Richtung Daniela.
"Schluß! Solange du nicht mehr vom Heiraten und dergleichen redest, sei er dir gewährt," meinte die schöne Frau, hob die gepflegten Augenbrauen und lächelte großzügig.
"Demzufolge ist aber Herr von Sanders noch lange nicht vom Tisch. Ich hoffe, er kann warten..."
Daniela erhob sich, murmelte so etwas wie "Danke", dann lief sie eilig die Treppen hoch in ihr Zimmer.
'Wie soll es weitergehen, Stefan?' flüsterte sie voll Bangheit.
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"Gnädige Frau, bitte sehr, hier ist ein Anruf für sie!"
"Ein Anruf - geben sie durch, Philipp," murmelte Tina und drückte auf den weißen Telefonknopf.
"Martell."
"Hier spricht Gina Lehner."
"Und, ja?"
"Ich habe ihnen etwas zu erzählen, für das sie einiges springen lassen werden, Frau Martell!"
"Was fällt ihnen ein?!! Ich wüßte nicht, warum ich mich von ihnen erpressen lassen sollte!" kam es kalt und abweisend von Tina Martells Lippen.
"Ich aber wüßte es...es handelt sich nämlich um ihren künftigen Schwiegersohn Stefan Richter!"
"Woher kennen sie diesen Namen?" rief Tina erschrocken auf.
"Na - haben sie es sich anders überlegt? Madame, ich finde, es wird Zeit....."
"Was wissen sie?" "Das werden sie schon noch erfahren...."
"Wieviel?" kam es knapp von Frau Martell. Sie war nun doch bleich geworden und ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit.
"Wissen sie, Madame, ich bin jung, ich bin hübsch, ich liiiiiebe das Leben und besonders das Geld.
Hm, das werden ja gerade sie gut verstehen...,"spottete Gina und fuhr fordernd fort,"ja, es gibt schon Männer, die mir Geld geben und das auch noch gerne, so auch mal der Stefan...haha...aber es ist doch um einiges angenehmer und flotter, wenn man es selber hat, nicht wahr? Sie sind reich, Frau Martell....dementsprechend sagen wir....nun...vielleicht fünfzigtausend Schilling...?"
"Fünfzigtausend?!"rief Tina und wollte sofort absagen, da fiel ihr ein, was sie damit auf's Spiel setzen würde.
"Gut, kommen sie heute in die Josefsallee 40 bis 42 gegen 5 Uhr nachmittags. Ich werde sie erwarten!"
Schnell legte sie den Hörer ab.
Was wollte diese furchtbare ordinäre Person bloß von ihr?
Stefan Richter hing nun einmal leider unsäglich mit Daniela zusammen...ein Skandal mußte verhindert werden, unbedingt!
Sie wählte die Telefonnummer ihres Gatten und berichtete ihm aufgeregt.
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Sekundenlang überschattete eine wehmütige Welle Dannis bezauberndes Gesicht.
"Stefan, ich hab' so Angst!"
Ein Schauer durchfuhr ihre zarten Glieder.
Stefans Blick hing voll Zärtlichkeit auf Danielas schimmernden Haar, welches sich auf seinem Ärmel verfing .
Am Horizont hinter den alten Bäumen zog bereits Dunkelheit auf, der Tag neigte sein Haupt um der dunklen Nacht zu weichen.
Danni und Stefan saßen auf einer Bank an der Donau, leise rauschend wiegten sich die Bäume im Wind, Blütenduft lag in der Luft und die Donauwellen sangen ihr ewig altes Lied.
Manchmal gingen Leute an dem engumschlungenen Paar vorüber und dachten, wenn sie älter waren, an die Zeit, als sie selbst noch jung und verliebt waren oder sie dachten an den eigenen liebsten Menschen....
"Wieso hast du Angst, mein kleiner Engel, ich bin doch bei dir, hm?" flüsterte er und strich ihr über das lange Haar.

Sie schüttelte den Kopf, sodaß die welligen Fluten durcheinander gerieten.
"Recht hast du schon, Steff, aber immer bist du nicht bei mir, weißt du, und wenn ich bloß daran denke, daß meine Eltern....."
Sie blickte ihn groß und ängstlich an.
"Die Zeit wird unser Leben schon in die richtigen gemeinsamen Bahnen lenken, Liebes! Ach, du bist so schön, Daniela,"seufzte er sehnsuchtsvoll und fuhr ihr liebkosend durch die dunklen Wellen.

"Was ist los mit dir, Steff?"
Irgendwie war er nicht bei der Sache.
"Ich hab' so Sehnsucht nach dir....bist wie ein bezaubernd junges und träumendes Kind, welches aus einer anderen Welt in die meine kam. Wenn du sprichst und wenn du lachst....ja, als ob ein Streichorchester von der Liebe spielen würde und wenn du weinst, weint der Himmel mit dir. Mein süßes, liebes, gutes Mädchen, du...oh...ich kann's noch immer nicht fassen...."
Sie senkte den Kopf. Noch immer errötete sie, wenn er ihr Liebeserklärungen machte.
"Weißt du, was es für mich bedeutet, geliebt zu werden, Stefan? Weißt du das...?"
Er fühlte, daß sie nun zitterte.
War es der Wind, welcher nun stärker wurde?
Oder die Sorgen, die sie sosehr belasteten?
Er preßte sie noch fester an sich, daß sie leise aufstöhnte.
Und küßte ihre Lippen und flüsterte: "Geliebtes, du, geliebte Frau, bleib' bei mir, jede Stunde ohne dich ist ohne Sonnenschein!"
Sie nahm seine Hand und legte sie an ihre heiße Wange.
"Du gehst mir auch sosehr ab, Stefan....."
"Ich hab' was für dich, mein Liebes...hier...." Er reichte ihr ein gelbes Kuvert und sie erkannte sogleich Klara Mosers Handschrift darauf.
"Klara...sie hat geschrieben..."
Ein stilles Leuchten trat in ihre schönen Augen.
"Ja, komm', lese ihn vor....,"murmelte Stefan und drängte sich noch mehr zu ihr hin.
Er konnte seine eigene Aufregung kaum verbergen....ihr beider süßes Geheimnis...die kleine Martina.
Wie sehr liebten sie sie....und wie weh tat die Trennung von ihr ihnen.
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Fortsetzung folgt

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