Mittwoch, 26. August 2009

"Du gehst...gehst mit Gina?"
"Ne, die spinnt, diese....," murrte der Sohn ungehalten und zuckte
die breiten Schultern.
"Soll doch machen, was sie will,dieses Weibsstück ist auch nicht besser
als die andern...!"
Er wandte sich seiner Mutter zu und lächelte sie aufmunternd an.
"Nur du, Mum -du bist anders, ich kann Pa so gut versteh'n, für dich hätte ich alles gegeben,
eine Frau wie dich zu besitzen, so voller Wärme...und Liebe, Mum...
meine gute Mum...." Verlegen griff er sich an den Hemdkragen,
hob eine Hand und rief dann:"Hey Mum, bis später!"
Die Türe fiel krachend ins Schloß.
Frau Richter trat an das Fenster und sah auf die Straße.
Dort ging Stefan, ihr Sohn, das Kind, nachdem sich ihr Kurt und sie
sich so lange gesehnt hatten, bis endlich das Wunder geschah -
sie hatte einen Sohn auf die Welt gebracht,
sie beide hatten ein Kind!
Kurt war überglücklich und dankbar.
"Kurt,"flüsterte die Frau mit zuckenden Lippen und ließ sich in
einen Sessel fallen.
Tränen rollten ihr über die runden Backen.
"Wir waren arm, Kurt, aber wir hatten immer was zu essen, zum Kleiden,
wir hatten immer gut gelebt und unseren Sohn geliebt.
Warum....warum mußtest du von uns gehen....mein Mann...warum...warum...."
Hastig wischte sie sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
"Mein Junge, wo führt das bloß hin. Haben Kurt und ich dafür jahrelang
geschuftet, nicht nach uns gefragt und dir alles an Liebe, 
die Elternherzen geben können, fühlen lassen? Und jetzt, nach dem dein
Vater einige Jahre ...  tot ist, jetzt treibst du dich in der Gegend
herum mit leichtlebigen Mädchen, trinkst in Kneipen und
bist jede zweite Nacht nicht daheim...mein Junge, mein geliebtes Kind, 
ich glaube, ich weiß, was dich treibt....die Sehnsucht...nicht einer von vielen
zu sein...
Du bräuchtest einen Menschen, der dir Liebe gibt, ein Mädchen
müßte es sein, ein Wesen...für die du nicht einer von vielen bist....
Was kann ich alte Mutter schon für dich tun, außer beten...Stefan...."
Sie starrte auf die Schüssel auf ihrem Schoß, welche sie noch immer
geistesabwesend polierte.
Zwanzig Jahre alt war er, ihr Sohn, erst zwanzig Jahre alt.
Ein gutaussehender junger Mann, dem die Mädchen nachliefen.
Alle waren kurze Abenteuer, das wußte sie.
Kurt und sie, ja, sie hatten wohlnicht die gehörige feste
Hand für diesen sturen Kerl - außer, ja, Kurt hatte ihn leiten
können, aber nun....nun war er tot, ihr Kurt.
Er war nicht so ein Dickkopf wie Stefan gewesen, er war
weich und gut - aber gut war Stefan auch.
Nein, er war keine Type, er war ein guter und aufrichtiger Mensch...
...nur...
Langsam erhob sie sich und ging seufzend in die Küche, um ihre begonnene Arbeit
zu beenden.
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"Immer langsam mit den jungen Pferden...nicht drängen...bitte, junger Mann, so benehmen
sie sich doch, haben sie schon bezahlt? Ja?
Na, worauf warten sie dann noch...langsam, Fräuein, nicht drängen....."
Der Portier hatte alle Hände voll zu tun.
Immer das Gleich nach dem Einlaß, alle wollten die ersten sein.
Ein paar junge Leute standen schwatzend in einer Ecke und wieder
andere standen beim Buffet herum, tranken eisgekühltes Cola oder
schleckten genußvoll an einer Tüte Eis.
Eingezwängt zwischen einem langen und einem dicken Mann 
stand Daniela Martell.
Leise stöhnte sie auf, als der Vordermann ihr mit aller Kraft auf die große Zehe stieg.
"Verdammt," rutschte ihr heraus.
Stefan Richter stand etwas weiter hinten, doch seinem fachmännischen Blick war
das hübsche Mädchennicht entgangen.
'Tolle Puppe," dachte er und pfiff 
anerkennend durch die Zähne.
'Wenn der Dicke vor mir bloß etwas schlanke wär'....'Angestrengt lauschte er.
"Nummer siebzehn in der vierten Reihe, links," sagte die Kassiererin zu Daniela,
welche zahlte und froh war, endlich tief Luft schnappen zu können.
Endlich im Kinosaal, klappte sie den Sitz hinunter und setzte sich
aufatmend nieder.
"Ah....endlich was unter'm Hintern...,"hörte sie eine dunkle Stimme 
neben sich.
'Unverschämt, wie ... wie dich dieser Kerl angrinst, beinahe so,
wie der von vorhin, beinahe....,'dachte sich Danni
und wurde unwillkürlich rot.
Rasch sah sie in eine andere Richtung.
Stefan Richter aber war der Blick durch und durch gegangen.
'Diese wundervollen dunkelblauen Augen, die langen Wimpern, diese vollen roten Lippen...die Figur, die ist auch nicht übel, eher mollig, doch wohlgeformt....Ä
Er ließ seinen Blick über die bronzefarbenen Arme bis zu den Füßen, welche
in hochhackigen Sandalen steckten, gleiten.
'Mensch, alter Junge, altes Haus, in dieses Wunderkind könntest du dich auf deine alten 
Tage noch....ins Schwärmen könntest du kommen,'dachte er,'aber du hast schon ganz andere Mädels geküßt, alle Haarfarben, alle Größen, Temperamentvolle und Stille...aber eine wiedie da,
so natürlich aussehend, obwohl sie doch auch geschminkt ist....! Der Schwung der
kleinen aparten Nase, die Hände, die den Henkel der kleinen Tasche nervös hielten, dieses Mädchen....ach was!'
Unwillig zuckte es um seinen Mund.
Es ärgerte ihn nun, daß er sich so mit diesem fremden Fräulein beschäftigte.
Die Lichter erloschen und Musik erklang.
"Gefährliche Liebe", mit Ingrid Bergman.
 
Fortsetzung folgt....

1 Kommentar:

  1. booh jetzt schon drei blogs, in sooo kurzer zeit...sehr romantisch ! liebe Grüße von Kathrin

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