Samstag, 26. September 2009

München - eine Stadt mit Weltruf.
Danni öffnete eben verschlafen die Augen, als der Zug in den Hauptbahnhof einfuhr.
"Danni...wir sind da..he...kleine Schlafmütze!"
Zärtlich stubste Stefan sie an.
"Oh Stefan, hab' ich etwa schon wieder geschlafen?" fragte sie und und sah ihn schlaftrunken an.
"Genau das, mein Schatz!"
"Alles aussteigen, alles aussteigen!"rief der Schaffner.
Stefan mußte sich mal kurz strecken, denn er hatte sich Danni zuliebe nur selten bewegt, um sie nicht zu wecken.
Dann packte er rasch die Koffer und beide stiegen aus.
Als Wiener waren die beiden ja Großstadt gewohnt und so fanden sie sich bald zurecht und standen kurze Zeit später vor der Wohnungstüre von Frau Klara Moser.
"Stefan, glaubst du, daß sie uns gerne empfängt?"fragte Danni bang.
"Bestimmt. Ich konnte Tante Klara immer schon gut leiden. Sie hat ein gutes Herz, wie Mum es gehabt hat - sie war aber immer die Schönere von den beiden Schwestern, das muß ich zugeben."
Er läutete an und man hörte Schritte im Flur.
Als sich die Türe öffnete stand ihnen eine schlanke hübsche Frau von circa fünfundvierzig Jahren gegenüber.
Daniela fiel sogleich die frappante Ähnlichkeit mit Stefan auf.
"Stefan, hallo, grüß' dich, mein Junge!" rief Frau Moser erfreut und umarmte ihren Neffen.
War noch gar nicht lange her, daß sie sich bei dem traurigen Anlaß des Begräbnisses gesehen hatten.
Und dann wandte sie sich Danni zu. "Du bist also die große Liebe von unserem Stefan!? Grüß dich, Kind, du bist mir genauso willkommen wie er! Ich bin so froh, daß ich dich auch kennenlerne, Mädel!"
Auch Daniela wurde fest gedrückt und umarmt.
"Vorsicht,"mahnte Stefan mit erhobenen Zeigefinger lächelnd.
"Ach ja,"Klara nickte,"da müssen wir jetzt aufpassen auf dich, Danni!" Sie streichelte Dannis Arm mütterlich und meinte:"Aber kommt herein, Kinder. Wir wollen doch nicht hier am Gang übernachten,"schloß die Türe und wandte sich Stefan zu mit den Worten:"Stell' die Koffer in das Zimmer um die Ecke. Meine Bude ist nicht groß, aber ich hoffe, sie reicht für uns alle. Ihr habt doch sicher nichts dagegen, daß ihr ein Zimmer miteinander habt, hm?"Klara blickte schelmisch lächelnd von einem zum anderen.
Daniela wurde rot und Stefan feixte grinsend, mit einem Zwinkern zu Danni:"Im Notfall nicht, Tante!"
"Gemeinheit,"murmelte Daniela scheinböse und zog finster die Augenbrauen zusammen, stemmte die Fäuste in die Hüften.
"Das Kindchen soll dann bei euch schlafen, solange ihr da seid, und später wird ihm das Zimmer gehören...."
"Wir sind dir so dankbar, Tante Klara,"flüsterte Daniela und Tränen  standen in ihren Augen.
Klara Mosers dunkelbraune Augen, die in eigenartigem Kontrast zu den lockigen blonden Haaren standen, sahen das Mädchen gerührt an.
"Mädel, ist doch selbstverständlich. Ich liebe das Kleine jetzt schon und werde ihm immer den Glauben an die Eltern lassen. Wenn ihr dann auf Besuch kommt wird es immer wissen: Da kommen Mama und Papa. Und später, wenn ihr verheiratet seid...na, das wißt ihr ohnedies....es wird immer euer Kind bleiben!"
Daniela senkte die Lider und seufzte tief. Sie dachte an ihre Eltern und wußte, daß da ein sehr schwerer Weg vor ihnen lag.
Doch da trat Stefan an ihre Seite und legte beschützend seinen Arm um ihre Schultern, zog sie zu sich heran und küßte ihre Stirne.
Und trotz der vielen Probleme fühlte sich die junge werdene Mutter mit einem Mal gut aufgehoben und zu Hause.
