Samstag, 24. Oktober 2009

"Eugen, sei so nett und zeige unserem jungen Gast schon mal unser schönes Schloß!
Und, meine Herrschaften, sie waren ohnedies schon oft hier bei uns zu Gast. Bezaubernd sehen sie aus, meine liebe Tina! Sie entschuldigen uns, Daniela,"jonglierte die Baronin zwischen Dani und ihren Eltern und mit einem Kopfnicken zu der jungen Frau hängte sie sich in den Arm von Frau Martell ein und schritt mit dem Ehepaar davon.
Daniela starrte den Eltern nach.
Nun kam sie sich endgültig verloren vor.
Die Mutter mit ihren weißen Hosen und der weiten bunten Bluse mit dem tiefen Ausschnitt und den langen roten Haaren, von denen sie das grüne Seidentuch gelöst hatte, sah aus wie eine ganz junge Frau. Auch der Vater machte eine gute Figur.
"Gnädiges Fräulein, darf ich ihnen nun unser Haus zeigen?" fragte da Eugen liebenswürdig und bot ihr seinen Arm.
'Wie hübsch sie doch aussieht, die kleine Daniela,' dachte er und war sehr angetan.
Ihr dunkles Haar war gebändigt in ihrem Nacken von einer langen Schleife, das geblümte Kleid, das so duftig und jung war wie die Trägerin selbst.
Und es unterstrich ihre gute Figur.
Ein gewisser Ernst ging von ihr aus und Eugen konnte sich nicht erinnern, daß ihm das schon mal so stark aufgefallen war wie jetzt.
So stiegen sie die Empore hoch, welche links und rechts zum EIngang führte..
Bevor sie hinein gingen, blieb Daniela kurz stehen und blickte von der Brüstung der Veranda  in den weitläufigen Park.
Dann wandte sie sich um, die hohen Glastüren waren weit geöffnet.
Lange duftige Vorhänge wehten im leichten Wind und offenbarten der Luxus gewohnten Danni
ein Entree, das wirklich wunderschön war.
Eine riesige Halle mit vielen wertvollen Gemälden beeindruckte sehr.
Genau wie die vielen Räumlichkeiten und Salons mit ihrem wertvollen Inventar.
Viel Marmor, viel Gold, viel Stuck.
In einem riesigen Saal blieben sie länger.
"Hier wird der Ball nächste Woche stattfinden. Freuen sie sich schon?"fragte Baron Sanders und sah sie lächelnd an.
"Ja - ja, ich freue mich schon," stammelte sie abgelenkt.
'Warum fällt mir bloß das Lügen so schwer? Gerade das werde ich kommende Woche sehr viel benötigen,' dachte sie voll Bitterkeit.
"Was ist mit ihnen?"fragte Eugen besorgt.
Ihm waren die Schatten in ihrem schönen Gesicht nicht entgangen.
"Ach, Baron, die weite Reise und die vielen neuen Eindrücke....verzeihen sie meine Unaufmerksamkeit,"beeilte sich Danni zu versichern und:"Es gefällt mir, alles, und ich freue mich, hier zu sein!"
Nun betraten sie einen langen Gang mit roten Seidentapeten. Auch hier waren viele Gemälde, vor allem Ahnenbilder, eines neben dem anderen.
"Sehen sie....hier hinten, kommen sie bitte!" rief Eugen eifrig und erfreut über ihr gewecktes Interesse. "Sehen sie, hier, das war mein Vater und daneben, das war meine Mutter!"
"Eine wunderschöne, elegante Frau muß sie gewesen sein - ja, und das...das sind sie, nicht wahr?"
"Ja, es ist erst letztes Jahr fertig geworden, bevor ich nach Afrika zu Studien geflogen bin."
"Ah, darum sind sie so sonnengebräunt, Baron," sprach sie und lächelte.
Ein eigener Charme ging von ihr aus und er konnte sich dem nicht entziehen.
