Samstag, 5. September 2009

Nur selten setzten sie einen Tanz aus, sie tanzten und tanzten
in dieser lauen mondhellen Nacht.
Und vergaßen -beinah- ganz die Zeit.
Ach, es war so wunderschön, so dicht miteinander
zu tanzen, den anderen zu spüren, mit ihm eins werden
im Klang der Melodien.
Doch der Zeiger der Uhr rückte unerbittlich weiter.
Es wurde neun, zehn und schließlich elf Uhr.
Daniela, die zufällig auf ihre kleine goldene Armbanduhr sah,
traute ihren Augen nicht.
Erschrocken rief sie:"Stefan, es ist schon elf Uhr, meine Güte, 
elf Uhr! Ich muß ....es ist höchste Eisenbahn!"
"Kellner, zahlen!" rief Stefan spontan.
Schweigend verließen sie wenig später das Lokal.
Beide wären noch so gerne geblieben.
Aber auch so schöne Stunden müssen vergehen und man findet 
sich plötzlich wieder in einer Welt, die anders ist.
Die Wirklichkeit holt einen ein.....
"Danni?"
"Ja?"
"Hat es ihnen gefallen?"fragte Stefan.
"Danke, Stefan, vielen Dank, es hat mir sehr gefallen.
Es war wunderbar!"antwortete sie lächelnd.
"Hätten sie noch ein paar Minuten Zeit?"
"Eigentlich nicht, Stefan, leider...."
"Es wird nicht lange dauern, aber sie wissen doch gar
nichts von mir!"
"Ich weiß ihren Namen, Stefan."
"In dieser Sache ist mir nicht zu Scherzen zumut'!"
"Stefan,"kam es bittend.
"Danni - ich möchte ihnen doch nur etwas von mir erzählen.
Ist das denn so schlimm?"
"Stefan, sie verstehen mich nicht."
Sie blieb stehen und sah ihn ernsthaft an.
"Meine Eltern glauben mich zu Hause.
Ich habe ihnen gesagt, mir sei schlecht und ich ginge auf
mein Zimmer!"
"Dann machten sie eben einen Spaziergang, als ihnen nicht
besser wurde!"
"Drei Stunden - warum lügen, Stefan?"
Er war nun etwas verärgert und sah sie grollend an.
"Danni, so wenig bin ich ihnen wert?"
Er wandte ihr den Rücken zu.
Nein, sie sollte nicht sehen, daß dieser Gedanke
ihm weh tat.
'Trotziger Kerl,'dachte Danni.
"Gespielt haben sie mit mir, vom ersten AUgenblick an
war ich ihnen gleichgültig, war wohl nur Zeitvertreib.
Vielleicht sind sie nicht anders als die anderen
Mädchen,"murmelte er tonlos.
Es klang wie eine Anklage.
"Stefan,"warm und voller Zärtlichkeit klang
die leise Frauenstimme zu ihm hoch.
Eine kleine Hand legte sich auf seine Schulter.
"Bitte, Stefan, nicht böse sein!"
Er drehte sich zu ihr zu und blickte sie erstaunt an.
"Tränen, kleine Danni?"
"Ja, ja, Tränen, lieber, großer und ach so dummer Brummbär!"
Da legte er seinen Arm um ihre Schultern und
führte sie die Straße entlang, am Ende lag der Franzens-Park.
Schließlich blieben sie vor einer Bank stehen.
Stefan legte seine Hände auf ihre Schultern und zog sie ganz sacht an sich.
"Stefan,"kam es erstickt von ihren Lippen, dann fing
sie leise zu schluchzen an.
"Danni, liebe kleine Danni, ich will keine Tränen sehen,
warum denn weinen?"
Er hielt sie ein wenig  von sich und sah in ihre nassen Augen,
griff in seine Jackentasche und holte ein großes
Taschentuch hervor.
Vorsichtig trocknete er ihr die Tränen ab,
dann flüsterte er:
"Du! Mein liebes Mädchen! Ich bin so verliebt in dich!
