Dienstag, 15. September 2009

"Lotte, das kann doch nicht wahr sein!"
"Doch, Herr Richter!"
"Kann ich einen Sprung zu ihnen machen?"
"Aber das geht doch nicht, Herr Richter, das...."
"So verstehen sie doch, Lotte. Ich muß sie finden - bitte, Lotte!"
"Ich kann ihnen nicht helfen, Herr Richter...Stefan...hören sie mich...."

Stefan war schon auf dem Weg zur Villa Martell, das bedurfte für ihn keiner Überlegung.
'Sie weiß was, bestimmt weiß sie was, die Lotte,'machte er sich selber Hoffnung, während er wie gehetzt
durch die Straßen lief, ehe er endlich vor der Villa stand und stürmisch anklingelte.
Eine Stimme, welche Elsie gehörte, fragte beflissen:"Was wünschen sie bitte?"
Er rief:"Fräulein Elsie, ich muß die Frau Lotte sprechen, sofort, lassen sie mich herein, bitte!"
"Ja, aber...." "Es ist sehr wichtig, Elsie!"
"Herr Richter, die Herrschaften...sie sind zu Hause und da...."
"Ich werde ganz leise sein...ich gehe durch den Hintereingang - es gibt doch einen?"
Beindruckt und nun auch ein wenig aufgeregt murmelte Elsie:"Ja...ja..natürlich...ich lass' sie rein,
Herr Richter, kommen sie, jedoch seien sie leise!"
Das Tor surrte und Stefan lief die Stiegen, welche seine Danni schon so oft emporgelaufen war, hoch.
Elsie stand vor dem Portal und deutete ihm, mit ihr zu gehen.
"Kommen sie - hier entlang - sehen sie - dort hinten, die Tür, sie führt direkt zur Küche - aber geben sie acht, daß sie unserem Philipp nicht über'n Weg laufen!" "Danke, vielen Dank, Fräu'n Elsie!"rief Stefan leise und
lief eilig zu der bestimmten Türe, welche er öffnete und sogleich eine andere erblickte, auf welcher ein
großes Schild mit "Küche" prangte.
Vorsichtig schlich er weiter und betrat den Küchenraum.
"Lotte,"murmelte er.
Die ältere Frau stieß einen spitzen Schrei aus und wandte sich erschrocken um.
"Stefan...Stefan...wie können sie mich nur so erschrecken, Junge,"warf sie ihm leise vor und
preßte eine Hand auf ihr Herz. Stefan ging zu ihr hin und faßte sie bei den runden Schultern.
"Lotte, was ist mit Danni, sie wissen doch etwas, ich sehe es ihnen ja an, daß sie mir etwas
verschweigen!" "Stefan, ich ...ich darf es ihnen nicht sagen...im Grunde weiß ich ja gar nichts."
"Warum wollen sie nicht verstehen, wie wichtig es für Danni und für mich ist!"
"Aber die Herrschaften...wenn sie wüßten!"
"Wer ist ihnen denn wichtiger? Danni und ich oder die Herrschaften, hm?!"rief Stefan aufgebracht und
besann sich sogleich:"Verzeihen sie, Lotte, ich wollte sie nicht anschnauzen - es ist ja nur...ich liebe
Danni und ich brauche sie wie das tägliche Brot, wissen sie."
Flüsternd, als ob er mit sich selber sprechen würde, hatte er das gesagt.
Lotte fing zu lächeln an und meinte:"Wollen sie sich nicht setzen, Stefan? Ein Glas Milch?
Mehr kann ich ihnen nicht anbie...aber ja, dort in der Ecke, Momentchen..."
Eilfertig lief sie zu einem Klappschrank, stöberte zwischen Erdäpfeln eine Flasche Whisky hervor und kam
strahlend wie der junge Frühling wieder zu dem Tisch, an den sich Stefan inzwischen gesetzt hatte, zurück.
"So - da ist mal Hilfe für das arme Herz,"sprach sie verschmitzt und schenkte dem jungen Mann ein Glas ein.
"Ich glaub', mir könnte ein Schlückchen in Ehren auch nicht schaden, ich könnt's gebrauchen - wissen sie,
bei meiner Chefin muß man zu sowas greifen, nüchtern ...meine, ganz nüchtern - das hält der stärkste Bär von einem Mann nicht aus - außer der Herr Martell...ach so, für sowas interessieren sie sich ja nicht...na, passen sie auf, was ich ihnen nun sage......"Sprachs und schenkte sich selbst ein Gläschen Whisky ein, setzte sich seufzend hin und schüttete das Getränk mit einigen kräftigen Zügen die Kehle hinunter.
Nachdem sie sich nochmals eingeschenkt hatte und nun mutig wurde, murmelte sie verschwörerisch:
"Also passen sie auf, junger Mann. Ich würde von der ganzen miesen Geschichte nichts wissen, hätte ich nicht -rein zufällig, versteht sich- an diesem Abend mitangehört, wie der Herr Martell zu der kleinen Danni