Sie wollte sich wieder abwenden, da berührte er sie kurz am Arm.
Er nahm ihre Hand und deutete einen Handkuß an.
"Übrigens..." Ihr fragender Blick ließ ihn kurz verstummen, dann sprach er leise weiter:"Meine künftige Frau wird auch einmal als Gemälde hier hängen."
"Ja, das weiß ich, Herr Baron," stammelte sie und wurde vor Verlegenheit rot.
Rasch schritt sie davon und er hatte Mühe, ihr zu folgen.
Fast schien es ihm, als wäre sie auf der Flucht. Vor ihm? Eine gewisse Bangigkeit stieg in ihm hoch.
"Ich finde, für heute ist es genug. Danke, Herr Baron, würden sie mir nun bitte mein Zimmer zeigen?"
Sie blieb kurz stehen.
"Zimmer?" Er mußte nun schmunzeln. "Es gibt kein Zimmer für sie, gnädiges Fräulein."
"Ja...wie meinen sie das, Herr Baron?"
"Alle unsere Ehrengäste, so auch sie, liebes Fräulein, haben Gemächer."
"Ja, gut, wenn sie glauben...." Etwas unwirsch kam es über Dannis Lippen.
Unwirsch und ungeduldig.
Nicht immer klappte es, Haltung zu bewahren.
Eigentlich hatte er es nicht verdient, daß sie so unfreundlich zu ihm war.
"Ja, Baron, ich bin müde, verzeihen sie. Bitte, zeigen sie mir nun meine Gemächer."
"Darf ich vorausgehen?" "Ja, bitte."
So ging er ein paar weitere Gänge entlang, eine Treppe hinauf und blieb vor einer der vielen weißen Flügeltüren stehen und öffnete sie.
Ein in einer zarten Zyklamfarbe und in Weiß gehaltener Salon tat sich vor Daniela auf. Auch vom Raum daneben waren die Türen geöffnet. Ein weißes Himmelbett in einem hellblauen Ambiente war der Mittelpunkt.
Ein angrenzendes Bad und ein Ankleidezimmer gehörten ebenfalls zur Suite.
Daniela durchschritt die Räumlichkeiten, die ihr sehr gefielen.
Vom Schlafraum aus war eine verglaste Türe, welche zu einem Balkon führte.
Dort blieb sie stehen und was sich ihr als Anblick bot, war eine Wohltat.
Voran der Park, dahinter Felder und Wälder, soweit das Auge blickte.
Tief atmete sie die frische Luft ein und schloß für einen Moment die Augen und vergaß alles um sich herum.
 EIne Hand hatte sie auf ihre Brust gelegt.
Sie bemerkte nicht, daß Baron Eugen von Sanders inzwischen neben ihr stand und sie nicht aus den Augen ließ.
Er hatte soviel Gefühl für sie. Aber er spürte auch, daß ein großer Schmerz sie bedrückte.
Es mußte etwas geschehen sein, das sie sehr belastete.
Das tat ihm weh. Und er hoffte sehr, daß es irgendwann mal einen Moment geben würde, wo sie sich ihm anvertrauen würde. Sie wirkte so zerbrechlich und so hatte er das Bedürfnis, sie zu beschützen.
"Daniela?"
Seine leise Stimme ließ sie zusammenzucken.
Die Gegenwart hatte sie wieder.
"Oh Baron, ich habe sie nicht kommen gehört. Es ist alles so schön hier und ich bedanke mich sehr herzlich für alles, auch für die Führung. Nun möchte ich mich etwas ausruhen, frisch machen und umziehen. Lieben Dank nochmal."
Sie reichte ihm die Hand und er hielt sie einen Moment mit beiden Händen fest.
Wärme ging von seinen Händen aus und tat ihr gut.
Kurz nickte er mit einem eigenen Lächeln, dann verließ er ihre Räumlichkeiten.
Die Sorge um sie blieb in seinem Herzen.
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Fortsetzung folgt

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