Donnerstag, 24. September 2009

An diesem Abend gingen beide nicht mehr aus.
Seit Stefan nun die Wohnung für sich alleine hatte war diese zu ihrer Liebeslaube geworden.
Sie gingen viel aus, ins Kino. Theater, tanzen oder einfach nur spazieren.
Aber Stefans zu Hause war nun auch Danielas geworden und nur schweren Herzens führte sie dann jedesmal der Weg zurück, in Begleitung von ihrem Liebsten, zurück zur Villa Martell, denn sie wollte die Geduld der Eltern nicht überstrapazieren.

Diese für Danni neue, noch nie dagewesene Vollendung ihrer Liebe, seelisch wie auch körperlich, lebten sie in den vergangenen Wochen ganz aus.

Nun war das "Malheur" passiert. Im Rausche der Sinne hatten sie wohl das erste Mal nicht an Verhütung gedacht.
Für zwei junge Menschen, die eigentlich nichts hatten außer ihrer Liebe, war das schon ein Malheur.

So berieten die beiden Liebenden an diesem Abend hin und her, wie man Dannis Schwangerschaft am besten hinter sich brächte, ohne daß ihre Eltern davon erfuhren.
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"Mama, Papa, ich habe euch hergebeten, weil ich euch etwas mitzuteilen habe."
Frau Martell gähnte unverhohlen und meinte dann gelangweilt:"Beeile dich, Daniela, ich habe noch einen Besuch abzustatten." Der Vater blätterte in seiner Zeitung und hörte nur mit halben Ohren zu.
"Papa, bitte..."
Herr Martell senkte die Wirtschaftszeitung auf seinen Schoß und blickte seine Tochter fragend an.
"Ich möchte gerne München kennenlernen und darum dorthin für ein halbes Jahr übersiedeln. Und außerdem,"sie senkte den Blick, denn zu lügen fiel ihr schwer,"außerdem möcht'  ich euch keine Schande machen und deshalb....ja....deshalb will ich nun ernsthaft versuchen, Stefan zu vergessen...für immer zu vergessen!"
"Na siehst du, hab' ich es dir nicht gleich gesagt, Tina, sie hat ihn bald über. Er kann ihr nichts bieten, ist ein armer Schlucker!" rief der Vater begeistert.
"Mhm, endlich mal etwas Vernünftiges, was unsere Tochter von sich gibt, Rudolf,"flötete Frau Martell und klimperte mit den aufgeklebten Wimpern erfreut.
"Also, du willst es wirklich ernsthaft versuchen, wenn ich dich richtig verstanden habe, Daniela?"fragte Rudolf Martell nachdrücklich und hob die buschigen Augenbrauen.
So ganz konnte er den plötzlichen Sinneswandel nicht verstehen.
"Ja, ich will und muß es versuchen. Dazu brauche ich Abstand. Schon nächste Woche möchte ich abreisen."
"Das geht in Ordnung, mein Kind. Komme später in mein Arbeitszimmer, ich werde dir einen Scheck ausstellen, über den kannst du dann verfügen. Und wenn es zuwenig sein sollte, dann meldest du dich eben. Ich erwarte aber auch so, daß du dich hin und wieder meldest und erzählst, was du so machst und wie es dir geht."
"Danke!"rief Danni, stand auf und lief aus dem Salon.
Länger hätte sie das ganze Schauspiel nicht ertragen.
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Stefan Richter hatte es sich berits im Zugabteil gemütlich gemacht.
Durch seine Sonnenbrille beobachtete er Daniela, wie sie sich von ihren Eltern, welche sie zur Bahn begleitet hatten, verabschiedete.
Es war ein eisigkalter Tag, einer der ersten in diesem Spätherbst Anfang November.
Danni hatte ein schickes dunkelblaues Winterkostüm an und wenn man sie genau betrachtete, konnte man gewisse Rundungen schon an ihr erkennen. Frau Martell war in einen teuren Pelz gehüllt und auch der Vater war sehr elegant in seinem anthrazitfärbigen Wollmantel.
Stefan konnte es sich nicht erklären, aber dieser gutaussehende Mann war ihm auf Anhieb symphatisch, trotz Dannis Erzählungen. Anders Frau Martell, denn sie strahlte keine mütterliche Wärme aus. Sie wirkte schön, mondän, aber auch sehr oberflächlich. Gerade hauchte sie ihrer Tochter links und rechts je einen angedeuteten Kuß auf die Wangen.
Danni stieg ein, den Koffer nachziehend und tat so, als ob sie den lächelnden jungen Mann, der als einziger im Abteil saß, nicht kenne. Sie schob das Fenster hinunter und winkte den Eltern zu, als der Zug bereits anfuhr.
"Stefan, die erste Hürde ist geschafft,"seufzte sie auf, schloß das Fenster und sank auf die Bank.
Er hob ihren Koffer in das Gepäcknetz und setzte sich neben sie.
"Danni, mein kleiner Liebling, du!" Lange küßte er sie.
"Du weinst?" "Ja, ja, ich weine, Stefan. Es tut so weh, wenn man die besten Absichten hat und einem die Lebensumstände zu Lügengeschichten zwingen."
Er küßte ihre Tränen fort, hob ihr Kinn zu sich hoch, blickte ihr fest und sicher in die Augen.
"Keine Tränen, Danni, es wird ja alles gut!"
"Ach, ich hab' mich bei meinen Eltern durchgesetzt. Sie wollten, daß mich der Chauffeur nach München bringt und Mama konnte es überhaupt nicht verstehen, daß ich den Zug nahm, wo das doch viel strapaziöser sei, wie sie vermerkte.!" Nun lächelte sie, auch ihre schönen blauen Augen begannen unter den langen, nassen Wimpern zu strahlen.
Stefan zog sie zu sich heran, legte seinen Arm um ihre Taille.
"Tante Klara hat mich bereits angerufen, Kleines. Sie erwartet uns schon!"
"Stefan, ich bin so froh, daß ich dich habe und daß du mich nicht alleine läßt!"
Sie legte ihren dunklen Kopf an seine breite Brust.
Wenig später war sie eingeschlafen.
'Danni, meine kleine geliebte Frau, ich werde dich immer beschützen, wenn du mich nur läßt! Bald wirst du eine junge, wunderschöne Mama sein...und im Grunde kannst du dieses Glück nicht geniessen, diese Vorfreude und die Freude, wenn unser Kindlein da ist. Was wollen diese Eltern bloß? Selbst geben sie dir keine Liebe und die Liebe von jemanden anderen verbieten sie dir? Was sind das nur für Menschen?'dachte er und blickte seine Danni voll Liebe an.
Ein kleines Lächeln umspielte ihren Mund, die seidigen Wimpern berührten ihre Wangen und ihr langes Haar wurde von einem Kunstpelzstirnband gehalten.
Er konnte es nicht fassen, nie in Worte fassen, wie sehr er diese junge Frau liebte und begehrte.
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Fortsetzung folgt

1 Kommentar:

  1. Jetzt hatte ich so richtig die Ruhe dafür...schön, deine Fortsetzung, wirklich!!!


    einen feinen Samstagabend wünsche ich dir...

    herzlich, Rachel

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