Freitag, 4. September 2009



"Haben...haben sie vorhin alles mitgehört, Herr Sanders?"
"Nicht alles, gnädiges Fräulein, nicht alles," verneinte er und hörte,
wie sie erleichtert aufatmete um dann zu meinen:
"Es ist sehr schön hier, nicht wahr?
Viel schöner, als bei diesen....diesen gräßlich vergnügungssüchtigen
Leuten...."
Sanders lachte amüsiert auf.
"Wenn sie wollen, dann reissen wir zusammen aus?"kam
es dunkel von seinen Lippen und etwas wie ein Beben
klang in seiner Stimme mit.
Erschrocken wandte sie ihm ihr Gesicht zu.
"Ich....ich wollte sie doch nicht erschrecken, 
gnädiges Fräulein!"
"Ist schon gut, Herr Sanders.
Unser Gespräch bleibt doch unter uns?"
Als er es ihr nickend bestätigte, schritt sie
langsam zu den Schwingtüren.
Bald würde sie ja bei Stefan sein....bei "ihrem" Stefan....
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Baron Eugen von Sanders sah der Gestalt in dem whiskyfarbenen
Kleid nach.Er hob den Arm, als wollte er sie zurückhalten.
Daniela Martell aber war schon gegangen.
Als er später zu der Gesellschaft zurück ging, konnte
er das schöne Mädchen nirgendwo mehr entdecken.
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Daniela bog in die Seitenstraße ein, in welcher sie Stefan erwartete.
Er hatte sie sogleich gesehen.
Wie schön sie doch war!
Wie geblendet sah er ihr entgegen.
Das Kleid mit der zarten Farbe und dem duftigen Stoff
umschmeichelte die schöne Figur.
Eilig lief sie auf ihn zu und blieb
etwas außer Atem und sehr verlegen vor ihm stehen.
Sie schämte sich plötzlich, daß sie ihm ihre Freude so
offensichtlich gezeigt hatte.
"Danni, wie freut es mich....,"stammelte er
und drückte ihr einen duftenden Veilchenstrauß in die Hand.
"Oh Stefan, wie schön, danke!"
"Die Veilchen passen auch besser zu ihnen als die
hochmütigen Rosen, Danni!"
"Soll das nun ein Kompliment sein?" fragte sie und sah
ihn neckend an.
Einige Passanten sahen neugierig zu dem Paar,
welches händchenhaltend unter einer Laterne vor dem
Franzens-Park stand.
"Ich glaube, es wird Zeit, daß wir gehen,"murmelte Danni
und löste mit rotem Kopf ihre Hände von den seinen.
"Ich kenne hier ein sehr seriöses Lokal ganz in der Nähe,
Danni!"
Sie nickte und er bot ihr seinen Arm.
Eingehängt schlenderten sie die Straße entlang.
Es roch wunderbar nach den Linden, welche die Straße
säumten und die Atmosphäre damit verzauberten.
Stefan sah das junge Mädchen an seiner Seite immer wieder
bewundernd an.
Der laue Sommerwind, der aufkam,fuhr ihr durch das lange seidigbraune
Haar, das nur mit einem goldenen Haarreif gebändigt wurde.
Die beiden jungen Menschen waren nicht weit gegangen, da rief
Stefan:"Sehen sie dort um die Ecke....das ist das Tanzlokal!"
"Sie...sie waren schon oft da...und...und nicht alleine,
nicht wahr?"fragte sie leise und wagte nicht, ihn dabei
anzusehen.
Er antwortete bedächtig und es schien, als ob ihm jedes
Wort schwer fiele:"Oft - ja, Danni, ich war oft hier - und nicht
nur hier - und niemals alleine!"
Sie preßte die Lippen zusammen.
So eine Art von Eifersuchtsgefühl stieg in ihr hoch und sie 
ärgerte sich darüber.