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Es waren ein paar Monate später, der Winter ging langsam zu Ende.
Zarte Knospenspitzen waren schon hie und da zu entdecken.
Daniela und Stefan hatten sich in der fremden großen Stadt gut eingelebt, er hatte eine gutbezahlte Stelle gefunden.
Ihre Eltern hatten sich daran gewöhnt, nur hie und da per Telefon von ihrer Tochter zu hören.
Selbst zu Weihnachten hatte Danni es geschafft, nicht nach Hause fahren zu brauchen.
Herrn und Frau Martell war dies nicht so unangenehm, so konnte man zu den Malediven fliegen und lange Urlaub machen.
Mehr Kontakt hatte sie zur Köchin und dem Ehepaar Magda und Johannes.
Diese drei Menschen waren als einzige eingeweiht und wußten, warum Daniela wirklich in München war.
Doch auf ihre Verschwiegenheit konnte sie sich verlassen.
Mit Klara Moser hatte sie sich angefreundet, sie war ihr eine wahre mütterliche Freundin geworden.
Und große Stütze bei all den Fragen, die sich für die so junge werdende Mutter auftaten.
Und Stefan und sie waren oft in der Stadt unterwegs und in der letzten Zeit hatten sie viele süße Babysachen eingekauft, aber auch neue Sachen für Daniela, deren Bauch schnell wuchs.

Des Abends machten sie es sich dann gemütlich und nach dem Abendessen saßen die beiden Frauen gerne beisammen und strickten und plauderten.
Stefan liebte seine Danni und für ihn wurde sie immer schöner.
Die baldige Mutterschaft hatte aus dem blutjungen Mädchen eine junge Frau gemacht und die fraulichen Züge, das Strahlen, das von innen heraus kam, war so schön anzusehen.
Manchmal dachte er, das kann doch gar nicht sein, daß man einen Menschen so unendlich lieben kann.
Wenngleich er in letzter Zeit beobachten mußte, daß die Hormonwerte die junge Frau oft launisch machten.
So auch gerade eben.
"Ist etwas, mein Liebes?"fragte Stefan und sah sein Mädchen fragend an.
Nervös legte Daniela ihre Hände auf ihren großgewordenen Bauch.
"Diese Leute mit ihren höhnischen Blicken und ihrem Getratsche hinter meinem Rücken...sie verfolgen mich bis in meine tiefsten Träume!"kam es plötzlich wie gehetzt von ihren Lippen und sie sprang auf, preßte die Hände vor die Augen und murmelte monoton:"Ich schäme mich....."
Erschrocken blickte Stefan Klara an, welche aufstand und zu Daniela trat. Sie war vom Beruf Krankenschwester und wußte, wie Frauen in diesem Zustand oft gelaunt waren.
Langsam nahm sie Dannis Hände von den Augen und sprach ruhig:"Schämen nicht - freuen, ja, Mädel. Das Kleine wirst du bald in deinen Armen halten. Hier sind Menschen, die dich lieben, mein Kind - schau zu Stefan, dort liegt dein Glück." Die Worte blieben nicht ohne Wirkung.
Danni ging zu Stefan, welcher sich ebenfalls erhoben hatte und reichte ihm mit einem bittenden Ausdruck in den Augen die Hände und flüsterte:"Du weißt, wie sehr ich dich liebe, verzeih meinen Ausbruch. Ich werde versuchen, mich nicht mehr gehen zu lassen, ja? Bist du mir nicht mehr böse?"
"Kleines, ich war dir niemals böse. Du bist tapfer, eine kleine tapfere Frau - meine kleine süße Frau, du!"
Groß sah sie ihn an, dann überstrahlte ein Lächeln ihr Gesicht."Stefan, mein Stefan, bleib' immer bei mir, hab' mich lieb und sei dir bewußt, daß auch ich dich immer lieben werde, ganz gleich, was geschieht!"
Aufatmend legte sie ihren Kopf an seine breite Brust und er umfaßte sie mit beiden Armen.
Später saßen die beiden engumschlungen in ihrem Zimmer.
Liebevoll hatte er seine Hand an ihren großen Bauch gehalten und die Bewegungen seines Kindes beobachtet, während Daniela selig lächelte.
Dieses kleine Leben in ihr einte sie mehr als alles andere je zuvor.
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Fortsetzung folgt
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