gesagt hat, sie müsse ihm versprechen, niemanden zu verraten, wohin sie führe - und wissen sie, wo die Daniela jetzt ist? Nein, wie könnten sie - die Danni ist jetzt in Rangau! Prost!"
Langsam erhob sich Stefan.
"Lotte, sie sind der rettende Engel - ich danke ihnen...auf Wiedersehen, vielen Dank, Lotte!"
Rasch lief er zur Küchentüre.
"Wo wollen sie denn hin, Stefan?" rief die runde Köchin.
"Das fragen sie noch - zu meiner Danni!"
Kopfschüttelnd sah Lotte ihm nach.
"Mann, wenn das gut geht! Darauf muß ich noch was trinken - nur ein Schlückchen in Ehren!"
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Wie so oft in den letzten Tagen, seit sie hier auf Rangau lebte, schritt Daniela Martell auch jetzt über
die Besitzungen.
Gedankenversunken wie immer stand sie später am Gatter der Pferdekoppel.
"So frei wie diesen edlen Tiere möchte ich auch gerne sein,"murmelte sie.
"Bist du etwa nicht frei, Danni?"
"Nein, ich...."
Nun begriff sie erst. Langsam wandte sie sich um.
"Nein...nein.., das darf doch nicht wahr sein,"kam es von den schreckensbleichen Lippen.
"Danni, meine Danni,"flüstere er zärtlich.
"Stefan..du...du bist es wirklich, ja? Kein Traum? Du bist gekommen und hast mich gefunden, Stefan?!"
rief sie da wie zur eigenen Bestätigung und streckte ihm ihre Hände entgegen.
"Danni!"kam es wie erstickend von ihm und er riß sie in seine Arme.
"Ja, ich bin bei dir, mein Lieb, wie könnte ich dich jemals alleine lassen?"
Stürmisch küßte er sie und voller Zärtlichkeit und Liebe strich er ihr über den dunklen Kopf.
Der Haarknoten, den sie getragen hatte, ging auf.
Locker und weich fiel ihr das dunkle Haar über die Schultern.
"Meine Danni, ich bin so froh, so glücklich, dich wieder zu haben! Was wär' das Leben denn ohne dich für mich, hm?"
Er legte seinen Arm um ihre Schultern und langsam schritten sie durch den nahen Wald.
Ab und zu lichtete er sich und grüne Matten, die hügelig links und rechts des Weges abfielen, taten sich
dem verliebten Paar auf.
"Wie hast du heraus bekommen, wo ich bin?"
"Lotte hatte eine Ahnung - aber wir dürfen es natürlich niemanden sagen!"
"Die gute Lotte - Stefan, wie konnte sie es denn wissen? Außer meinen Eltern und mir hat es nur Charles, der Chauffeur gewußt. Und natürlich Magda und Johannes, die das Schloß instand halten."
"Sie hat es -rein zufällig natürlich- mitangehört," berichtete ihr Stefan schmunzelnd.
Sie nickte verstehend.
"Danni, komm', setzen wir uns hierher!"
Es war ein schattiges moosiges Platzerl unter einer riesigen Tanne.
Da machten sie es sich gemütlich.
Sie legte ihren Kopf an seine breite Brust.
"Wie schön es da ist, Danni,"murmelte er.
Mit beiden Armen hielt er sie umfangen, als ob er sie nie und nimmer mehr hergeben wollte.
"Stefan, küß' mich, "flüsterte sie mit geschlossenen Augen sehnsuchtsvoll.
Er beugte sich über sie und küßte sie unendlich zärtlich.
"Ich liebe dich mehr als alles auf der Welt, Danni, mein Lieb, mein Glück!"
"Stefan!" Sie setzte sich auf und strich ihm zart über das Gesicht.
"Mein Stefan, ich liebe dich genauso wie du mich, und das ist wunderbar, mein Lieber."
"Ja, es ist wunderbar, es ist die Erfüllung, es ist etwas Göttliches! Danni, was kann uns trennen? Nur der Tod!"
"Ja, Stefan, aber sprich jetzt nicht vom Sterben. Für uns hat das Leben doch noch soviele glückliche und -wahrscheinlich- auch traurige Momente, die wir aber gemeinsam erleben wollen! Stefan.." Sie sah ihn eindringlich an,"Stefan, verlaß' mich bitte niemals, bleib' immer bei mir, das bitte ich dich!"
"Aber Danni - du weißt doch, ich hab' dich lieb, ich kann nicht ohne dich und deiner Liebe mehr sein."
Er drückte ihren Kopf wieder sanft auf seine Brust.
Lange saßen sie so versunken, nur mit sich und ihrer Liebe allein.
Es brach die Dunkelheit ein, als sie sich trennten.
Stefan hatte einen weiten Weg vor sich, er hatte sich von einem Freund das Auto ausgeborgt.
Mit dem Versprechen, sich am nächsten Tag wieder zu
sehen, schieden sie auseinander.
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Fortsetzung folgt

