Dienstag, 15. September 2009

"Du sagst es ihr ohnedies, nicht wahr?! Ich kann mir dieses sentimentale Getue nicht länger ansehen. Adieu!"
Sie verließ auf ihren hohen Bleistiftabsätzen mit wiegenden Hüften den Raum, dicht gefolgt von ihrem
Pekinesen Susi.
"Was...was sollst du mir sagen, Papa?" fragte Danni bang und sah den Vater ängstlich an.
Das Herz klopfte ihr nun wie wild, sie spürte etwas Schlimmes auf sich zukommen.
Rudolf Martell stand langsam auf und stellte sich vor Danni.
"Du wirst für unbestimmte Zeit verreisen, mein Kind! Es war nicht recht, daß du deiner Mutter
nicht gehorcht hast, sie wollte nur dein Bestes. Auf Schloß Rangau wirst du diesen Kerl vergessen,
du wirst sehen, es wird dir nicht schwer fallen. Deine Mutter und ich haben schon einen jungen Mann
ins Auge gefaßt, der seit der letzten Party nur darauf wartet, von dir erhört zu werden.
Den Namen brauche ich dir wohl nicht zu verraten. Wir wünschen eine baldige Verlobung und dazu
mußt du diesen Burschen vergessen, verstehst du nun?!"
Daniela hatte sich ebenfalls erhoben. "Papa,"kam es tonlos von den blaßen Lippen.
"Einmal wirst du erkennen, daß wir es im Grunde gut mit dir gemeint haben, mein Kind.
Jetzt versprichst du mir, daß du niemanden erzählen wirst, wohin du morgen früh fährst!
Es weiß keiner davon außer Mama und mir. Also...."
"Ich...ich verspreche es,"murmelte Danni leise und wandte sich ab.
"Auf Wiedersehen, Daniela," sprach der Vater und seine Stimme hatte alle Härte verloren.
Noch einmal drehte sich das junge Mädchen um.
In ihrem Blick lag Verachtung, Traurigkeit, grenzenlose Bitter- und Einsamkeit.
"Auf Wiedersehen, Papa...,"flüsterte sie mit tonloser Stimme und schritt dann langsam
die Treppe empor.
'Glaubst du, daß du besser bist als deine Frau? Vater wie Mutter - ihr paßt blendend zusammen!'
Ein verächtliches Lächeln war um Dannis Lippen, als sie wenig später ihr Zimmer betrat.
Konnte sie denn ahnen, daß unten in der Halle ein Vater stand, dem Tränen in den Augen
standen und der mit seinen Gefühlen kämpfte?
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Schweigend saß Daniela Martell im Fond des luxuriösen Wagens, welcher einer von vielen
von Rudolf Martell war.
Sie interessierte sich nicht für die reizende Landschaft, die an ihrem Fenster vorbeisauste und aus
dem das junge Mädchen gesitesabwesend starrte.
Der Chauffeur hatte schon längst aufgegeben, sich zu wundern.
"Merk' dir eins, Daniela, "hatte der Vater ihr beim Abschied gesagt,"keiner kennt deinen
Aufenthaltsort, außer wir und Herr Gaston, unser Chauffeur, und jenen interessiert das gar nicht,
denn er kennt die Zusammenhänge nicht. Versuche ja nicht, irgendwie in Kontakt mit diesem Stefan
oder sonst jemanden zu treten. Magda und Johannes vom Schloß wissen Bescheid. Also..." Er hatte sie für einen Augenblick an sich gedrückt,"du bist im Bilde, ja? Und wenn du zurückkommst, bist du geheilt
von Stefan Richter. Dann wird dein Herz offen sein für den Mann, welchen wir dir erwählt haben -
ich meine Baron Sanders! Fahre mit Gott, liebes Kind!"
Die Mutter hatte ihr gelangweilt die Hand gedrückt und "Lebe wohl" gemurmelt.
Und jetzt saß Danni in weichen Polstern, doch ihr war so schwer zumute.
'Stefan, Stefan, wie kann ich dich jemals vergessen...aber ich mußte meinen Eltern versprechen,
niemanden zu sagen, wohin ich flüchte .. flüchten muß vor dir, mein Lieber! Ich soll die Stunden
mit dir vergessen, dein Lächeln, deine Stimme, deine Augen, in denen ich lesen konnte wie in einem
offenen Buch. Deine Küsse, deine Liebe....."
Sie drehte ihren Kopf zum Frontfenster und lächelte.
'Stefan, dort, weit hinten, wo ich zu Hause bin...Stefan, mein Herz habe ich zurück gelassen....'

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Fortsetzung folgt

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