"Denken sie nicht darüber nach, Danni, bitte! Ich werde es ihnen einmal
ganz bestimmt erzählen, wenn sie wollen. Ich verschweige
ihnen die Wahrheit nicht! Aber im Grunde ist es die Sache nicht wert,
darüber zu sprechen oder nachzudenken.
Bitte, bitte, Danni, lächeln sie wieder, na, nicht so verkrampft - 
sehen sie, jetzt scheint die Sonne in dunkler Nacht - nur wenn
sie lächeln, Danni!"
Das Tanzlokal, das sie nun betraten, hatte einen Garten mit
vielen Lauben. Hier wurde an warmen Sommernächten getanzt.
Lampions hingen über der Tanzfläche und überfluteten
sie mit buntem Licht.
Auf jedem runden Tischchen stand ein Windlicht.
Daniela und ihr Begleiter setzten sich an einem der Tische, der,
wie alle anderen, von einer blickdichten Laube umgeben war.
Es gab einem das intime Gefühl, alleine zu sein.
Eilfertig kam ein Kellner und fragte mit freundlichem Lächeln:
"Was darf ich den Herrschaften bringen?"
"Ein Cola, bitte!" "Mir auch,"bestellte Stefan und nickte
bekräftigend.
"Wollen die Herrschaften etwas speisen?
"Nein, danke!" sagten beide beinah wie aus einem Munde und
der Kellner entfernte sich.
In diesem Moment erklang eine dunkle zärtliche
Frauenstimme.
"Wollen wir?"fragte Stefan und deutete eine Verbeugung an.
Sie erhob sich nickend.
"Wie ein Tag, der erwacht, bricht die Sonne auf nach langer
Nacht, wie ein Quell, hell und klar, den ein Berg aus der
Tief gebar, so ist jetzt mein Leben, denn ich bin nicht allein,
du bist da, und das ist wunderbar,
du bist kein Traum, nein, es ist wahr,
du bist mir nah, so nah, du bist da und das ist wunderbar,
daß es das gibt,
ich bin verliebt, denn du bist da,
ich war Schatten, du bist Licht, ohne dich hat
die Welt kein Gesicht, ich bin arm, du bist reich,
unsere Liebe macht uns beide gleich,
alles, was ich bin, bin ich nur durch dich......"
Dicht aneinander geschmiegt tanzten Daniela und Stefan,
tanzten, tanzten, tanzten.......
Der Text schien nur für sie geschmiedet zu sein.
Es waren IHRE Worte, IHR Leben, IHRE Liebe......
Und das schöne Lied ließ sie versinken in eine Traumwelt.....
"Danni?"
"Jaaaa?"kam es wie erwachend von seiner rechten Schulter.
Sie fuhr auf.
Der Tanz war längst zu Ende und sie
hatten noch immer getanzt, dicht aneinander geschmiegt,
mitten auf der Tanzfläche.
"Um Gottes Willen!"kam es erschrocken von Dannis Lippen
und zugleich preßte sie die Hand auf ihren Mund.
Sah in das lächelnde Gesicht Stefans, als wollte sie ihn fragen:
'Warum hilfst du mir denn nicht aus dieser
Situation, die so peinlich?'
Doch der kleine rundliche Mann hinter der Theke, der die Platten auflegte,
hatte die Situation erfaßt und legte schmunzelnd nochmals die
gleiche Scheibe auf.
"Wollen wir noch einmal?"fragte Stefan und legte seine
Hand unter ihren Ellenbogen.
Lächend sah er auf das Mädchen hinunter.
"Können wir das überhaupt wagen?"scherzte sie nun
und ein glockenhelles Lachen entrang sich befreiend ihren
roten Lippen.
 
Fortsetzung folgt

1 Kommentar:

  1. Jetzt musste ich erst einmal alles nachlesen...sehr gut, wie immer...

    einen feinen Samstagabend wünsch ich dir herzlich...

    Rachel

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