3 Kommentare:

  1. ein liebesroman. wie schön.
    liebe ist etwas hohes und ergreifendes. und es gibt viel möglichkeiten, sie in eine geschichte zu verpacken.

    ich habe nicht alles lesen können (du hast ja schon etliches geschrieben :O)).
    ich habe lesen konnen, dass du dir einen markanten schauplatz gesucht hast, in dem "herrschaft" und "dienstboten" eine rolle spielen.

    deine "schreibe" fühlt sich luftig und locker an. fast schwebend.
    da du nun linksbündig schreibst, lässt sich alles viel flüssiger lesen.

    darf ich eine klitzekleine sache anbringen?
    du schreibst unter dem 08.09.09 einen satz:
    "tue nicht meckern, ja?"
    das ist stilistisch nicht sehr fein ;) ausgedrückt. schreib lieber: "nicht meckern, ja?" ... ;))

    am anfang schrieb ich persönlich einfach drauflos, bis mir eine gute freundin den hinweis auf eine schreibwerkstatt gab.
    ich war einge zeit in der kostenlosen schreibwerkstatt www.ficton-writing.de involviert.
    ich habe dort sehr viel lernen dürfen über satzbau, adjektivanhäufung - bzw. deren vermeidung ;), ausdruck, stil ... usw.

    hast du dir über plot, akteure, charaktere, schreibstil und erzählperspektive (ich-erzähler, allwissender erzähler etc.), rückblenden usw. gedanken gemacht?

    hier gibt es einen sehr guten fundus:
    http://www.schriftsteller-werden.de/

    ich denke, du hast eine ganze portion talent und fantasie, eine situation gut in eine form zu bringen.
    und jeder künstler braucht anregung und anreiz.
    vielleicht kennst du ja schon die HP's, dann hat sich das erübrigt. ansonsten wünsche ich dir einen guten, ideenreichen fortgang deiner geschichte. :)
    so wie meine zeit es zulässt, schaue ich immer wieder bei rein!

    alles liebe und ganz herzlichen dank für deinen kommentar bei mir. ♥

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  2. in aller eile habe ich leider meinen post zu zeitig abgeschickt - und so hast du ein paar fehlerchen mit bekommen. du darfst sie gern behlaten *grins* :O)))).

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  3. Hallo Liv, danke für die Tips und die Links, werde mir das beizeiten mal ansehen.
    Das mit der Ausdrucksweise in dem einen Satz ...da magst Du von der Satzbildung recht haben, das bestreite ich nicht.
    Der Satz war aber hier sehr treuherzig gemeint, quasi mit Augenaufschlag....;oD
    Ich weiß nicht, was da sonst noch alles kommt.
    Ich habe den Roman BEWUSST nicht durchgelesen und warne jeden Leser, ebenfalls BEWUSST, daß das eine 16 jährige geschrieben hat und ich nur dann eingreife, wenn mich die Ausdrucksweise stört.
    Es ist ein Liebesroman und ich gebe BEWUSST all das wieder, was da steht.
    Bin wohl oft in Versuchung, die 53jährige über die damals 16jährige siegen zu lassen.
    Aber das würde alles zerfleddern, die ganze Stimmung, die ich selbst gut finde.
    Ich denke manchmal, man könnte doch dies oder jenes ausschmücken, mehr beschreiben.
    Egal, ob es das Aussehen eines Agierenden ist oder eine Landschaft oder ein Haus.
    Die Geschichte rührt ein Thema an, das wohl nie ganz unmodern wird, auch heutzutage nicht.
    Die Thematik zwischen Arm und Reich und, wenn die die Liebe dazwischenfunkt.
    Ein Jahr später, als ich den Roman geschrieben habe, habe ich das selbst erlebt mit meinem Mann und meiner Familie, wenngleich nicht so krass, aber ähnlich.
    Deshalb ist mir der Roman auch so wichtig, obwohl ich, das will ich nochmals betonen, nicht weiß, wo er "hinrutscht", das ist mein Risiko.
    Ich schreibe Dir das nur, weil Du offen bist und mir helfen willst.
    Wenn ich mich heute hinsetzen würde und einen neuen Roman schreiben würde, wäre es mir vielleicht wichtig, gewisse Satzgefüge zu studieren.
    Aber ich bin ein Mensch, der sich sehr schwer tut(da ist es wieder, das Wort), von anderen zu lernen.
    So ist es mit der Malerei ähnlich.
    Ich kann nur kreativ sein, wenn man mich läßt.....
    Das man mit Geschichten oder Malerei nicht jeden Menschen gleich gut erreichen kann, ist klar.
    Das Bedürfnis habe ich gar nicht.
    Ich danke Dir für Deine Hilfestellung.
    Und bitte denke nicht, ich hätte da was in den falschen Hals bekommen, bei Gott nicht!
    Ich wollte Dir nur meine Intuition vermitteln.
    Danke nochmals, Liv.
    Lg von Luna

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