Ich liebe dich doch, Danni!"
Waren es vorher Tränen, die in ihren großen Augen
standen, begannen sie nun zu strahlen.
"Stefan,"flüsterte sie, dann rief sie laut und glücklich:
"Stefan!!!!"
Sie umschlang seinen Hals und er küßte sie erst zart,
dann immer wilder, bis sie kaum mehr Luft bekam.
"Ich liebe dich auch, Steff, ja , ich liebe dich
auch so sehr!!!"stammelte sie immer wieder und er
streichelte zärtlich über ihre dunklen Locken.
Es war so, wie sie es sich immer erträumt hatte.
Später zog er sie auf die Bank, legte zärtlich den Arm um sie
und begann zu erzählen:
"Mein Vater war in einer Fabrik Schichtführer.
Er hat es sein Leben lang nicht weit gebracht.
Er war zu ehrlich, sehr fleißig und mein großes Vorbild.
Bis er...bis er vor zwei Jahren an Lungenentzündung starb.
Ich hatte damals gerade mein Abitur gemacht.
Jedoch, als er gestorben war, fehlte mir die
feste Hand.
Nur mehr ab und zu hatte ich eine Stelle,
meine Mutter war sehr verzweifelt.
Die karge Rente, die sie bekommt, reichte nicht aus und
immer wieder bat sie mich inständigst, doch arbeiten
zu gehen. Ich wollte davon nichts hören."
Er machte eine kurze Pause und zog das junge
Mädchennoch fester zu sich heran, hauchte
ihr einen zarten Kuß auf die Stirne und
erzählte weiter:"Ich wurde ein Mädchenverführer
mit allem Drum und Dran, ein Taugenichts und
ein Trunkenbold, die Leute schimpften über mich
und ich muß gesteh'n, nicht zu Unrecht.
Ich log und stahl sogar - nur einer gegenüber konnte
ich mich nicht so saumäßig benehmen: Zu meiner Mum!
Sie war bis vor kurzem alles, was ich liebte.
Dann kamst Du, mein Lieb'......."
"Stefan,"flüsterte sie und küßte ihn zärtlich auf die Wange.
"Ich liebe dich und ich weiß, ich bin dich gar nicht wert.
Du bist nun mein Alles, mein gutes Leben!
Gäbe es dich nicht, ich führte heute noch dieses
Hundeleben - aber nun hab' ich eine Stelle, ein Mädchen, das mich ....
du hast mich doch lieb, gelt?"fragte er und sah sie
treuherzig an.
"Ja, ich liebe dich, Stefan, wahrhaftig und auch du bist mein Leben.
Hab'...hab' ich doch nie...nie Liebe empfangen, Stefan!
Nur Lore war die einzige, die mir manchmal zuhörte.
Lore ist unsere Köchin, weißt du und zu ihr bin ich
geflüchtet, wenn mich eine der Erzieherinnen geschlagen hat!"
"Kleines!"
Er küßte sie so, als ob er sie dadurch überzeugen wollte,
daß es ab nun anders war.
"Meine Eltern...."
"Ich weiß,"seufzte Stefan und sein Blick wurde einen
Moment hart,"wer kennt nicht die reichen Martells?
Die als herzlos, geizig, egoistisch und sehr stolz
verrufen sind!"
"ja, das...das ist die Wahrheit über sie!"
Danni erhob sich langsam und reichte ihm die Hand.
"Ho-ruck!"rief sie und zog ihn hoch.
Engumschlungen gingen sie zur Villa Martell.
Es dauerte eine Weile, denn sie blieben immer wieder
stehen und küßten sich.
"Wie alt ist meine Danni eigentlich?"fragte er, als er ihr
zärtlich das wirre Haar von der Stirn strich.
"Siebzehn wird deine Danni, Stefan,"antwortete sie schmunzelnd.
"Ich könnt'  beinah deine Tochter sein, Lieber!"fügte sie
scherzend hinzu.
"Wirst Du nun wegen mir Schwierigkeiten bekommen, Liebes?"
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Fortsetzung folgt

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